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Tom Thorne 04 - Blutzeichen

Titel: Tom Thorne 04 - Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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fiele er wahrscheinlich auf der Stelle tot um.
    Die Spielhalle am Ende des Piers, in der sie sich befanden, dürfte wohl den großen Bingosälen ähneln, die noch über ganz London verstreut existierten. Die meisten waren umfunktionierte Kinos, aber einige hatten noch den Pomp der viktorianischen Theater, die sie früher mal gewesen waren. Thorne saß wie die anderen Spieler auf einem unbequemen Stuhl um ein kleines Podium, ein Plastikspielbrett vor sich und Schlitze für die Pfundmünzen. Es ging alles schnell und einfach. Man konnte kein Geld gewinnen. Es war Bingo light.
    »Das nächste Full House in einer Minute …« Die Stimme des Moderators hallte durch das billige Soundsystem.
    Thorne sah zu ihm hinauf. Er war klapperdürr und so gut wie kahl. Das riesige Mikrofon, das er sich vor den Mund hielt, verdeckte die untere Hälfte seines Gesichts. Die überdimensionierte Sonnenbrille verbarg den Rest. So schundig das ganze Szenario war, diese Gestalt im Rüschenhemd hatte etwas Bewundernswertes.
    Thorne steckte seine Münze für die nächste Spielrunde in den Schlitz.
    »Kommen Sie, meine Damen und Herren, es sind nur noch ein paar Plätze frei …«
    Thorne blickte sich um. Im ganzen Saal befanden sich nicht mehr als eine Hand voll Leute. Der Typ warf sich mehr in Pose als ganz Brighton.
    »Augen auf, die erste Zahl …«
    Thorne beugte sich vor, die Finger angespannt über dem Brett, bereit, die Plastikquadrate zu legen. Weiter rechts lachte sein Vater noch immer über seinen Bingo-Witz. Er sah, wie Eileen ihm etwas zuflüsterte und für ihn die Münze in den Schlitz steckte.
    »Fünf und sechs, sechsundfünfzig …«
    Thornes Vater lachte immer lauter. Die Alte, die das vorherige Spiel gewonnen hatte, warf ihnen einen finsteren Blick zu. Rechts von Thorne wurde es zunehmend laut. Er wandte sich im selben Moment um, als Eileen nach seiner Hand griff, um ihn um seine Hilfe zu bitten.
    »Zwei und vier«, rief sein Vater plötzlich, »deine Mutter pisst ins Bier!«
    Victor kicherte, und Thorne sah, wie Eileen das Blut aus den Wangen wich. Er packte seinen Vater am Arm. »Dad …«
    »Die Sieben und die Acht, fick sie, dass es kracht!«
    Thorne stand auf und ging um Eileen herum zu seinem Vater. Hinter ihm wurde Murren laut, und dann rief jemand: »Komm schon, Freund, warum gehst du nicht rauf und probierst es?«
    Thorne senkte den Kopf zu seinem Vater. Als er die Aufregung, die Ausgelassenheit auf dem Gesicht seines Vaters sah, hielt er den Atem an.
    »Von den zwei fetten Weibern«, dröhnte sein Vater, »möcht ich keine ficken!«
    Ein Pfeifen war zu hören, als der Moderator sein Mikrofon weglegte. Entsetzt sah Thorne, dass er keine Zähne hatte und mindestens zwanzig Jahre älter war, als er ihn eingeschätzt hatte. Aus den Augenwinkeln sah Thorne einen Mann in einem schwarzen Anzug und mit einem Walkie-Talkie in der Hand herbeieilen – offenbar der Geschäftsführer. Thorne war klar, dass er an sich halten und mit den üblichen Entschuldigungen und Erklärungen auf das Gespräch vorbereiten sollte, aber er musste einfach zu sehr lachen.
     
    Der Kaffee, den er sich am Bahnhof in Brighton geholt hatte, war kalt geworden. Thorne starrte aus dem Waggonfenster hinaus in die schwarze Nacht, als der Zug viel zu langsam zurück nach London fuhr. Er ließ den Kopf zurücksinken und schloss die Augen. Fragte sich, warum er nicht im Bett, wenn er schlafen wollte, so müde war.
    Er stellte sich seinen Vater und Victor in ihren jeweiligen Betten in Eileens Gästezimmer vor, wie sie über den gemeinsam verbrachten Tag redeten. Darüber lachten, was auf dem Pier passiert war. In Wahrheit hatte er keine Ahnung, ob sein Vater sich in solchen Momenten dessen bewusst war, was er gerade machte. Konnte er sich an diese Momente zurückerinnern und sich darüber freuen? Thorne hoffte es und stellte sich vor, wie sein Vater sich abmühte, die Erinnerung an seine Bingo-Eskapaden festzuhalten, bevor sie ihm entglitten.
    Wusch, ist es weg. Wunderbar. Ein Goldfischhirn …
    Im Verlauf des Tages hatte Thorne sich als Kind in einer schnatternden Herde exzentrischer Erwachsener gesehen. Natürlich war ihm klar, dass dies eine momentane Illusion war, dass in Wirklichkeit das genaue Gegenteil zutraf – dass er mit seinem Versuch, sich um seinen Vater zu kümmern, dem Vatersein so nahe kam, wie er es vielleicht nie mehr in seinem Leben käme.
    Er machte sich gar nicht erst die Mühe, ein gigantisches Gähnen zu unterdrücken. Als er seinen

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