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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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vierundzwanzig Stunden. Gestern, in den frühen Morgenstunden, nehm ich an. Vielleicht auch etwas früher, spät in der Nacht.«
    Die Nacht, bevor sie Grant Freestone kassierten.
    Aber Freestone konnte nicht der Mörder sein, oder? Sie waren sich bereits sicher, dass er niemanden gekidnappt hatte, und es wäre ein zu großer Zufall, wenn es keinen Zusammenhang gäbe zwischen dem Mord an Kathleen Bristow und Luke Mullens Entführung.
    »Ich vermute, er hat ihr auch ein, zwei Rippen gebrochen«, sagte Hendricks. »Als er sie niederdrückte. Vielleicht hat er sich auch auf ihre Brust gekniet.«
    Als Hendricks Kathleen Bristow mit dem Finger in den Mund fasste, um mit einem Wattestäbchen über die Risse an der Lippe zu wischen, wandte sich Thorne ab. Er ging aus dem Zimmer und nach unten. Ein Mann von der Spurensicherung, den er gut kannte, arbeitete im Esszimmer methodisch an dem Tischchen, auf dem das Telefon und der Anrufbeantworter standen. Von hier hatte der DI der herbeigerufenen Einheit Dave Holland angerufen, nachdem er dessen Nachricht für Kathleen Bristow abgehört hatte. Auf dem Weg zur Hintertür scherzte er noch kurz mit dem Beamten, sah dabei aber das Gesicht der alten Frau vor sich, das in sich zusammenzufallen schien, als Hendricks ihr das Gebiss herausnahm.
    Draußen schob Thorne die Kapuze des Plastikoveralls nach hinten und ging hinüber zu Dave Holland, der im gleichen Anzug an der Mauer neben dem Küchenfenster lehnte. Ein Generator brummte vor dem Haus, und ein riesiger Lichtkegel tauchte die Hälfte des Gartens vor der Küchentür in grelles Licht.
    Holland zog rasch zweimal an seiner Zigarette, bevor er sie hochhob, um sie Thorne zu zeigen. Dann rollte er die Augen nach oben, Richtung erster Stock. »Ist doch ein Grund für eine Zigarette, oder? Aber dann hat man wieder Schuldgefühle, weil man jeden Zug genießt.«
    Im Gegensatz zu den meisten anderen hatte Holland mit dem Rauchen angefangen, nachdem seine Tochter geboren worden war. Er hatte heimlich geraucht, bei der Arbeit, bis seine Freundin ihm auf die Schliche kam und total ausflippte. Seither gab er sich Mühe, wieder damit aufzuhören. Aber es gab Momente, wie er sagte, in denen man schwach sein durfte.
    »Riecht Sophie das nicht?«
    Holland nickte. »Aber sie kapiert, dass es in neun von zehn Fällen einen guten Grund für eine Zigarette gibt, daher schlägt sie relativ selten Krach.«
    Thorne drückte sich von der Wand ab und ging nach hinten in den Garten. Holland folgte ihm in den Schatten, aus dem Lichtkegel hinaus. Sie setzten sich auf eine kleine verzierte Bank.
    »Glauben Sie, das war unser Kidnapper?«, fragte Holland.
    »Wenn er es nicht war, hab ich verdammt noch mal keine Ahnung, was hier läuft. Nicht dass ich jetzt eine Ahnung hätte.«
    »Vielleicht kommen wir ihm auf die Spur.«
    Thorne sah zurück zum Haus, auf die Kollegen von der Spurensicherung, die drinnen ständig am Schlafzimmerfenster vorbeiliefen. »Im Augenblick fällt es mir schwer, darüber in einen Freudentaumel auszubrechen.« Er streckte die Beine aus. Das Gras roch, als sei es vor ein, zwei Tagen gemäht worden. Neben den weißen Plastiküberschuhen wirkte es grau.
    »Ich habe DI Porter schon eine Weile nicht mehr gesehen«, sagte Holland.
    »Und …?«
    »Nichts, ich hab mich nur gefragt, wo sie wohl steckt.«
    »Ach so. Ja, sie hat mit dem Fotografen gesprochen, als ich sie das letzte Mal gesehen hab.« Thorne beugte sich vor und sah Holland herausfordernd an.
    »Was?«
    »Denken Sie nicht einmal daran, hier blöde Bemerkungen zu machen«, sagte Thorne. »Halten Sie einfach die Klappe, und rauchen Sie Ihre Zigarette zu Ende …«
    »Ich hab ja nur gefragt.«
    »Sonst rufe ich Ihre Freundin an und erzähle ihr, dass Sie wieder zwanzig Zigaretten am Tag rauchen.«
    Holland tat, worum Thorne ihn gebeten hatte, und sie saßen schweigend nebeneinander. Der Rauch zog zum Licht und verschwand dann im Kegel, wo Mücken und Motten tanzten. Als er mit seiner Zigarette fertig war, drückte Holland sie unter der Bank aus und stand auf. »Ich geh besser wieder rein«, sagte er. »Ich nehme an, sie bringen sie in einer Minute heraus.«
    Das war ein weiterer Vorteil einer Spurensicherung in dieser frühen Stunde: Bis auf den gelegentlichen schlaflosen Hundebesitzer oder irren Jogger hatte Kathleen Bristow kein Publikum, wenn sie ihr Haus zum letzten Mal verließ. Tagsüber wäre kein Mangel an Schaulustigen, die von einem Fuß auf den anderen tretend im Kopf die

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