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Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes

Titel: Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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nach einem Taxi Ausschau hielt, grübelte Thorne noch immer über dieses Gespräch nach. Womöglich war Yvonne Kitsons Mann von Natur aus ein Miesepeter. Vielleicht war er auch nur verschnupft, weil er die Kinder am Hals hatte, obwohl er lieber Golf gespielt oder die Sonntagszeitung gelesen hätte. Oder es steckte etwas ganz anderes dahinter. Worauf immer er so sauer war, es schien ihm nichts auszumachen, dies alle Welt wissen zu lassen.
    »Sie sagte, sie wäre nur ein paar Stunden weg …«
    Weiter vorn stieg ein junges Pärchen in das einzige Taxi, das weit und breit zu sehen war. Wieder fiel ihm Eve ein, was sie miteinander unternehmen könnten. Scheiß drauf, er hatte es geschafft, nicht einen Sonntag lang durch IKEA gezerrt zu werden …
     
    Als Thorne im Wohnzimmer vorschlug, etwas zu kochen, war sein Vater rot angelaufen und hatte ihn als »blödes kleines Arschloch« beschimpft. Eine halbe Stunde später im Pub machte sein Dad einen deutlich zufriedeneren Eindruck. Ein Glas Bier und eine Portion Würstchen und Pommes konnten bei dem alten Herrn Stimmungsumschwünge auslösen, die nicht minder radikal waren als die, die von den chemischen Veränderungen in seinem Gehirn verursacht wurden.
    »Das ist Nummer drei auf meiner Regelliste, verstehst du?«, erklärte ihm sein Dad.
    Sie saßen an einem Tisch in der Ecke: Thorne, sein Vater und Victor, ein Freund seines Vaters. Früher waren sie ein ganzer Haufen gewesen, Stammgäste, die sich zwei-, dreimal abends die Woche hier trafen. Seit der Alzheimerdiagnose ließen sich Dads alte Freunde nicht mehr ganz so oft blicken wie früher. Victor war der Einzige, der anscheinend nicht befürchtete, sich anzustecken …
    »Welche lautet?«, fragte Thorne.
    Strahlend wie ein Honigkuchenpferd hob sein Vater sein Glas. »Wie folgt: ›Kein Bier‹. Regel Nummer drei, die nach ›Nicht in die Küche gehen‹ und ›Nicht alleine ausgehen‹ kommt. Meine Liste dummer Regeln, verstehst du?«
    Thorne nickte. Er verstand es …
    »Kein Suff.« Jim Thorne räusperte sich, senkte die Stimme und versuchte zu klingen wie ein DJ. »Direkt auf Platz drei in der Alzheimer-Hitparade …« Thorne und Victor lachten. Thornes Vater begann, die Titelmelodie von Top of the Pops zu summen, hielt unvermittelt inne und sah, von Panik gezeichnet, hinüber zu Victor. »Was sind die drei größten Charthits aller Zeiten? Damit meine ich, wer hat sich die meisten Wochen in den Charts gehalten?«
    Victor beugte sich vor; die Stimmung war schlagartig angespannt. »Elvis … Cliff Richard …«
    »Klar, ja«, warf Jim aufgeregt ein. »Es geht um den dritten, der fällt mir nicht ein. Gott, ich weiß es doch Thorne versuchte zu helfen. »Die Beatles …?«
    Mit perfektem Bühnentiming sahen Dad und Victor einander an, blickten zu Thorne und antworteten mit einer Stimme: »Nein …«
    Thorne sah, wie seinem Vater der Schweiß ausbrach, wie er zu keuchen begann. Dass er zwei Pullis übereinander trug, war keine Hilfe. »Ich seh sein verdammtes Gesicht vor mir. Du weißt schon, der Kerl, der auf Kerle steht.« Er hob die Stimme. »Gott, er spielt … das Ding mit den Tasten, schwarze und weiße Tasten …«
    »Das Klavier«, sagte Thorne. Sein Vater redete häufig so, wenn ihm das richtige Wort nicht einfiel. Das Ding, das man sich in den Mund steckt, um sich die Zähne zu putzen. Schinken und … diese Dinger, die aus den Hühnern rauskommen.
    Victor schlug triumphierend mit der Faust auf den Tisch. »Elton John.«
    »Ich weiß«, sagte Jim. »Ich weiß es …« Er fing an, nacheinander auf seine Pommes einzustechen, und sah aus, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen.
    »Ich hol uns noch was zu trinken«, sagte Thorne schnell. »Wenn du schon eine deiner Regeln brichst, kannst du die anderen auch gleich über Bord werfen …«
    Victor leerte sein Glas und reichte es Thorne. »Möglicherweise hat dein Dad ja gar nicht Alzheimer …«
    Thorne warf ihm einen finsteren Blick zu. Diese Art Diskussion war zwecklos, obwohl Victor streng genommen vollkommen Recht hatte. Alzheimer konnte nie mit absoluter Sicherheit diagnostiziert werden. Allerdings waren sich die Ärzte zu neunzig Prozent sicher, was ziemlich gut war … oder in diesem Fall schlecht.
    »Das Gleiche noch mal, Victor?«
    »Hörst du zu, Jim?«, sagte Victor. »Bei Alzheimer kann man sich nie sicher sein …«
    Thorne legte Victor die Hand auf den Arm. »Victor …«
    Und jetzt durchbohrte Victor ihn mit Blicken. Thorne fiel es wie

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