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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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riet ihm, persönlich mit ihr zu reden. Er meinte, er könne ja später bei den Mullens vorbeischauen. Dann fragte er sie, was sie vorhabe, ob sie sich sehen würden.
    »Keine Ahnung, wie lange ich in Kathleen Bristows Haus brauche. Ich hoffe, die Spurensicherung ist fertig, und ich komm schnell voran beim Durchsehen der Aktenschränke. Vielleicht finden wir dort einen Hinweis darauf, was der Mörder mitgenommen haben könnte.«
    »Wie lief’s mit dem Bruder und seiner Frau?«
    Es dauerte nicht länger als einen Seufzer und den Verkehrslärm, ein, zwei Sekunden, bevor sie zu einer Antwort ansetzte, und Thorne merkte, dass er schon schlauere Fragen gestellt hatte.

Einundzwanzigstes Kapitel
    Im Wohnzimmer seines alten Herrn war eine Art Bühne aufgebaut.
    In seinem Stuhl sitzend hörte Thorne seinen Vater und dessen Freund Victor miteinander sprechen, während sich die beiden hinter dem improvisierten Vorhang fertig machten. Thorne sah hinüber zur alten Uhr seiner Mutter auf dem Kaminsims. Er musste zur Arbeit und hatte eigentlich nicht wirklich Zeit für das hier.
    »Dauert es noch lange?«
    Sein Vater rief hinter dem Vorhang hervor: »Reg dich ab!«
    Thorne erstarrte, als unter dem dicken, schwarzen Stoff Rauch hervorkroch. Er sprang auf und rannte zum Vorhang, konnte ihn aber nicht erreichen. Nach frischer Luft ringend brüllte er seinen Vater auf der anderen Seite des Vorhangs an, herauszukommen.
    »Beruhig dich«, sagte sein Vater. »Setz dich. Wir sind in einer Minute fertig.«
    »Da ist Rauch …«
    »Verdammt noch mal, da ist kein Rauch.«
    »Fluch nicht ständig.«
    »Dagegen kann ich verdammt noch mal nichts machen.«
    Der Vorhang hob sich, und Thorne lehnte sich zurück auf seinem Stuhl, als sein Vater und Victor durch hüfthohes Trockeneis auf die Bühne traten.
    Jim Thorne zwinkerte grinsend. »Ich hab dir doch gesagt, dass es kein Rauch ist, du Klugscheißer!«
    Die Show war nicht schlecht.
    Victor trat ans Klavier und begann zu spielen. Thornes Vater fing an zu singen, aber die lausige Version von »Memories« misslang, als ihm gleich zu Beginn der Text abhanden kam und er sich fürchterlich aufführte. Dann kamen die Sprüche …
    »Weißt du, dass sie mehr Geld für die Entwicklung von Viagra ausgegeben haben als für die Alzheimerforschung?«
    »Das ist ja schrecklich«, sagte Victor.
    »Du sagst es. Jetzt lauf ich die ganze Zeit mit einem Steifen rum und weiß nicht mehr, wofür er gut sein soll.«
    Und noch mehr davon. Die üblichen Witze, Schlag auf Schlag, wobei Victor seinem alten Freund mit größtem Vergnügen die Vorlagen für seine Gags lieferte. Die alten Sprüche seines Vaters, warum Alzheimer so schlecht auch wieder nicht war: weil er jetzt wenigstens keine Wiederholungen im Fernsehen mehr ansehen musste und sich selbst die Ostereier verstecken konnte. Und ständig neue Freunde kennen lernte.
    »Solange du deine alten nicht vergisst«, warf Victor ein.
    »Natürlich nicht.« Kurze Pause. Ein Blick. »Woher kenn ich Sie gleich wieder?«
    Thorne genoss jede Minute, er war froh, seinen Vater so glücklich zu sehen. Er vergaß die Zeit und die Arbeit, als dieser Ausdruck von Verlust und Verwirrung, den er immer so gefürchtet hatte, sich in etwas Komisches verwandelte. Als sein Vater ihn in gespielter Verwirrung ansah und seine Augen dabei leuchteten.
    Thorne lachte und applaudierte dem nächsten übel getimten Gag. Wie auf Befehl hörte er auf zu klatschen, als sein Vater sich zu Victor wandte und ihm in lautem Bühnengeflüster zuraunte: »Ich bring sie um.«
    »Du brennst ja, Jim.«
    »Allerdings!«
    Thorne pfiff durch die Zähne, als der alte Herr sich umdrehte und ein kompliziertes, farbenprächtiges Flammendesign auf dem Rücken seines Sakkos zeigte. Er stampfte mit den Füßen, als Jim Thorne zu tanzen begann, die Hüften schwang und die Schultern rollte und die Flammen seinen Rücken hinaufzukriechen schienen.
    »Dad..«
    Sein Vater drehte sich zu ihm um. »Keine Panik, mein Sohn. Der Schein trügt.«
    Aber plötzlich war Thorne klar, dass die Flammen echt waren, dass sie sich durch den Polyesteranzug seines Vaters in das Fleisch darunter brannten.
    Er konnte riechen, wie echt sie waren.
    Er langte zu dem großen roten Knopf an der Seite seines Stuhls, und eine Glocke schrillte. Ohrenbetäubend, aber sie verstummte jedes Mal wie sein Klatschen, wenn sein Vater sprach.
    »Das gehört sich einfach nicht.«
    »Was?«, fragte Victor.
    »Sein Handy während einer Show nicht

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