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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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»Ich kenne keinen besseren Mann. Aber Sie wissen genauso gut wie ich, dass für die meisten Ganoven, die wir wegsperren, eine Festnahme zum Berufsrisiko gehört. Wenn sie ständig versuchen würden, sich an jedem Bullen zu rächen, der sie einkassiert hat, dann hätten sie gar keine Zeit mehr, rückfällig zu werden.«
    Natürlich war das im Großen und Ganzen richtig. Aber Thorne war klar, dass es einige da draußen gab, auf die diese Regeln nicht zutrafen. Nicht zutreffen konnten. Einige unter den Mördern mordeten keineswegs zum Broterwerb. Wie sie reagierten, wenn sie festgenommen wurden – wenn sie ihre Zwänge nicht mehr befriedigen konnten –, war absolut nicht vorhersehbar.
    Als Jesmond fortfuhr, war klar, dass Thornes Miene wie so oft verriet, was er dachte.
    »Natürlich gibt es immer den einen oder anderen Verrückten«, sagte Jesmond. »Und ich weiß, Sie haben in den letzten Jahren Ihren Anteil daran gehabt. Aber die kann man in der Regel außer Acht lassen, weil der Großteil von ihnen dort landet, wo er nie wieder rauskommt.«
    Der Großteil von ihnen.
    Ein paar Namen und Gesichter blitzten vor Thornes innerem Auge auf: Nicklin, Foley, Zarif …
    »Thorne?«
    Thorne nickte, ohne genau zu wissen, wie die Frage lautete. Rechts fuhr ein über und über mit Dreck bespritzter Krankenwagen langsam in die Autowaschanlage. Drei weitere schmollten in der Schlange.
    »Dann schauen wir uns die Liste mal an«, sagte Jesmond.
    Thorne reichte ihm den Zettel und wartete.
    »Billy Campbell können Sie gleich vergessen.« Jesmond stach auf den Zettel ein. »Der war einfach nur dumm. Er hat jedem Bullen, Richter oder Gefängniswärter, der ihm über den Weg gelaufen ist, damit gedroht, es ihm heimzuzahlen. Er hat sich gerne aufgespielt und rumgebrüllt, das ist alles. Das ist bei den meisten so.«
    Campbell war einer der beiden Namen, die heute Vormittag neu hinzugekommen waren. Thorne hatte noch keine Gelegenheit gehabt, sie durchs System laufen zu lassen. »Was ist mit den anderen?«, fragte er.
    »Von Wayne Anthony Barber hab ich noch nie gehört.«
    Der andere neue Name. »Er ging 1991 für zwei Vergewaltigungen in den Knast. Er bedrohte seine Opfer gerne mit einem Schraubenzieher. Nach allem, was man hört, ging er beim Verhör auf Mullen los.«
    Achselzuckend deutete Jesmond auf die ersten beiden Namen auf dem Blatt. »Sind das die beiden, die Tony Mullen Ihnen gegeben hat?«
    Thorne brummte zustimmend.
    »Das ist in Ordnung, denk ich. Cotterill und Quinn sind zwei ziemlich üble Typen.« Er streckte den Arm aus und wedelte mit dem Zettel, damit Thorne ihn wieder nahm. »Aber dieser Fall ist nicht ihre Kragenweite.«
    »Harry Cotterill nahm 1989 den Buchhalter einer Wohnungsbaufirma als Geisel …«
    »Das ist etwas anderes. Das sind beides keine Kidnapper.«
    »Aber sie haben die nötigen Kontakte.«
    »Ich glaub’s einfach nicht.«
    »Auf alle Fälle hätten sie die Gelegenheit dazu.« Thorne nahm das Blatt, faltete es und steckte es zurück in die Tasche. »Lohnt es sich, die vier genauer unter die Lupe zu nehmen?«
    »Sie haben mich nach meiner Meinung gefragt«, sagte Jesmond. »Das ist ein SO7-Job, also ist Barry Hignett dafür zuständig.«
    Thorne holte tief Luft und füllte seine Lungen mit Diesel und verbranntem Gummi, um danke zu sagen. Danke für nichts.
     
    Später, als Holland ihn mit den anderen in der Gruppe gesehen hatte, dämmerte ihm, dass der Junge heraus stach. Dass er die Blicke auf sich zog, egal mit wem er zusammen war. Sein Auftreten zeichnete sich durch eine ganz besondere Körperlichkeit aus, die zu sagen schien: Komm doch, wenn du dich traust. Eine ungemeine Selbstsicherheit. Selbstsicher waren natürlich viele, das ging mit der Schuluniform einher, dem Akzent und der Gewissheit, dass ihnen, solange keine Katastrophe geschah, nicht viel passieren konnte. Doch dieser Junge war anders. Dabei sah er aus, als sei ihm das klar und zugleich vollkommen egal.
    Holland und Parsons sprachen gerade mit einer Gruppe Mädchen. Sechzehn- und Siebzehnjährige, ebenfalls selbstsicher, doch anders als die Jungs. Sie beantworteten die Fragen knapp und präzise und stellten dann selbst Fragen. Sie flirteten und lachten. Holland stimmte ein, ihm war nicht entgangen, dass einige dieser Mädchen äußerst attraktiv und sich dessen durchaus bewusst waren. Er sah ihnen nach, als sie sich entfernten, und drehte sich dann zu Parsons um, der ihn, die Augenbraue hochgezogen, belustigt musterte.
    »Immer mit

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