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Tom Thorne 04 - Blutzeichen

Titel: Tom Thorne 04 - Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Er stellte die Frage langsam. »Und wer war es dann?«
    Rookers großer Augenblick war gekommen. »Es war Billy Ryan. Deshalb kann ich Ihnen Billy Ryan auch auf dem Silbertablett servieren. Er hat den Auftrag gegeben, Kevin Kellys Kleine umzulegen.«
    Nach einer kurzen Pause, die jedoch nicht allzu dramatisch war, stellte Thorne die nahe liegende Frage: »Warum?«
    »Es war nicht kompliziert. Er war ehrgeizig. Er wollte die kleineren Familien übernehmen, aber Kelly war dagegen. Er war zufrieden, so wie es war. Kevin war in Billys Augen ein Weichei geworden.«
    »Also wollte er den Laden übernehmen?«
    »Billy wollte, was Kevin hatte. Mehr als Kevin hatte. Er hatte bereits einmal versucht, ihn aus dem Weg zu räumen, und die Sache gründlich vermasselt.«
    Thorne erinnerte sich an Chamberlains Vortrag über die Geschichte der Bandenkriege: der missglückte Anschlag auf Kevin Kellys Leben ein paar Monate vor dem Mordversuch in der Schule. »Hatten Sie damit was zu tun, Gordon?«
    »Das ist nicht das Thema. Der Punkt ist, die Kelly-Leute dachten, ich sei es gewesen.«
    »Billy hat es also auf die Tochter seines Bosses abgesehen, aber wer immer sein Geld dafür nimmt, versucht das falsche Mädchen umzubringen.«
    »Genau, die Sache wurde genauso vermasselt, aber es hat trotzdem funktioniert. Kevin Kelly dreht durch, erledigt jeden, der ihn auch nur schief angesehen hat, und übergibt den Laden an Billy Ryan, bevor er sich zurückzieht. Hätte nicht besser laufen können.«
    Thorne sah, wie Rooker leicht zusammenzuckte, als Chamberlain einwarf: »Ich bin mir nicht sicher, ob Jessica Clarke oder ihre Familie das auch so sah.«
    »Woher wissen Sie das alles so genau?«, fragte Thorne.
    »Weil Billy Ryan mir den Auftrag geben wollte. Ich war perfekt dafür. Ich hatte schon für ein, zwei Leute Jobs übernommen, Angsteinjagen und was sonst gefragt war …«
    »Ryan bot Ihnen Geld an, um Kevin Kellys Tochter umzubringen?«
    » Eine Menge Geld …«
    »Und Sie lehnten den Job ab.«
    »Ja doch, ich vergreif mich nicht an Kindern.«
    Chamberlain stöhnte. »Himmel, mir wird übel von diesem Schwachsinn. Es läuft immer auf diesen Gangsterehre-Quatsch raus. ›Wir tun nur unseren Leuten weh‹ und ›Es war eine Geschäftssache‹ und ›Wer ein Kind anfasst, gehört aufgeknüpft‹. Jetzt erzählt er uns gleich, wie gern er seine Mutter hat …«
    Rooker lachte und zwinkerte ihr zu.
    Es war nicht warm in diesem Zimmer, und Thorne hatte seine Jacke anbehalten. Jetzt stand er auf und hängte sie über seinen Stuhl. Chamberlain blieb sitzen. Thorne vermutete, ihr schickes graues Kostüm war neu. Vielleicht war sie auch beim Friseur gewesen, hatte sich die Haare etwas schneiden und ein paar Strähnchen färben lassen, aber er sprach sie nicht darauf an.
    »Hoffentlich ist diese Frage nicht zu dumm«, sagte Thorne. »Aber warum haben Sie die Tat zugegeben?«
    »Billy Ryan hat dafür gesorgt, dass jeder Arsch in London dachte, ich wär’s gewesen. Sie hatten ganze Arbeit geleistet. Das Feuerzeug, das beim Zaun gefunden wurde, hatte der Kerl absichtlich zurückgelassen.« Er sah Chamberlain an. »Sie haben gesehen, was Kevin mit den Leuten gemacht hat, die er im Verdacht hatte, sie hätten damit zu tun. Stellen Sie sich vor, was er mit mir gemacht hätte. Kelly hatte mich auf dem Kieker, weil ich seiner Meinung nach seine Alison hatte umbringen wollen. Und Billy war hinter mir her, weil ich der Einzige war, der wirklich gewusst hat, wer dahinter steckt.« Er wandte sich zu Thorne um. »Ich war zum Abschuss freigegeben.«
    »Das Gefängnis war also die bessere Option?«
    Rooker nahm den Deckel von seiner Tabakdose. Er legte den Tabak auf das Blatt, ohne hinzusehen, und sprach, als versuche er die Geheimnisse der Infinitesimalrechnung zu erklären. »Ich dachte daran, abzuhauen, nach Spanien zu verschwinden oder noch weiter weg. Aber die Vorstellung, jahrelang über die Schulter zu schauen und mir jedes Mal in die Hose zu machen, wenn jemand an der Tür klingelt …«
    Chamberlain schüttelte den Kopf. Sie sah zu Thorne und wieder zu Rooker. »Das kauf ich Ihnen nicht ab. Im Gefängnis wären Sie genauso dran gewesen.«
    Rooker legte seine halb gerollte Zigarette weg. »Glauben Sie, das war mir nicht klar?« Er packte seinen Schürzenlatz und zog ihn samt dem Pulli, den er darunter trug, hoch über die schlaffen, haarigen Brustwarzen, um ihnen eine schlecht verheilte Narbe zu zeigen, die quer über die Rippen lief. »Sehen Sie? Ich war

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