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Tom Thorne 04 - Blutzeichen

Titel: Tom Thorne 04 - Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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von dem Augenblick an zum Abschuss freigegeben, als ich Gartree betrat, und Belmarsh und den Knast hier …«
    »Warum haben Sie sich dann nicht dafür entschieden, Ihr Glück draußen zu versuchen?«
    »Hier drin kenn ich die Regeln. Ich hab keine Angst.« Er zog den Pulli und den Schürzenlatz wieder über den Bauch. »Draußen könnte es jeder sein, der Geld braucht und einen hochgehen lässt. Der Typ, der dich nach der Uhrzeit fragt, der neben dir im Klo steht, dich um Feuer bittet. Jeder. Hier drin weiß ich, wer’s drauf anlegt. Ich seh es kommen, und ich kann mich schützen. Ich hab einige Kratzer abgekriegt, aber ich leb noch. Deshalb weiß ich, dass ich mich richtig entschieden habe.«
    Rookers gelbe Zunge fuhr heraus und leckte über den Rand des Rizla-Blättchens. Er rollte die Zigarette, klemmte sie sich zwischen die Lippen und zündete sie an. »Und auch was Billy Ryan angeht, haben Sie sich richtig entschieden«, bemerkte Thorne. »Sie haben ihn nie verpfiffen.«
    »Ich bin ja nicht komplett blöd.«
    Chamberlain trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Wieder diese beschissene ›Ganovenehre‹.«
    »Also warum jetzt?«, fragte Thorne.
    »Jetzt hören Sie mal zu. Sie sind zu mir gekommen, haben mich mit dem Kopf drauf gestoßen. Die Leute hier haben angefangen herumzureden.«
    »Also warum jetzt?«
    Rooker nahm die Zigarette aus dem Mund, hielt sie zwischen seinen vom Nikotin vergilbten Fingern. »Es reicht mir. Ich bin noch am Leben, aber die Luft, die ich atme, stinkt nach altem Schweiß und dem Dreck der anderen hier. Ich streite mich mit Vergewaltigern und Perversen herum, wer als Nächstes den Fernsehkanal wechseln oder Pool spielen darf. Ich habe einen Enkel, der in ein paar Wochen einen Vertrag bei West Harn unterschreibt. Ich möchte ihn spielen sehen.« Er blinzelte langsam, zog an seiner Zigarette, klopfte die Asche ab. »Es ist Zeit.«
    Chamberlain stand auf und ging zur Tür. »Das ist alles ungemein rührend, und ich bin sicher, die Kommission für bedingte Haftentlassung steht auf so ein Geschwätz.«
    Rooker streckte sich. »Bisher nicht. Deshalb brauche ich etwas Hilfe …«
    »Ich versteh immer noch nicht, warum Sie den versuchten Mord an Jessica Clarke gestanden haben. Sie hatten doch freie Wahl, wenn Sie sich unbedingt hinter Gittern verkriechen wollten. Dieser Sicherheitsbeauftragte, den Sie an seinen Stuhl fesselten und anzündeten, zum Beispiel. Warum haben Sie behauptet, dass Sie ein vierzehnjähriges Mädchen umbringen wollten?«
    Thorne kannte die Antwort: »Weil man im Trakt für gefährdete Häftlinge eine bessere Überlebenschance hat. Stimmt’s, Gordon? Man ist schwerer zu kriegen.«
    Rooker starrte ins Leere und zog an seiner Zigarette.
    Es klopfte an der Tür, ein Wärter steckte den Kopf herein und fragte, ob jemand Tee wolle. Thorne nahm dankend an, Chamberlain lehnte ab. Der Wärter regte sich auf, als auch Rooker um eine Tasse bat, beruhigte sich aber auf ein Nicken Thornes hin schnell wieder und verschwand.
    »Also wer war es?«, sagte Chamberlain.
    Thorne war klar, sie dachte an die Briefe, die Anrufe, den Mann, der von ihrem Vorgarten aus zu ihr hinaufgelächelt hatte.
    »Wenn Sie nicht Billy Ryans Geld genommen haben, müssen Sie eine Idee haben, wer es getan hat.«
    Rooker schüttelte den Kopf. »Ich hab wirklich keine Ahnung, wer dieser Verrückte ist, der Ihnen das Leben zur Hölle macht …«
    »Wer hat Jessica Clarke angezündet?«, fragte Chamberlain.
    »Ich hab keinen blassen Schimmer, und das ist die Wahrheit. Ich kenn niemand, der es getan hätte. Der es getan haben könnte. Über die Jahre hinweg hab ich mich manchmal gefragt, ob es nicht vielleicht Billy selbst war …«
     
    Eine Weile saßen sie im Auto, ohne ein Wort zu sagen. Als Thorne sich vorbeugte, um den Schlüssel umzudrehen, meinte Chamberlain plötzlich: »Was denkst du?« Thorne sah sie an und atmete tief aus. »Wo fangen wir an?«
    »Zum Beispiel damit, dass Rooker sich wegen eines Verbrechens einsperren lässt, das er nicht begangen hat.«
    »Solche Geschichten hab ich schon ein-, zweimal gehört«, sagte Thorne. »Ich denke, wenn man einen Verrückten wie Billy Ryan im Nacken hat …«
    »Aber zwanzig Jahre?«
    »Na ja, damit hat er wohl nicht gerechnet?«
    Chamberlain schaute hinaus zum Fenster auf den Parkplatz.
    »Du bist nicht überzeugt von der Geschichte?«, fragte Thorne.
    Ihre Stimme war ruhig, und sie sprach, ohne ihn anzusehen. »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Ich

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