Tom Thorne 04 - Blutzeichen
nickte und nickte erneut, als sie fortfuhr.
»Ich will eine Bestätigung, dass sämtliche Notizen ausschließlich für ein internes Polizeidokument verwendet und keinem Gericht vorgelegt werden, sollte ein solches zu einem späteren Zeitpunkt tätig werden.«
Thorne schrieb mit, ohne viel zu denken. Er hoffte nur, dass sich dieses Juristenpalaver in Grenzen hielt.
»Dieses Treffen ist nur Teil einer Beratung innerhalb der Gemeinde«, sagte Jesmond. Er breitete die Arme aus. »Ich bin dankbar, dass alle sich bereit erklärt haben, daran teilzunehmen, und heute Vormittag hierher gekommen sind.«
»Hierher« – das war ein austauschbares, namenloses Hotel außerhalb von Maidenhead. Ein Vertreterhotel unter hunderten entlang der M25. Leicht zu erreichen und weit genug entfernt, um keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen.
Das hatte Tughan vor einer Woche gemeint – sie alle an einen Tisch bringen und versuchen, dem Ganzen ein Ende zu bereiten.
Zarif legte dem Mann neben ihm die Hand auf die Schulter, dem »angesehenen Führer der türkischen Gemeinde«. Sie trugen beide schicke Anzüge und lächelten glatt. »Meine Brüder und ich wurden von unserem Freund hier gebeten, der Polizei zu helfen, so gut wir nur können«, sagte er. »Ich finde, wir tragen zu dieser Ermittlung bereits in jeder erdenklichen Weise bei, aber wenn wir darüber hinaus noch etwas tun können, sind wir dazu gerne bereit.«
Jesmond nickte. Thorne schrieb.
»Dasselbe gilt für mich«, sagte Stephen Ryan. Er trug eine dicke Goldkette um den Hals und eine edle Wildlederjacke über dem offenen Hemd. »Sowie für meinen Vater und alle, die in Ryan Properties involviert sind. Mein Vater kann heute wegen eines wichtigen geschäftlichen Termins nicht hier sein, aber er lässt noch einmal ausrichten, wie sehr er diese Morde verurteilt.«
Thorne glaubte seinen Ohren kaum. Er dachte an Alison Kelly. Das Telefongespräch im Zug lag etwas mehr als eine Woche zurück. Seither hatte er nichts mehr von ihr gehört.
»Es ist sein Wunsch, jedes weitere Blutvergießen zu vermeiden.« Ryan sah den Tisch hinunter zu Thorne. »Schreiben Sie das auf?«
Am liebsten würde ich diesen Stift nehmen und dir etwas über das Gesicht schreiben, du kleine, schmierige Arschgeige, dachte Thorne.
Er schrieb: Ryan. Abscheu. Wunsch.
Jesmond brach etwas von dem Gebäck ab, wobei er darauf achtete, dass die Krümel auf dem Teller landeten. »Ich brauche niemandem hier zu sagen, dass wir genau das hören wollen. Aber was wir brauchen, sind Taten. Nur dann wird sich etwas daran ändern, wird dieses Blutvergießen, von dem Sie sprachen, wirklich aufhören.«
»Natürlich«, sagte Zarif.
Ryan hob die Hände: Versteht sich von selbst.
Jesmond setzte seine Brille auf, griff nach einem Blatt Papier und begann die Namen darauf zu lesen. »Anthony Wright. John Gildea. Sean Anderson. Michael Clayton. Muslum Izzigil. Hanya Izzigil. Detective Sergeant Marcus Moloney.« Hier legte Jesmond eine Pause ein und blickte den Tisch entlang. »Und als Letztes Francis Cullen, ein Fernfahrer, und zwei bislang noch nicht identifizierte Tote.«
Thorne sah zu Ryan, dann zu Zarif. Beide hatten eine ernste Miene aufgesetzt, wie sie dem Aufrufen der Namen der Toten angemessen war. Der Menschen, die sie umgebracht hatten.
»Das sind die Opfer, von denen wir wissen«, sagte Jesmond. »In diesen Mordfällen ermitteln wir im Augenblick, und alle stehen sie in einem gewissen Maß in Verbindung zu Ihren Familien oder Ihren Geschäften.«
Ryans Anwältin versuchte ihm ins Wort zu fallen.
Jesmond hob die Hand. »Haben zumindest auf die eine oder andere Weise Ihre Familien oder Geschäfte berührt. Miss Brimson?«
»Ich habe meinem Klienten für dieses Treffen geraten, sich nicht zu spezifischen Fällen zu äußern, nach denen Sie ihn fragen könnten.«
»Wer ist denn hier spezifisch?«, fragte Thorne.
Ein eisiges Lächeln war die Antwort. »« Könnten », habe ich gesagt. ›Könnten‹.«
»Verstanden, ich werde es unterstreichen«, sagte Thorne.
Zarif schenkte sich noch eine Tasse Kaffee ein. »Sie sollten sich für diese Haltung schämen, Mr. Ryan. Genau das ist das Gefährliche, dass sich Leute weigern auszusagen, sich einzumischen. Dadurch werden diese Morde erst möglich.«
Der Alte neben ihm zupfte an seinem Bart und nickte zustimmend.
»In meiner Gemeinde gibt es einige, die Angst haben, ihre Meinung zu sagen«, fuhr Zarif fort. Er sah zu Jesmond. »Wir hatten gedacht, die Leute in
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