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Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes

Titel: Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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»Gott sei gepriesen. Ich freu mich schon darauf«, sagte sie.
    »Freut mich, dass es dich freut«, erwiderte Thorne.
    »Ja, wird auch wirklich Zeit. Ich habe mir fest vorgenommen, nicht wieder damit anzufangen. Ich wollte nicht derart verzweifelt rüberkommen.«
    Thorne sah auf. Kitson hatte sich über ihre Unterlagen gebeugt. »Hör mal, heute Morgen habe ich einen ziemlich langen Blick in den Spiegel riskiert. ›Verzweifelt‹, find ich, trifft es ziemlich genau …«
     
    Bis auf ein paar Zimmer war Fiona fertig.
    In der Regel arbeiteten die Mädchen nach einem vorgegebenen Plan und machten die Zimmer Stockwerk für Stockwerk und einen Gang nach dem anderen sauber, doch die Reihenfolge der einzelnen Zimmer variierte dabei von Tag zu Tag. Zimmer, die ein »Bitte-nicht-stören«-Schild an der Tür hängen hatten, wurden natürlich später sauber gemacht als die, wo ein leeres Frühstückstablett draußen abgestellt worden war.
    Im ersten Stock mussten noch zwei Zimmer am Ende des Ganges geputzt werden. Sie sah auf ihre Uhr. Es war zwanzig vor zehn …
    Fiona nahm einen mit Schwämmen, Sprays und Flaschen voll gepackten Eimer und bugsierte den Staubsauger mit dem Fuß zur Zimmertür. Sie klopfte an die Tür und zählte bis fünf, wobei sie an Eier und Schinken und Schlafen dachte. Das war jeden Morgen das Gleiche. Um diese Zeit, am Ende dieses Ganges, dachte sie nur noch an zu Hause, an ein spätes Frühstück und ein paar herrliche Stunden im warmen Bett.
    Zwanzig Minuten. Wenn sie Glück hatte, schaffte sie vielleicht beide Zimmer vor dem Ende ihrer Schicht, obwohl das natürlich davon abhing, in welchem Zustand diese sich befanden.
    Sie langte hinunter zu ihrer Generalschlüsselkarte, die an einem gelben Spiralplastikgürtel hing …
    Eine Melodie ging ihr durch den Kopf. Das Lied, mit dem sie von ihrem Radiowecker geweckt worden war, einem Geschenk ihrer Oma zum Abschluss der Prüfungen. Das Lied war sehr altmodisch, nur ein Sänger und eine Gitarre, doch die Melodie war ein richtiger Ohrwurm.
    Sie steckte die Karte ins Schloss und zog sie wieder raus. Das Licht unter dem Griff leuchtete grün. Sie drückte ihn nach unten und lehnte sich gegen die Tür …
    Aus dem Augenwinkel sah sie jemanden im Gang auf sie zukommen. Sah aus wie eine dieser alten Schreckschrauben aus der Haushaltung. Sie konnte sich nicht sicher sein, da das Gesicht der Frau von einem riesigen Lilienarrangement verdeckt war.
    Mit einem Hüftschwung stieß sie die Tür auf. Schob den Staubsauger über die Schwelle und ließ die Tür offen, während sie sich zum Wagen umdrehte, um sich zu holen, was sie noch brauchte …
    Zwei Monate später bekam Fiona ihr Traumangebot, den Platz im Schauspielunterricht in Manchester. Aber sie nahm ihn nicht an. Nicht diesen September. Sie erhielt ihre zwei Bs und ein C, doch es bedeutete ihr nichts. Zwei Monate später zog ihre Mutter das Blatt aus dem Umschlag und las ihr mit aufgesetzter Begeisterung die Ergebnisse vor. Doch sie drang damit kaum zu ihrer Tochter durch. Der Schrei, der sie vor acht Wochen erschüttert hatte, dröhnte ihr noch immer in den Ohren und übertönte so gut wie alles andere.
    Dieser Schrei und dieses Bild von sich, das Bild eines jungen Mädchens, das über eine Schwelle tritt und sich umwendet. Sich einem Dreck ganz besonderer Art ausgesetzt sieht. Flecken, die sich mit keinem der Putz- und der Poliermittel entfernen lassen, die aus dem scheppernd auf den Zimmerboden fallenden Eimer quellen.
     
    Es war kaum zehn Uhr vorbei, und Thorne überlegte bereits, was es wohl mittags im Royal Oak als Tagesangebot geben würde, als diese Frau mittleren Alters in sein Büro spazierte.
    »Ich suche Detective Constable Holland«, erklärte sie.
    Sie marschierte herein, ohne anzuklopfen, so dass Thorne zunächst nicht gerade begeistert war, aber sich dennoch um Höflichkeit bemühte. Die Frau war untersetzt und mollig, wahrscheinlich ging sie auf die sechzig zu. Sie erinnerte ihn ein bisschen an seine Tante Eileen, und plötzlich hatte er eine Idee, wer sie sein könnte.
    »Ach, Sie sind Daves …«
    Die Frau fiel ihm ins Wort und zog, während sie sprach, einen Stuhl unter Kitsons Schreibtisch hervor, knallte ihn vor Thornes Schreibtisch und setzte sich.
    »Nein, das bin ich nicht. Ich bin Carol Chamberlain. Exdetective Inspector Chamberlain von der AMRU …«
    Thorne griff nach einem Stift und einem Blatt Papier, um sich Notizen zu machen. Scheiß Graue Zellen, die fehlen mir gerade noch …

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