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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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die Küche. Auf einem Abtropfregal war feinsäuberlich Geschirr aufgeschichtet. Die Katze strich um einen leeren Napf am Boden und rieb mit dem Kopf gegen die Küchenschranktüren.
    Caulfield beugte sich zu ihr hinunter. »Psss, ist schon gut.«
    »Sprechen Sie mit mir oder mit der Katze?« Fothergill zwang sich zu einem Lächeln, aber seine Stimme war einen Ton höher als sonst.
    Sie gingen aus der Küche hinaus in einen schmalen Gang, an dessen Ende sich die Haustür befand. Durch ein kleines Buntglasfenster fiel das Licht der Straßenlaterne. An der Seite führte eine Treppe nach oben. Rechts gingen zwei Türen ab. Sie öffneten beide und schalteten die Lichter in dem kleinen Wohn- und Esszimmer an.
    »Dean?«
    Fothergill lugte um die Tür und folgte Caulfields Blick. Der Tisch im Esszimmer war fürs Frühstück gedeckt: ein leeres Glas, ein Löffel und eine Serviette; eine bereits mit Müsli gefüllte und mit Folie abgedeckte Schale.
    »Kommen Sie …«
    Im Treppenhaus hingen Aquarelle und gerahmte Urkunden, auf einem Tischchen oben standen gerahmte Fotos neben einer Schale mit einem Potpourri. Doch neben dem Duft von Vanille und Orange war da noch ein anderer Geruch. Scharf und traurig.
    Sie schalteten noch mehr Lampen ein und warfen einen Blick in das Badezimmer und ein Gästezimmer, bevor sie langsam zu der letzten geschlossenen Tür gingen.
    »Haben Sie schon mal eine Leiche gesehen, Dean?«, fragte Caulfield.
    »Kommen Sie, die kann überall sein. Vielleicht ist sie weggefahren, ohne jemand was davon gesagt zu haben …«
    »Dean?«
    Fothergill schüttelte den Kopf. Er nahm die Mütze ab und wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn.
    »Das ist in Ordnung, okay? Bleiben Sie einfach ruhig, und fassen Sie nichts an.«
    Der Geruch wurde stärker, als sie die Tür öffneten. Sie konnten es riechen, bevor Caulfield das Licht anmachte.
    »Scheiße …«
    Sie hatte die Bettdecke auf den Boden gestoßen, und das Nachthemd war ihr über die blassen, glatten Waden gerutscht. Ein Arm hing zur Seite, über den Bettrand, während der andere eng an ihrem Körper anlag, die dünnen Finger in das Betttuch gekrallt.
    Das Nachttischlämpchen war auf den Boden gefallen. Ein Taschenbuchroman lag daneben auf dem Teppich.
    »Alles in Ordnung, Dean?«
    Fothergill hatte sich zum Schminktisch gewandt, auf dem noch weitere Fotos arrangiert waren. Auf den meisten war immer wieder dieselbe Frau zu sehen: ein junges Mädchen mit einer schwarzen Hochsteckfrisur; mit den Fotos änderte sich auch der Stil und die Haarfarbe, bis die Haare schließlich grau und dünn wurden, genauso wie die Frau immer kleiner wurde und zu verschwinden schien. Fothergill vermutete, dass das Gesicht, das ein paar Schritte entfernt unter dem Kissen lag, dasselbe war.
    Die Katze war ihnen nach oben gefolgt. Caulfield langte nach ihr, als sie an ihr vorbeistrich, aber sie war zu spät. Die Katze war schon auf das Bett gesprungen, wo sie sofort begann, gegen das Bein der Toten zu treten und laut zu miauen.
    »Scheiße …«
    Fothergill wandte sich wieder der Frau auf dem Bett zu. Sein Gesicht hatte dieselbe Farbe wie das schmutzige weiße Betttuch unter ihr.
    »Meine Mutter war in den letzten Monaten in einem Pflegeheim«, sagte er. »Dort roch es genauso.« Er wollte nach dem Bett langen, hielt aber gerade noch inne und nickte, als Caulfield ihn davor warnte, etwas anzufassen. »Es riecht wie bei meiner Mutter im Zimmer.«
     
    Es hatte da eine Frau gegeben, mit der Thorne einmal geschlafen hatte. Letztes Jahr. Aber aus einer ganzen Reihe von Gründen versuchte er noch immer, diese Episode zu vergessen. Abgesehen von ihr, Hendricks und dem Klempner war schon lange niemand mehr in seinem Badezimmer gewesen.
    Ihm tat alles weh, seit er vor fünfzehn Minuten beim Ausziehen des Sofabetts seinen Rücken überanstrengt hatte. Porter hatte gelacht, als er fluchte und brüllte. Doch als sie sah, welche Schmerzen er hatte, war sie aufgestanden, um ihm zur Hand zu gehen.
    »Sie sollten zu einem Arzt gehen«, hatte sie gesagt. »Damit Sie wenigstens wissen, was es ist.«
    »Mach ich.«
    »Sind Sie krankenversichert?«
    »Nein, aber ich hab Geld. Vom Haus meines Vaters, das ich verkauft hab.« Er hatte nie gewusst, was er mit dem Geld anfangen sollte, das er so hasste. Etwas davon hatte er seiner Tante Eileen gegeben und ein paar hundert Victor, aber selbst als das Finanzamt sich seinen Teil gekrallt hatte, war noch immer mehr als genug übrig. Er konnte es ja in einem

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