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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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auf. »Dann ver stehen Sie es.«
    »Ich weiß, dass es schwierig ist. Aber niemand muss dafür bezahlen.«
    »Dafür bezahlt sie nicht.«
    »Wofür dann?«
    »Man kann Menschen nicht so behandeln, wie sie es getan hat. Nicht Menschen, die einen lieben.«
    »Sie hat Schluss gemacht, weil sie Schuldgefühle hatte«, sagte Thorne. »Sie hat dabei an ihre Familie gedacht.«
    Lardner fand das komisch. »Zuvor hat sie nie an sie gedacht.«
    Thorne spürte, wie Maggie Mullen seinen Arm fester drückte. Sie versuchte, Luke leise zu beruhigen, ihm zu sagen, dass alles gut würde. Dass es bald vorüber wäre.
    Luke nickte und taumelte, als er auf eine Seite gezogen wurde. Er machte einen Ausfallschritt und gewann wieder die Balance. Dabei tastete seine Hand an dem Seil, das sich in seinen Hals schnitt.
    »Was immer noch passiert«, sagte Lardner, »ab jetzt wird sie garantiert öfter an sie denken.«
    Thorne schätzte die Distanz zwischen sich und Lardner.
    Nicht mehr als drei Meter. Luke war rechts von Lardner, knapp drei Meter von ihm entfernt.
    »Für mich klingt das einfach nach einem beschissenen Timing«, sagte Thorne. »Das ist alles. Wahrscheinlich kann niemand wirklich was dafür …«
    Lardner hielt ihm das Messer entgegen. Sein Arm war angespannt, bebte von der Anstrengung, aber sein Ton war sanft, bedauernd.
    »Ich habe in den letzten fünf Jahren an kaum etwas anderes als an sie gedacht, verstehen Sie? Zumindest war der Gedanke ständig da. Vielleicht hat uns das, was mit Sarah Hanley passiert ist, enger zusammengebracht und das, was zwischen uns war, stärker werden lassen.« Er drehte den Messergriff langsam in seiner Hand. »Sie hat schon einmal versucht, Schluss zu machen. Damals, als ihr Ehemann dahinter kam. Aber mir war klar, dass sie das nur getan hat, weil er es wollte. Daher hab ich gedacht, dass sie es diesmal auch nicht ernst meint. Ich hab nicht gewusst, wie ernst sie es meint … ob sie es ernst genug meint, genau dann Schluss zu machen, als sie es getan hat. Ich hab nicht ge wusst, dass sie so verdammt eiskalt sein kann.«
    Maggie Mullen nahm die Augen nicht von ihrem Sohn, aber sie schüttelte den Kopf.
    »Und ich hab nicht gewusst, wie schwer mich das trifft. Das weiß man nicht, auch dann nicht, wenn man es kommen sieht. Und ich hab beides nicht kommen sehen. Weder das mit Mags, noch das mit Mum. Wie zwei Autounfälle, beide wie aus heiterem Himmel. Man macht sich vor, man sei ohne Schramme davongekommen, aber die Wirkung tritt mit Verzögerung ein.
    Es war, als passiere das alles jemand anderem. Und mir blieb nichts anderes übrig, als dabei zuzusehen, wie diesem anderen das Leben zwischen den Fingern zerrinnt. Wie er die Kontrolle darüber verliert. Sogar als ich schreckliche Dinge geplant – sie getan – habe, hat sich mir alles entzogen. Es war unmöglich, es nicht zu tun.«
    Das Messer drehte sich schneller in seiner Hand, je langsamer er sprach. »Alles entzieht sich, entgleitet einem. Können Sie das verstehen? Sie können nicht mehr eingreifen, verlieren den Respekt vor sich, vor dem Leben anderer. Alles wird unmöglich. Selbst das Auswechseln einer gottverdammten Glühbirne …«
    Seine Lippen bewegten sich noch, und er starrte auf die Messerklinge, als versuche er, sich zu erinnern, wozu sie da war. Er wirkte plötzlich verloren.
    Thorne war der Einzige im Raum, der nicht weinte. Er sah zu Lardner und verbot sich jedes Mitgefühl.
    Er konzentrierte sich auf den Jungen.
    Er dachte an Kathleen Bristows Leiche. Die Flecken auf ihrem Nachthemd. Ihre Vogelbeinchen, ganz verdreht …
    »Lassen Sie Luke gehen«, bat er.
    Lardner schüttelte den Kopf. Thorne war sich nicht sicher, ob das als strikte Weigerung oder als die Geste eines Mannes aufzufassen war, der unsicher, abgelenkt war. Nur ein paar Schritte trennten sie …
    Er spannte sich an. Einen Wimpernschlag entfernt. Lardner war bereits früher nicht davor zurückgeschreckt, das Messer zu benutzen.
    Thorne wusste, er konnte von Glück sprechen, wenn er ungeschoren davonkam. Er hatte keine Ahnung, wie Lardner auf einen Angriff reagieren würde. Würde er die Waffe loslassen und das Handtuch werfen? Oder fiele es ihm genauso leicht, das Leben eines Kindes auszulöschen wie das einer alten Frau? So niedergeschlagen und verwirrt er auch wirkte, das Verhalten dieses Mannes war unberechenbar, und das machte ihn so gefährlich wie jeden Mafiaschläger oder glubschäugigen Psychopathen.
    Vor ein paar Jahren war Thorne in einer vergleichbaren

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