Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders
sie alle wegen Mord vor Gericht stellen können, diese Dreckskerle. Vielleicht kommen sie mit schwerer Körperverletzung davon, aber versuchen können wir es.«
»Dann laden Sie doch Farrells Kumpels vor, Nelson und Herbert, wie Sie es ihm angedroht haben. Wahrscheinlich sind sie es ja auch.«
»Ich hab da noch so eine Idee«, sagte Kitson.
»Vorzeitige Pensionierung? Da bin ich dabei.«
»Ich spiele mit dem Gedanken, Farrell für die Nacht aus der Haft zu entlassen und ihn morgen wiederkommen zu lassen. Wir könnten ihn überwachen lassen, um zu sehen, ob er mit jemandem Kontakt aufnimmt. Vielleicht meldet er sich bei den beiden, um ihnen zu sagen, dass er dichtgehalten hat.«
Eine vernünftige Idee, fand Thorne und sagte es auch. Dann wiederholte er, was er anfangs gesagt hatte, weil er nicht sicher war, ob sie es ihm geglaubt hatte. »Sie haben gute Arbeit geleistet, Yvonne.«
»Ich war bei Amin Latifs Eltern«, sagte sie. »Um ihnen von Farrell zu berichten.«
»Das war sicher eine angenehmere Übung.«
»Ich hab ihnen nicht erzählt, wie wir ihnen auf die Spur kamen.« Die Scham und Resignation waren ihr deutlich anzumerken. »Dass wir ihn schon vor sechs Monaten hätten schnappen müssen. Natürlich kommt das noch raus, und dann müssen wir uns der Sache stellen, aber als ich da mit Mrs Latif und ihrem Mann in ihrem Wohnzimmer saß, wollte ich den Moment nicht verderben. Für sie, mein ich. Wirklich, für sie.«
Thorne nickte nur und rückte ein, zwei Gegenstände auf seinem Schreibtisch zurecht.
»Ich geh jetzt besser und rede mit Brigstocke über die Überwachung.« Sie ging zur Tür. »Und fang mit dem Papierkram an …«
Nachdem Kitson gegangen war, sah Thorne zu, wie es draußen im Dunklen regnete. Er war dankbar für die ein, zwei Minuten, die er allein war. Für die Gelegenheit, sich die Vorstellung seines Vaters noch ein wenig durch den Kopf gehen zu lassen.
Keine Panik, mein Sohn. Der Schein trügt.
Er ging zur Tür, von wo aus er Kitson mit Karim und Stone in der Einsatzzentrale reden sah. Und dabei schoss ihm plötzlich eine Idee durch den Kopf, funkelnd und sprühend, die sich festfraß wie Feuer in Polyester.
Das Gesicht seines Vaters ging in Rot und Gold auf, als Thorne in den Gang trat.
»Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht sagen, wie sie starb, Sir.«
»Denken Sie nicht, dass das etwas lächerlich ist?«, fragte Lardner. »Sie rufen an, um mir zu sagen, dass eine Frau ermordet wurde, und lassen mich dann hier sitzen, ohne mir zu sagen, ob sie erschossen, erstochen oder in der Badewanne ertränkt wurde.«
»Ja, das ist wahrscheinlich etwas lächerlich«, sagte Holland. »Aber so sind die Vorschriften nun mal …«
»Sie war nett, soweit ich mich erinnern kann. Sie steckte ihre Nase gern in die Angelegenheiten anderer Leute, eine Berufskrankheit, fürchte ich. So wie Journalisten trinken … oder Bullen und Bewährungshelfer zum Zynismus neigen.«
Holland nippte an seinem Tee und brummte zustimmend.
»Na ja, ansonsten gibt es dazu wohl nicht viel zu sagen.«
»Wir wollten nur dafür sorgen, dass Sie über Mrs Bristows Tod informiert werden.«
»Sollte ich das?«
»Wie bitte?«
»Mir Sorgen machen. Glauben Sie, jemand hat es auf uns abgesehen?« Lardner lachte blechern. »Vielleicht ist Grant Freestone aus seinem Versteck gekrochen und schlachtet uns nun nacheinander ab.«
»Darüber brauchen Sie sich keine Sorgen machen …«
Der Lunch war tatsächlich so beschissen gewesen, wie Kitson es ihm prophezeit hatte. Nun machte sich Wilson auf den Weg zum Abendessen, nachdem man ihm mitgeteilt hatte, Farrell würde gegen Kaution entlassen, und er sich einverstanden erklärt hatte, seinen Mandanten morgen in der Wache zu treffen.
Kitson stand mit Farrell vor der Plattform, als der Wärter mit ihm die Entlassungsformalitäten erledigte. Der Sergeant war ein gerissener alter Hund und musterte Kitson aus den Augenwinkeln, als sie sich und Farrell vorstellte. Wobei ihr natürlich durchaus bewusst war, dass sie den Jungen vor ein paar Stunden noch anklagen wollte. Ihm war klar, dass sie etwas im Schilde führte. Doch war er routiniert genug, um dies für sich zu behalten.
Nachdem der Sergeant den Ablauf für morgen überprüft hatte, informierte er Farrell, dass die Entlassung gegen Kaution unter der Bedingung erfolgte, dass er morgen um vier Uhr wieder hier zu erscheinen habe. Dass er unter elterliche Aufsicht gestellt war.
Farrell hatte sich soweit erholt und das, was sich
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