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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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erzählt haben«, sagte Thorne.
    Wilson machte sich Notizen. »Ich denke, Sie antworten am besten nicht darauf, Adrian.«
    Farrell hob eine Hand. Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und fing an, sich seine Haarsträhnen zu Stacheln zurechtzuzupfen. »Geht schon klar«, sagte er. »Er war ein Jahr unter mir. Wir hatten daher nichts miteinander zu tun. Wir waren in keinem Team zusammen, wir waren nicht mal im selben Haus. Vielleicht haben wir mal kurz auf dem Hof miteinander gesprochen, aber das war’s dann schon.«
    »Sie haben ihn nie zu Hause angerufen?«
    »Nein.« Er sah entsetzt aus, als habe man ihm etwas absolut Uncooles vorgeworfen.
    »Vielleicht denken Sie noch einmal genau nach, Adrian.«
    Adrian schien Thornes Rat zu befolgen, er blinzelte und rutschte auf dem Stuhl herum, und obwohl sich an seiner Abwehrhaltung nichts geändert hatte, war das Selbstvertrauen merklich aus seinem Ton verschwunden, als er wieder das Wort ergriff. »Kann sein, dass ich ihn ein-, zweimal angerufen hab. Okay.«
    »Warum sollten Sie ihn anrufen?«
    »Er war ein schlaues Kerlchen. Vielleicht brauchte ich einen Tipp wegen einer Hausaufgabe oder so.«
    »Ich hab gedacht, Sie wären das schlaue Kerlchen.«
    »War ja nur ein-, zweimal.«
    Kitson zog den Ausdruck mit den Telefonaten aus ihrer Tasche und fuhr mit dem Finger zu den markierten Stellen: »23. November letzten Jahres: von 8 Uhr 17 bis 8 Uhr 44; 30. November: von 9 Uhr 5 bis 9 Uhr 22; 14. Januar diesen Jahres; 12. Februar. Und dann am 17. Februar ein Telefon gespräch, das fast eine Stunde dauerte …«
    »Sie müssen aber viele Tipps gebraucht haben«, meinte Thorne.
    Nun sah Farrell so aus, wie er sich anhörte. Er lehnte sich zurück, lief rot an, und das verzweifelte Lächeln drohte jeden Augenblick ganz zu verschwinden. »So ein Quatsch«, sagte er. Er wandte sich an Wilson. »Ich sag nichts mehr.«
    »Uns wundert nur, warum man deshalb lügt, das ist alles.«
    Farrell studierte die Tischoberfläche.
    Mit einem Blick zu Kitson überzeugte sich Thorne, dass sie Adrian Farrell noch nie so sprachlos gesehen hatte.
    »Wir können ja später noch einmal darüber sprechen«, sagte Thorne. »Schließlich wollen wir nicht, dass Mr Wilson erzählt, wir hätten Sie unter Druck gesetzt oder schikaniert.«
    Wilson lehnte sich zurück und spielte mit seinem exklusiven Kugelschreiber.
    »Gibt es viel Druck und Schikane an Ihrer Schule?«, fragte Thorne. Er wartete die Antwort gar nicht ab, da bereits klar war, dass es auf eine eher einseitige Unterhaltung hinauslief. »Gibt’s immer, richtig? Ganz ohne geht es nie, weil es immer ein, zwei Schüler gibt, die sich selber nicht mögen.
    Das soll ja der Grund für das Verhalten dieser Störenfriede sein, heißt es. Ihre Einstellung zu sich selbst. Wenn Sie mich fragen, ist es bei denen, die sich außerhalb der Schule so aufführen, dasselbe. Ich meine die, die einen Kick brauchen, um sich besser zu fühlen, und deshalb andere auf der Straße zusammentreten. Die Leute angreifen, die sie nicht kennen, nur weil sie von ihnen falsch angeschaut wurden oder das Gefühl haben, es fehlt ihnen an ›Respekt‹. Die Leute verletzen oder verstümmeln oder umbringen, nur weil sie schwarz oder schwul sind oder die falschen Schuhe tragen. Und sich dann, wenn sie gefasst werden, weismachen, sie verhielten sich ehrenhaft, weil sie niemanden verpfeifen.«
    »Nennen Sie uns die Namen«, sagte Kitson. »Sagen Sie uns die Namen, und wir können uns das alles schenken.«
    »Dabei kann ich das sogar bis zu einem gewissen Punkt verstehen«, fuhr Thorne fort. »Man kann diese Verbrechen ›gemein‹ oder ›böse‹ nennen, oder was einem sonst dazu einfällt, aber meist läuft es auf pure Ignoranz hinaus. Und dagegen ist nun wirklich keiner von uns immun. Allerdings gibt es gewisse Abstufungen .« Er fuhr mit dem Finger über die Tischoberfläche. »Natürlich halte ich mich selbst für tolerant. Wie die meisten. Aber ab und zu schießen mir Gedanken durch den Kopf, die ich nie und nimmer laut aussprechen würde. Keine Ahnung, woher sie stammen, wie sie da reinkamen, aber ich wäre ein Lügner, würde ich es leugnen. Natürlich tu ich nichts, und wer solche Verbrechen begeht, ist meines Erachtens Abschaum, der letzte Dreck … aber ich weiß, was dahintersteckt. Mir ist klar, die sind einfach noch ignoranter als ich.«
    Er hielt kurz inne und sah den roten Ziffern auf der Digitaluhr über der Tür zu.
    43 … 44 … 45
    »Aber was passierte Amin

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