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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Spekulation. Und es gab Dinge, die erschreckend klar auf der Hand lagen. »Er bringt Luke um, wenn er muss«, sagte Thorne.
    Porter nickte, als habe Thorne nur bestätigt, was sie bereits wusste. Sie zog die Beine auf die Bank und legte die Arme um die Knie. »Ich hab erst zwei verloren«, sagte sie.
    Ein, zwei Minuten lang suchte Thorne nach einer passenden Antwort, doch bevor ihm etwas einfiel, hatte Porter die Verunsicherung verscheucht und stand auf.
    »Wir müssen einfach einen verdammten Gang zulegen«, sagte sie. »Vielleicht hilft es uns, wenn wir es von dieser Warte aus angehen.«
    »Vielleicht.« Thorne richtete sich auf und hoffte, dass sich ihr Optimismus als berechtigt erwies. Zweifelsohne würde der Fall in den Memos und auf den weißen Tafeln neu dargestellt werden, auch in Thornes Kopf gruppierte er sich anders. Doch während die Linien in ganz neue Richtungen verliefen und sich zum ersten Mal mit anderen kreuzten, wanderte ein Name unweigerlich in einen Bereich, in dem er eigentlich nichts zu suchen hatte. Egal was geschah. Dieser Name entfernte sich immer mehr von dem für Opfer und Zeugen reservierten Bereich hin in eine grauere, unübersichtliche Zone.
    Tony Mullen.
    In der Küche rührte sich was, anscheinend wurde Kathleen Bristows Leiche herausgetragen. Porter ging zurück zum Haus, Thorne ein paar Schritte hinter ihr.
    Wenn dieser Moment gekommen war, verstummte das Geblödel, zumindest so lange, bis der Leichenwagen weggefahren war. Dann ging es wieder los mit dem Eintüten von Beweisen, dem Einsammeln von Proben und dem Herumgealbere, wobei die Lautstärke meist zulegte.
    Wenn die Leiche weg war, konnte der Tatort befreit aufatmen.
    Thorne sah zu, wie die Bahre über die Stufe an der Hintertür in den Garten gehoben wurde. Dahinter kam Holland mit Hendricks im Schlepptau, der sich aus seinem Plastikoverall schälte, um der Toten in die Leichenhalle zu folgen. Die Bahre wurde durchs Tor, den vom Lichtkegel erhellten Weg am Haus entlang auf die Straße getragen.
    Thorne ging zurück ins Haus. Dabei schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass Zigarettenqualm nicht das Schlimmste war, nach dem man stinken konnte, wenn man nach Hause kam.
     
    Die Untersuchungshaft wurde innerhalb von 24 Stunden nach sechs und fünfzehn Stunden überprüft. Vor dreißig Minuten, um acht Uhr morgens, hatten Kitson und Brigstocke Adrian Farrells Untersuchungshaft soeben zum zweiten Mal überprüft. Jetzt überbrachte sie dem Häftling die freudige Kunde selbst: Sollte sie mit dem weiteren Verlauf nicht zufrieden sein, dann wollten sie und ihr DCI den Superintendenten um eine sechsstündige Verlängerung ersuchen.
    Besserwisser, der Anwalt – der selbst den Namen Wilson vorzog – zeigte sich kaum beeindruckt. »Und das alles auf Grundlage einer Videogegenüberstellung, sehe ich das richtig?«
    »Eine Identifizierung durch einen Augenzeugen, der nach eigener Aussage Mr Farrell und zwei weitere Personen dabei beobachtet hat, wie sie Amin Latif am siebzehnten Oktober letzten Jahres ermordeten. Entschuldigung … ich sollte es besser so formulieren: ›Mr Latif ermordeten, nachdem sie ihn sexuell missbrauchten.‹ Schließlich wollen wir hier genau sein. Andererseits denke ich, reicht bereits der Mord. Oder wie sehen Sie das?«
    Wilson notierte etwas in seinem Block und legte dann wie zufällig den Arm über das Geschriebene, wobei er wie ein Schuljunge wirkte, der andere am Abschreiben hindern möchte.
    Kitson sah ihm beim Schreiben zu und dachte bei sich, das könne genauso gut eine Einkaufsliste sein. Seinem Mandanten würde es so oder so nicht viel nützen. Neben ihr knöpfte sich Andy Stone die Jacke auf. Stone war nur hier, weil die Anwesenheit eines weiteren Beamten erforderlich war. Er schien ganz zufrieden mit seiner Rolle zu sein.
    »Frieren Sie auch nicht, Adrian?«, fragte er.
    Der Verhörraum war kühl, was von Vorteil war, da ein wegen einer Messerstecherei nachts Festgenommener sich in die Ecke übergeben hatte. Wäre der Raum geheizt, wäre die Mischung aus abgestandener Kotze und Desinfektionsmittel wohl unerträglich.
    Nach Adrian Farrells Gesichtsausdruck zu urteilen war es so schon schlimm genug.
    Ohne Uniform, ohne den Schulhintergrund und allem, was dazugehörte, wirkte er völlig anders. Er trug Jeans und ein rotes Kapuzenshirt mit der Aufschrift »NEW YORK« über der Brust. Die blonden Haare waren zerrauft, aber alles andere als gestylt. Und sein Gesicht zeigte deutlich, dass er eine unbequeme

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