Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders
Jahr ausgeben, für irgendwas, das seinem Vater recht gewesen wäre.
»Schade, dass Sie sich den Rücken nicht beruflich ramponiert haben«, hatte Porter gesagt. Sie hatten den Metallriegel unter den Kissen hochgezogen, die Matratze herausgezogen und die Beine nach unten geklappt. »Dann hätte der Staat blechen müssen.«
Sie war so nahe, dass Thorne das Bier riechen konnte. Aus dem einen Drink waren mehrere geworden.
Sie hatten über die Kollegen in der Arbeit hergezogen und den Job an sich. Sie hatten Geschichten über ihre Eltern und frühere Beziehungen ausgetauscht. Thorne hatte ihr davon erzählt, dass er am Tag zuvor über schlechte Ehen nachgegrübelt hatte und ihm als Erstes Maggie und Tony Mullen eingefallen waren. Er war schockiert gewesen, denn das war das erste Mal, dass ihm bei dem Thema nicht als Erstes seine eigene Ehe eingefallen war.
Porter hatte gemeint, das sei wahrscheinlich ein gutes Zeichen.
Jetzt, da er vor seinem Badezimmer wartete, merkte er, dass er weitaus mehr erzählt hatte als sie. Dass er – abgesehen davon, dass sie witzig war und gut in ihrem Job – nicht viel über Louise Porter wusste.
Thorne konnte sie durch die billige, dünne Tür hören. Sie brummte komisch beim Zähneputzen, und er fand, das reichte fürs Erste.
Als sie aus dem Bad kam, trug sie ihre Klamotten in einem Bündel unter dem Arm und hatte nichts an als ihren Slip und eins von Thornes T-Shirts. Sie ging an ihm vorbei, wobei sie etwas rot wurde, und legte ihre Bluse und ihren Rock auf den Stuhl neben der Schlafcouch. »Ich revanchiere mich mit einer neuen Zahnbürste.«
»Ich würde mir eher Gedanken darüber machen, wie ich den Kollegen im Büro erkläre, dass ich zwei Tage hintereinander dieselben Klamotten trage.«
»Die kennen das von mir«, sagte sie. »Ich bin so eine Schlampe.«
Thorne lachte, musste husten und zuckte zusammen. Es tat einfach zu weh. Porter ging zu ihm und zog Thornes Hemd aus der Hose.
»Aber hallo«, sagte er.
Sie legte ihm die Hand auf den Rücken, ziemlich weit unten, etwas über dem Gürtel, und begann, über die Stelle zu reiben. »Hier?«
»Ziemlich genau«, sagte Thorne.
»Wird es besser?«
»O ja …«
Dann klingelte das Telefon.
Er drehte sich um und schob ihre Hand weg. Beide wurden augenblicklich ernst. Dieser Anrufer, so viel war ihnen klar, wollte nicht einfach nur plaudern.
Es war Holland. »Ich denke, Sie sollten zusehen, dass Sie aus dem Bett kommen«, sagte er.
»Wir waren ja noch gar nicht drin.«
»Wie bitte!«
Thorne hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. »Schießen Sie los, Dave.«
»Shepherd’s Bush CID haben eine Tote, die wir uns ansehen sollten. Ich geb Ihnen die Adresse.«
Thorne hielt nach einem Stück Papier Ausschau. Porter tauchte, einen Notizblock und einen Stift in der Hand, neben ihm auf und schlüpfte in ihren Rock.
»Ich höre …«
» Erinnern Sie sich an die Nachricht, die ich für Kathleen Bristow hinterlassen habe?«, sagte Holland. »Soeben kam der Rückruf.«
Dritter Teil
Wenn der Schein trügt
Sonntag
Luke
Es gab da einen Jungen, als Luke jünger war, der ihm in der Schule das Leben zur Hölle machte. Er stahl – einen teuren Füller, eine Uhr – und schlug Luke, boxte ihn gegen die Schulter oder trat ihm gegen den Knöchel. Und drohte Luke Schlimmeres an für den Fall, dass er jemandem davon erzähle. Luke war nicht der Einzige, der unter ihm zu leiden hatte. Er hatte gesehen, wie dieses Ekelpaket sich andere vorknöpfte und mit derselben Taktik fertigmachte. Er lächelte, war nett, tat so, als wolle er sich anfreunden, bevor er mit den Gemeinheiten begann. Als erhöhe die gespielte Freundlichkeit das Vergnügen, das er dabei empfand, sie später zu quälen und zu piesacken.
Luke hatte es niemandem erzählt. Er hatte unter dem Jungen gelitten, bis dieser die Schule verließ. Aber er hatte dabei gelernt, das Lächeln zu erkennen, das vor dem Schmerz kommt. Und der Mann im Keller lächelte genauso. Es klang dumm. Es war offensichtlich, wenn man sich ansah, was hier los war. Aber mit dem Mann stimmte was nicht. Er war irgendwie außer Kontrolle, verloren, was Luke das Gefühl gab, als habe der Mann selbst keine Ahnung, was er als Nächstes anstellen würde.
Je freundlicher der Mann war – je mehr Freiheiten er Luke ließ, je mehr er ihm erzählte, wie hoch er ihn schätzte –, desto mehr bekam es Luke mit der Angst zu tun. Und desto entschlossener wurde er, sich selbst zu helfen.
Es war schwer, sich
Weitere Kostenlose Bücher