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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Freude, und ich würde dir nur zu gern persönlich auf den Rücken klopfen, aber keine Ahnung, wann ich dazu komme. Ruf später noch mal an, wenn du quatschen willst …«
    Dann rief er Porter an.
    »Kontaktaufnahme?«
    »Das ist nur so ein Ausdruck«, sagte sie. »Beruhigen Sie sich.«
    »Es ist ein dämlicher Ausdruck. Haben Sie zu viele amerikanische Agentenfilme gesehen?«
    »Ich wollte nur wissen, wie es bei Ihnen läuft, das ist alles.«
    »Zum Beispiel bin ich nicht mehr sauer. Ist Ihnen wahrscheinlich aufgefallen, dass ich nach der Sache in der Bow sauer war. Aber jetzt nicht mehr.«
    »Mir ist gar nichts aufgefallen. Ich hab gedacht, Sie sind immer so.«
    »Wenn Sie noch immer Interesse haben, könnten wir’s nach dem Mittagessen mit einer Kontaktaufnahme probieren.«
    Sie ignorierte seinen Witz derart, dass er sich schon fragte, ob er sie nicht ernsthaft vor den Kopf gestoßen hatte.
    »Wo?«
    »Haben Sie was zum Schreiben?« Thorne wartete, lächelte einem Streifenbeamten zu, der ihn vom Eingang des Empress aus misstrauisch beäugte. »Okay, schauen Sie mal, ob Sie einen gewissen Peter Lardner finden können. Arbeitet beim Bewährungsamt. Keine Ahnung, in welchem Bezirk. Versuchen Sie, für heute Nachmittag einen Termin zu vereinbaren, und rufen Sie mich zurück.«
    Er sah einen Imbiss auf der anderen Straßenseite und bewegte sich wie in Trance darauf zu. Kaffee und Kekse waren einfach nicht genug. Es war Mittag vorbei, und in diesem Augenblick beschloss Thorne, dass ein ausgiebiges englisches Frühstück genau das Richtige zum Lunch wäre.
     
    Es war verrückt, sich so aufzuteilen.
    Er hatte geredet und geredet, und man hatte mit ihm geredet bei dieser Besprechung und bei jener. Und die ganze Zeit über, während er lächelte oder angemessen ernst schaute, während er den Alltagskram erledigte, dachte er über den Jungen nach.
    Dachte darüber nach, was er getan hatte und was er tun würde.
    Was er tat, war im wahrsten Sinn des Wortes Wahnsinn. Ein Beispiel wie aus dem Lehrbuch. Aber war es nicht eine andere Form von Verrücktheit, die überhaupt erst zu dem Problem geführt hatte? Wurde das nicht auch von manchen Wahnsinn genannt? In einigen Sprachen ganz sicher und das mit gutem Grund. Er war verrückt vor Liebe, seit vielen Jahren. Und zwar im besten Sinn des Wortes. Lange bevor er zu dem hier getrieben wurde.
    Aber so lief es nun mal im Leben. Mal in die eine, mal in die andere Richtung und ab und an im Kreis. Alles, was schön war, endete mit Schmerzen. Zigaretten und Schokolade. Sex und Zuckersüßes.
    Die Tür ging auf, jemand kam in die Toilette. Er drehte den Wasserhahn auf und spritzte sich ein paar Tropfen ins Gesicht, um die Tränen zu verbergen.
    Er musste ohnehin in sein Büro zurück. Es gab genug zu tun.
    Als er sich das Gesicht mit dem Papierhandtuch abwischte, fiel ihm der markige Spruch ein, an den sich Diätwillige klammerten und den er auf einem Magneten am Kühlschrank seiner Schwester gesehen hatte. Eine Minute auf den Lippen – ein Leben auf den Rippen. Dieser Satz, so geliebt von allen, die sich selbst ändern, ein besseres Leben wollten. Eine einfache Erinnerung daran, dass man, wenn man der Versuchung nachgibt, den Rest seines Lebens dafür bezahlt. Er lächelte seinem Kollegen im Spiegel zu, bevor er sich zur Tür umwandte.
    Eine Minute auf den Lippen …

Zehntes Kapitel
    Peter Lardner arbeitete als Bewährungshelfer für den Borough of Westminster und saß in einem Büro im Middlesex Guildhall Crown Court. Die Guildhall befand sich nördlich des Parliament Square, also trafen sich Thorne und Porter nach dem Mittagessen nicht weit von der Stelle entfernt, wo sie sich fünf oder sechs Stunden zuvor getrennt hatten. Porter stöhnte darüber, dass sie wieder die ganze Strecke nach Süden zurück hatte fahren müssen, aber zumindest war das Wetter nicht mehr ganz so schlecht wie das letzte Mal, als sie über den Platz gingen. Thornes Lederjacke war wieder trocken, und Porter hatte eine teuer aussehende wasserdichte Jacke über den Arm hängen. Sie sah nach der Sorte Jacke aus, wie sie diese seltsamen Typen trugen, die am Wochenende mit den Taschen voller Kendal mint-cake über die Hügel stapften.
    »Wandern Sie?«
    »Nur bis zum Auto«, antwortete Porter.
    Trotz der fantasievollen Wasserspeier und gotischen Verzierungen war die Guildhall noch keine hundert Jahre alt. Dennoch war es ein beeindruckendes Gebäude und seine Lage geschichtsträchtig wie nur wenige in der City.

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