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Tom Thorne 04 - Blutzeichen

Titel: Tom Thorne 04 - Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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nach unten ging. Es roch immer irgendwo nach Essen.
    »Klappt’s diesmal beim Panel? Was meinst du, Rooker?« Alun Fisher hatte drei Jahre von einer Fünf-Jahres-Haftstrafe für rücksichtsloses Fahren mit Todesfolge abgebüßt. Seine Vorgeschichte waren Drogenmissbrauch und psychische Probleme. Da er sich weigerte, ordentlich zu essen, verbrachte er ungefähr genauso viel Zeit im Krankenflügel des Gefängnisses wie im Trakt für gefährdete Häftlinge. »Diesmal müssen die dich rauslassen. Zählst schon die Tage, hä?«
    Rooker brummte in seinen Bart und sah hinüber zu den Kartenspielern in der Ecke. Dieses Mal war er wirklich zuversichtlich. Der Handel musste durchgehen. Sie konnten sein Angebot nicht ausschlagen. Wahrscheinlich konnte er es sich leisten, einen Billardstock zu nehmen und Fisher den Kopf einzuschlagen, und sie würden dennoch eine Polizeilimousine für ihn vorbeischicken.
    »Dir geht’s sicher prima draußen«, sagte Fisher. »Das denkt jeder hier. Die haben ein Auge auf dich, weil du niemanden verpfiffen hast.«
    Rooker starrte ihn an.
    Fisher nickte und bleckte die schwarzen und verfaulten Tunkie-Zähne. »Kein Schwein hast du verpfiffen …«
     
    »Das Geschäft gehörte Mr. Izzigil. Unserer Firma gehört das Gebäude, das von einer Vermietungsgesellschaft betreut wird. Ich hab ihn nicht mal gekannt.« Zarif hatte denselben Akzent wie sein Vater, aber Grammatik und Wortschatz waren beinahe perfekt. Sie waren zwei Jahre hier, und ihre Muttersprache war bereits von der neuen Sprache abgelöst worden. Offensichtlich waren die Zarif-Jungs in jeder Hinsicht schnell von Begriff. »Mein Bruder hat ab und zu bei ihm reingeschaut, bekam einen oder zwei Filme umsonst. Disneyfilme für seine Kinder …«
    »Verstehe«, sagte Thorne.
    »Das Haus gehört Zarif Brothers, aber der Videoladen gehörte Mr. Izzigil.«
    Holland gelang es nicht, den Sarkasmus ganz zu unterdrücken. »Das sagten Sie bereits.«
    Zarif legte den Kopf zur Seite, drückte mit dem Finger in einen leeren Metallaschenbecher auf dem Tisch und ließ diesen langsam kreisen. Er war Anfang zwanzig, groß, mit einem Schopf dicker schwarzer Haare hoch auf dem Kopf. Er wirkte ernst und seufzte, als er wiederholte, was ohnehin längst klar war. »Er verlieh Filme.«
    »Davon hat er aber nicht das Schulgeld für seinen Sohn bezahlt«, sagte Thorne. »Oder den schönen neuen Audi in seiner Garage.«
    Zarif schüttelte den Kopf und ließ den Aschenbecher kreisen.
    »Er hatte über dreißigtausend Pfund in einem Bausparvertrag angelegt«, sagte Holland.
    »Es gibt eben sparsame Leute …«
    Thorne beugte sich vor und schob sanft den Aschenbecher zur Seite. »Sie haben also keine Ahnung, warum ihm jemand eine Kugel in den Kopf jagen wollte? Und seiner Frau ebenfalls?«
    Zarif schnalzte mit der Zunge, als überlege er sich eine Antwort.
    Thorne war klar, dass für den jungen Mann ihm gegenüber dieses Gespräch genauso wichtig war wie für sie. Hassan Zarif wusste, ihm konnte im Augenblick nichts passieren. Hier ging es um den Eindruck. Er wollte nicht als Bremsklotz erscheinen, aber er hatte eine auftrumpfende Ader und hatte es – durchaus verdient, wie er glaubte – zu einer gewissen Position gebracht. Eine nicht ganz einfache Gratwanderung. Doch während er den betroffenen Geschäftsmann gab, wollte er zugleich eine Botschaft rüberbringen. Er wollte ihnen – natürlich auf die nette Art – mitteilen, dass weder er noch der Rest der Familie vorhatte, sich verarschen zu lassen.
    »Vielleicht hat er die Falsche gevögelt«, sagte Zarif.
    Hinter dem Tresen lachte Zarifs Schwester. Thorne, der den Witz nicht besonders gut fand, warf ihr einen finsteren Blick zu, stellte dann aber fest, dass sie in Wirklichkeit über eine Bemerkung von Zarifs Freund lachte. Er wandte sich wieder Zarif zu. »Wie wir Ihrem Vater bereits sagten, ermitteln wir in einer Reihe von Morden.«
    »Wir leben in einer gefährlichen Stadt.«
    »Sie ist nur für manche Leute gefährlich«, entgegnete Thorne.
    Zarif hob lächelnd die Hände. »Hören Sie, ich hab einiges zu tun, also …«
    Thorne stellte seine Frage und spielte das Spiel. Er hatte selbst eine Botschaft, die er an den Mann bringen wollte, und legte keinen allzu großen Wert auf Subtilität, »Verfügen Sie über Informationen, die uns bei der Ermittlung in dem Mordfall Mickey Clayton weiterhelfen könnten?«
    Zarif schüttelte den Kopf.
    »Oder in dem Mordfall Sean Anderson?«
    »Nein.«
    Die Opfer des X-Man.

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