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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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in den Ruhestand ging. Und wie schrecklich sie es fanden, was seine Familie nun durchmachen musste. Einer sagte, er habe im Kollegenkreis Geld gesammelt, aber wieder aufgehört und das Geld zurückgegeben, als ihm klar geworden sei, dass er ja gar nicht wusste, wofür genau er das Geld sammle.
    Sie hatten sich Mullens bereits bereinigte Liste angesehen. Keiner hatte sie groß kommentiert, aber jeder hatte ein, zwei Geschichten aus dem Krieg beizutragen. Welche Rolle sie neben Tony Mullen bei der Festnahme der Erwähnten gespielt hatten. Thorne hatte zugehört, an den richtigen Stellen gelacht und die beiden Beamten gefragt, ob ihnen nicht noch andere Fälle Mullens einfielen, die mit dem vorliegenden Problem zusammenhängen könnten. Er hatte sie gebeten, ihm ein oder zwei Verdächtige zu nennen, von denen sie das Gefühl hätten, die sollten noch überprüft werden. Und wenn es nur darum ginge, sie ein für alle Mal auszuschließen. Gemeinsam waren die beiden noch auf zwei weitere Namen gekommen. Damit hatte Thorne nun insgesamt vier Namen auf seiner Liste stehen, als er nach Colindale fuhr. Wenigstens war die Fahrt zu dem vereinbarten Meeting im Peel Centre kurz.
    In der Einsatzzentrale im dritten Stock des Becke House unterhielt Thorne sich kurz mit einigen Kollegen, mit denen er normalerweise arbeitete. Er trank eine Tasse Kaffee mit Yvonne Kitson, die sehr beschäftigt zu sein schien. Er witzelte mit Samir Karim und Andy Stone, der meinte, niemand habe gemerkt, dass er überhaupt weg sei. Und in der vergeblichen Hoffnung auf etwas moralische Unterstützung steckte er den Kopf in Russell Brigstockes Büro.
    Detective Chief Superintendent Trevor Jesmond stellte in dem Moment klar, in dem Thorne über seine Schwelle trat, dass die Unterredung kurz ausfallen würde.
    »Es wird nicht lange dauern, Sir.«
    »Gut, ich steck bis zum Hals in Arbeit.«
    Thorne brachte Jesmond so schnell es ging aufs Laufende, was den Luke-Mullen-Fall betraf. Er erklärte, dass sie ernsthaft Rache als Motiv in Betracht ziehen mussten. Dass sie allen auf den Zahn fühlten, die einen Groll auf Mullen haben könnten. Da Jesmond Mullen besser als jeder andere kannte und sie jahrelang zusammengearbeitet hatten, sei wohl niemand besser in der Lage oder qualifizierter, einen fachmännischen Blick auf die Kandidatenliste zu werfen. Dabei trug Thorne richtig dick auf, und obwohl es Jesmond offensichtlich nicht entging, dass ihm hier Honig ums Maul geschmiert wurde, schien die Taktik aufzugehen.
    »Natürlich tue ich alles, was uns weiterhilft«, sagte Jesmond.
    Thorne zog die Liste aus der Tasche. »Sicher …«
    »Tony und Maggie machen die Hölle durch.«
    »Seit wir telefonierten, sind noch ein paar Namen hinzugekommen …«
    Jesmond stand auf und ging an Thorne vorbei zur Tür. Er nahm seinen Mantel vom Kleiderständer. »Wir machen damit draußen weiter. Dann kann ich währenddessen noch andere Dinge erledigen.«
    »Die Liste ist immer noch nicht sehr lang …«
    »Wie sagen die Frauen immer? Multitasking wär nichts für Männer?«
    Thorne antwortete nichts darauf. Beim Anblick von Jesmonds schmalen Lippen, die noch schmaler wurden, als sie in der Annäherung an ein Lächeln nach hinten glitten und die Zähne freigaben, war ihm der Schreck in die Glieder gefahren.
    Eines der »anderen Dinge« entpuppte sich als Marsch zur Centre eigenen Fahrschule, wo sie nun ohne ersichtlichen Grund standen und den erfahreneren Fahrern dabei zusahen, wie sie mit dem Wagen um die Bahn rasten oder sich auf der Schleuderplatte versuchten.
    Jesmond winkte einem der Fahrlehrer zu und rief dann über den Motorenlärm hinweg: »Haben Sie was übrig für Motorsport, Thorne?«
    Thorne tat, als habe er nicht verstanden, und bat Jesmond, die Frage zu wiederholen, während er darüber nachdachte, ob er lügen sollte. Er sah zu, wie ein Audi zwischen Pollerreihen hindurchschlitterte. »Nur wenn’s kracht«, sagte er.
    Damit war auch das erledigt.
    Die Fahrschule befand sich direkt gegenüber der Leichtathletikarena. Wenn es ihm gelang, sich von den im Kreis rasenden oder schlitternden Wagen loszureißen, konnte Thorne drüben eine Herde Polizeischüler langsam um die Asphaltbahn traben sehen. Jeder trug einen makellosen blauen Trainingsanzug, aber einige sahen alles andere als athletisch aus. Die meisten wirkten, als wäre ihnen eine nette gewalttätige Demo oder eine bewaffnete Geiselnahme lieber.
    »Tony Mullen hatte eine ordentliche Trefferquote«, sagte Jesmond.

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