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Tom Thorne 04 - Blutzeichen

Titel: Tom Thorne 04 - Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Weil sie das ganze Elend mit seinem Vater ertrug. Weil sie so viel tat und nichts dafür zurückbekam. Thorne konnte sich nicht erinnern, ob er ihr jemals dafür gedankt hatte. »Vielleicht das nächste Mal«, sagte er.
    Eileen nickte Thornes Vater zu. Er starrte auf den Tisch und klopfte sich mit dem Griffende des Messers gegen die Zähne. »Dein Dad scheint sich zu amüsieren«, sagte sie.
    Victor griff nach dem Wasserkrug. »Er amüsiert sich prächtig, so viel steht fest.«
    »Haben wir uns eigentlich schon bedankt, dass du ihn hergebracht hast?«, fragte sie ihn.
    Victor strahlte. »Keine Ursache, wirklich nicht. Macht uns beiden Spaß, wenn wir mal ein bisschen rauskommen.«
    »Trotzdem, vielen Dank. Ich konnte ihn nicht holen, und ohne dich hätte er es nicht geschafft … ohne deine Gesellschaft.«
    »Er macht keine Probleme, ehrlich.«
    Thorne war sich bewusst, dass beide seinen Vater liebten, dass sie für ihn sehr viel opferten, und dennoch trieb es ihn zur Weißglut, wenn sie über ihn sprachen, als wäre er nicht anwesend.
    »Er macht absolut keine Probleme, wenn er will«, sagte Eileen.
    Victor lachte und schenkte Jim Thorne ein Glas Wasser ein.
    Thorne blendete sich aus dem Gespräch aus und sah sich um. Suchte nach einem Anzeichen, ob die Vorspeise bald käme. Er spürte eine Hand auf seinem Arm, sie gehörte seinem Vater.
    »Du siehst aus, als ob dir eine Menge durch den Kopf geht, mein Sohn«, sagte der Alte.
    Thorne nickte. In seinem Kopf sah er ein Mädchen, das wild mit den Armen fuchtelte, während sie über den Schulhof rannte … während sie in der Küche tanzte … während sie vom Dach eines Parkhauses in die Tiefe stürzte …
    Jim Thorne beugte sich zu ihm und flüsterte: »Manchmal kommt es mir vor, als ob du schlimmer dran bist als ich.« Er klopfte mit dem Finger an seine Schläfe. Seine Schläfenhaare waren weiß, während die seines Sohnes grau waren. »Vielleicht solltest du es probieren, Tom. Ich kann es nicht genug empfehlen. So schlecht es dir geht, sosehr es dir wehtut, wenn du an etwas denkst, eine halbe Stunde später kannst du dich kein bisschen mehr daran erinnern. Einfach so, wusch, ist es weg. Wunderbar. Ein Goldfischhirn …«
    Thorne starrte seinen Vater ein paar Sekunden an. Ihm fiel nichts dazu ein. Eine Kellnerin rettete ihn, als sie mit vier Tellern wässrig aussehender Suppe neben ihm auftauchte.
     
    »Vier und drei, dreiundvierzig …«
    Als Eileen Bingo vorschlug, spielte Thorne kurz mit dem Gedanken an Selbstmord. Und der Enthusiasmus, mit dem Victor und sein Vater den Vorschlag aufnahmen, tat seiner Stimmung keinen Abbruch. Sie liefen an den letzten Überresten des West Pier vorbei, der nun so gut wie hinüber war, nachdem er mit verdächtiger Regelmäßigkeit gebrannt hatte, und weiter zum Brighton Pier. Der hatte früher Palace geheißen, war aber umbenannt worden, da er nun der einzige nutzbare Pier in der Stadt war. Thorne grummelte den ganzen Weg vor sich hin.
    Bingo. Das lag gleichauf mit Karaoke und glühend heißen Nadeln, die man sich in die Augen sticht …
    »Zwei kleine Entlein, zweiundzwanzig.«
    Doch jetzt, da er es spielte, packte ihn die Spielleidenschaft, trotz der Bingo-typischen albernen Zahlenreimereien bei der Ansage. Auch wenn die ausgesetzten Preise – ein überdimensionierter Teddybär und ein riesiger, aufblasbarer Hammer – seinen erhöhten Puls kaum rechtfertigten.
    »Ganz allein, die Nummer sieben …«
    »Bingo!«
    Der Aufschrei kam von einer alten Frau, die ein paar Meter von ihnen entfernt saß. Leise fluchend lehnte Thorne sich zurück. Und alle anderen mit ihm. Er schob die blauen Plastikquadrate zurück, die bis auf zwei alle Zahlen auf seinem Brett belegt hatten.
    Zwischen ihm und seinem Vater saß Eileen.
    Der Alte lehnte sich schmunzelnd über Eileen. »Wie bringst du neunundneunzig von hundert alten Frauen dazu, ›Scheiße‹ zu schreien?«
    Thorne schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung.«
    »Du musst nur die hundertste dazu bringen, ›Bingo‹ zu schreien.«
    Thorne kannte den Witz bereits, lachte aber trotzdem darüber, wie immer.
    »Wie viele Zahlen haben dir gefehlt?«, fragte Eileen.
    »Nur zwei«, antwortete Thorne.
    »Wie das erst in einem großen Saal ist. Die spielen manchmal um einige zehntausend Pfund. Noch mehr bei einem landesweiten Spiel …«
    Thorne beschloss umgehend, niemals bei einem solchen Spiel mitzumachen. Wenn die Aufregung in irgendeinem Verhältnis stand zu dem Geld, das man einsammeln konnte,

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