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Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes

Titel: Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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verstandene Signale.
    Arschloch. Arschloch. Arschloch.
    Bis dahin …
    Augen, die es nicht ertragen, offen zu bleiben. Geschlossen. Und ein neues Bild taucht auf. Klein zunächst und weit entfernt. Wie arrangiert wartet es in einem fernen Lichtkegel am Ende eines Tunnels.
    Jetzt entschwindet das Stöhnen und Klatschen in die Ferne, während das Bild näher kommt, durch den Tunnel heranbraust, die Dunkelheit in sich aufsaugt, bis es ausgeprägter und klarer ist denn je.
    Klarer, als es je in echt war. Die Farben sind lebendiger: das nasse Rot auf dem weißen Hemd, das Kobaltblau der Leine, die sich wie eine exotische Schlange um seinen Hals schlingt. Die Geräusche und Gerüche des Körpers und des Seils, ohrenbetäubend und stechend. Quietschend, fäkal.
    Das Gefühl: das unbeschreibliche Grauen, es zu sehen. Den ungeheuren Schmerz in diesen Augen, gesehen zu werden.
    Und am Schluss, es zu beobachten. Den Kampf zu spüren und schließlich in die Freiheit zu entschweben, weg von dem Körper, der sich langsam dreht am Ende eines abgewetzten und schmierigen Seils.

Siebzehntes Kapitel
    Eine der grausamsten Geschichten über geschundene Körper und gezeichnetes Leben, die Tom Thorne je gehört hatte …
    Eine Woche war vergangen, seit Carol Chamberlain in Thornes Büro gesessen und sämtliche Wege freigemacht hatte. Holland saß am Steuer eines Laguna aus dem Car-Pool, als sie nach Essex fuhren, genauer gesagt nach Braintree. Die zwei Männer fühlten sich so wohl in der Gegenwart des anderen, dass sie es auch ertrugen, wenn nichts gesagt wurde. Doch das Schweigen heute war ausgesprochen schwer erträglich. Thorne konnte nur hoffen, dass das, was in Hollands Kopf vorging, nicht ganz so düster war wie seine eigenen Gedanken.
    Eine der grausamsten Geschichten …
    Jane Foley war von Alan Franklin vergewaltigt worden. Davon war Thorne überzeugt. Da es jedoch damals nicht hatte bewiesen werden können, bestand wenig Hoffnung, dass die Wahrheit mehr als fünfundzwanzig Jahre später ans Licht käme. Was jedoch damals wie heute niemand bezweifelte, war, wie bizarr und brutal ihr Mann, Dennis, darauf reagierte. Was er Jane und dann sich selbst angetan hatte an jenem 10. August 1976.
    Wahrscheinlich würde Thorne sich niemals sicher sein können, was in jenem Haus zwischen diesen zwei Menschen vorgefallen war und zu diesen letzten intimen Augenblicken des Grauens geführt hatte. Thorne wusste jedoch, dass er viel Zeit damit verbringen würde, sich diese Augenblicke vorzustellen: den Schrecken Jane Foleys, als ihr Mann ausholte; die Schuld und den Schmerz und die Angst des Mannes, der soeben einen Mord begangen hatte; an dessen Händen das Blut noch nicht trocken war, das Abschleppseil glitschig, als er eine behelfsmäßige Schlinge knotete.
    Am schlimmsten freilich die Verständnislosigkeit der beiden Kinder, die die Leichen ihrer Eltern fanden …
    Thorne zuckte leicht zusammen, als Holland mit den Handflächen gegen das Lenkrad schlug. Er öffnete die Augen und sah, dass sie in zäh fließenden Verkehr geraten waren. Seit sie die M11 verlassen hatten, war alles zu. Samstagvormittag und kein Grund für einen Stau, aber da war er.
    »Scheiße«, fluchte Holland. Es war das erste Wort, das seit fast einer Stunde gesprochen wurde.
    Wenn Thorne seine Zeit damit verbrachte, darüber nachzugrübeln, was sich zwischen Jane und Dennis Foley abgespielt hatte, dann bereitete ihm noch etwas anderes mindestens ebenso großes Unbehagen. Etwas, das, Gott steh ihm bei, womöglich ebenfalls Entsetzliches ausgelöst hatte.
    Thorne hatte Mist gebaut. Er hatte einen derartigen Mist wie selten gebaut, und das hieß einiges …
    Carol Chamberlain war davon ausgegangen, dass die Beamten, die 1996 in dem Franklin-Mord ermittelt hatten, ebenfalls Mist gebaut hatten. Offensichtlich hatten sie Franklins Namen nicht im General Registry in Victoria überprüft, wo sie auf seine Rolle bei der Vergewaltigung Jane Foleys zwanzig Jahre früher gestoßen wären.
    Nach Überprüfung der Akten stellte sich jedoch heraus, dass diese Beamten sehr wohl beim General Registry angerufen hatten. Was nicht aktenkundig war, sondern eine Vermutung blieb, war, dass der hirntote Sesselfurzer am anderen Ende der Leitung – ein seit langem sich im Ruhestand und, wie Thorne hoffte, unter der Erde befindender Beamter – Franklins Name übersehen hatte. Ein Auge auf dem Kreuzworträtsel, und das war’s. Ein teurer Fehler.
    Aber Thornes Fehler war noch teurer.
    Im Gegensatz

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