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Tom Thorne 04 - Blutzeichen

Titel: Tom Thorne 04 - Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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»Anthony Wright? John Gildea?«
    »Nein und noch mal nein.«
    Thorne langte in seine Tasche und angelte nach ein paar Münzen. Er ließ ein paar Pfund auf dem Tisch liegen. »Das ist für den Kaffee.«
    Draußen regnete es. Sie liefen schnell zu Thornes BMW.
    »Ich glaube«, meinte Holland, »dass wir viel zu viel Zeit damit verschwenden, mit diesen Arschlöchern zu reden, ihnen Fragen zu stellen und dabei zuzuhören, wie sie uns erzählen, sie wüssten rein gar nichts.«
    Thorne sah in den Park, an dem sie entlangliefen. Die Bäume erinnerten ihn an glänzende Gerippe. »Immer dieselbe Geschichte …«
    »Der hat einen solchen Mist rausgelassen«, sagte Holland. »Disneyfilme für die Kinder? Die stecken doch voll mit drin, Nachschub, Auslieferung, die ganze Kette. Die haben eine kräftige Schnitte von dem abgekriegt, was Izzigil verdiente. Zusätzlich zu der Piraterie und dem Schmuggel …«
    Finsbury Park gehörte nicht zu Thornes Lieblingsparks. Im Lauf der Jahre hatte er einige Konzerte hier gesehen – die Fleadh, weil er Emmylou Harris erleben wollte; Madstock mit einer Polizistin, auf die er ein Auge geworfen hatte. Als die Sex Pistols sich wieder vereinigten und dort auftraten – damals lebte er noch mit seiner Frau zusammen –, konnte er jedes Wort von ihrem Garten in Highbury hören, der beinahe zwei Kilometer entfernt war …
    Holland verzog das Gesicht. »Der Kaffee war auch beschissen. Schmeckte eher nach Blumenerde.«
    Thorne lachte. »Alles Geschmackssache.«
    »Hätten Sie später Lust auf ein Bier? Im Oak oder irgendwo in der Stadt …«
    »Gibt Ihnen Sophie heute Ausgang?«
    »Die ist froh, wenn sie mich von hinten sieht. Manchmal geh ich ihr auf die Nerven, fürchte ich. Ach, ich geh mir selber auf die Nerven …«
    Sie waren am Auto. Thorne sperrte es auf und stieg ein, um sich hinüberzubeugen und Hollands Tür zu öffnen. »Geht es ein andermal? Ich hab noch zu tun heute.«
    Holland nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Der Regen hatte dunkle Streifen auf den Schultern seiner grauen Jacke und oben an den Hosenbeinen hinterlassen. Der Anzug wirkte etwas hinüber, und Thorne wusste, dass Holland demnächst zu M & S ging, um sich einen neuen zu kaufen, der genauso aussah.
    »Ein heißes Date?«, fragte Holland.
    Thorne lächelte, als der Motor beim ersten Mal ansprang. »Kann man nicht gerade behaupten …«

Neuntes Kapitel
    Leicester Square bei Nacht war für Thorne wie die M25 zur Stoßzeit und das Stadium am Millwall Ground. Die gleiche Liga.
    Die Straßenmusikanten und gelegentlichen B-Film-Premieren änderten daran nichts. Für jeden lächelnden Touristen gab es eine Gestalt, die vor einem Kino an der Wand lehnte oder sich in einer Ecke herumdrückte und aus ihren eigenen, weitaus düstereren Gründen hier war. Für jede amerikanische Familie oder jedes skandinavische Rucksacktouristenpärchen gab es einen Taschendieb, einen Kleinkriminellen oder irgendeinen kaputten Typen, der Ärger suchte. Und der lausige Rummel schien die Aasgeier nur noch mehr anzulocken.
    »Mir tun die Streifenpolizisten Leid, die hier die ganze Nacht Dienst schieben müssen«, sagte Chamberlain.
    Es gab genug Orte in der Stadt, in denen eine Verheißung in der Luft lag. Hier lag nur die Drohung in der Luft. Hätte es nicht so nach Pisse und billigen Hamburgern gestunken, hätte man sie wahrscheinlich riechen können.
    »Das Einzige, was für den Leicester Square spricht«, sagte Thorne, »ist die Miete, die man dafür bei Monopoly kassiert …«
    Hier war der Teufel los, und das an einem Dienstagabend um Viertel vor sieben. In diesem Gewühl von Schaulustigen, Fotografierwütigen und den Kameradieben gab es auch noch die, die einfach nur den Platz überquerten. Die nach Westen liefen Richtung Piccadilly und Regent Street und noch weiter. Nach Süden zu den Theatern am Strand. Nach Osten Richtung Covent Garden, wo die Straßenkünstler wirkliche Künstler waren und die Hamburger alles andere als billig.
    Thorne und Chamberlain waren unterwegs zu einem hell erleuchteten, gut besuchten Spielsalon zwischen Chinatown und Soho. Auf ihrem Weg kamen sie an halb beschlagenen Fenstern vorbei, hinter denen goldbraune Hähnchen und zähe Tintenfische wie Innereien von Haken hingen.
    »Bist du dir sicher, dass er da ist?«, fragte Chamberlain.
    Thorne lenkte sie nach links, um die Schlange vor dem Capitol Club zu umgehen. »Gegen Billy wurde schon ermittelt, bevor die Kacke am Dampfen war. Wir wissen ziemlich gut über ihn

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