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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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rausholte, um vorzulesen.
    »Was ist mit der Schwester?«, fragte Porter.
    »Das ist etwas ganz anderes.«
    »Sie hat Freestone ein Alibi gegeben …«
    Thorne sah hinüber zu Porter und blickte sie mit großen Augen an.
    »Schwester …?«
    »Unterm Strich hatte die Polizei meiner Meinung nach recht, ihre Aussage anzuzweifeln«, sagte Lardner. Er hob eine Hand und strich sich nach hinten, was an Haaren noch da war. »Wenn ich mich richtig erinnere, war sich der Pathologe nicht ganz sicher, wann der Tod eingetreten ist.«
    »Es gab ein Zeitfenster von zwei Stunden«, sagte Porter. »Und nach Aussage von Freestones Schwester war er die ganze Zeit mit ihr spazieren. Im Park mit ihr und ihren Kindern.«
    »Der Punkt ist, dass sie ihm auch sechs Jahre zuvor ein Alibi gegeben hatte. Für den Nachmittag, als er sich die Kinder schnappte.« Ein trauriges Lächeln umspielte Lardners Züge. »Ihr fällt es offensichtlich genauso schwer wie ihrem Bruder, den Tatsachen ins Auge zu sehen.«
    Es klopfte an der Tür. Lardner stand auf und entschuldigte sich, ging um den Schreibtisch und erklärte, er habe den nächsten Termin.
    Porter sagte, das sei in Ordnung.
    Thorne sah sie noch immer mit großen Augen an. Fragenden Augen.
     
    Auf der Treppe stellte er die Frage etwas drastischer, als er eigentlich beabsichtigt hatte. »Welche Scheißschwester?«
    »Was ich gerade da drin gesagt habe. Freestones Schwester …«
    »Wann haben Sie das herausgefunden?«
    Porter konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. »Ich habe mir heute Vormittag die Unterlagen zu dem Fall angesehen. Die Sache hat damals nicht viel Wind gemacht.« Sie drückte sich gegen die Wand, als ein Anwalt im vollen Ornat an ihnen vorbei die Treppe herunterstürmte. »Sie haben gehört, was Lardner gesagt hat. Man hat ihre Aussage nicht ernst genommen, weil sie bereits einmal für ihren Bruder gelogen hatte.«
    Am letzten Treppenabsatz bogen sie in einen langen Gang, der an den zwei größten Gerichtssälen vorbeiführte und auf dem reges Treiben herrschte. In eine Szene, die sie beide nur zu gut kannten: nervöse Zeugen und gelangweilte Bullen; Verwandte der Angeklagten und derer, die laut Anklage betrogen, überfallen, misshandelt worden waren; Männer in neuen Schuhen und engem Kragen; Frauen mit so leeren Augen wie die Schaufensterpuppen bei Debenham’s; angespannt nebeneinander auf den Bänken, kurz davor zu spucken oder zu pinkeln; Absatzgeklapper auf dem Marmor so laut wie Schüsse. Alle bogen sie sich die Wahrheit zurecht oder gossen ihre beschissenen Lügen in eine gefällige Form und warteten schwitzend auf das Urteil.
    »Die MAPPA-Sache war ihm sichtlich unangenehm«, sagte Porter. »Er war richtig nervös.«
    Thorne stimmte ihr zu. »Auch Roper hat nicht gern darüber gesprochen. Er hat sich zwar nicht direkt geweigert, aber es gab einiges, woran er sich passenderweise nicht mehr gut erinnern konnte, wo er vage blieb. Wissen Sie, was ich meine?«
    »Das ist kaum überraschend, oder? Keiner von denen hat sich dabei mit Ruhm bekleckert.«
    Man brauchte keinen Doktor in Kriminologie, um dahinterzukommen, warum jeder aus dem zur Überwachung Grant Freestones geschaffenen Ausschuss glücklicher war, nicht darüber sprechen zu müssen, das Thema so weit wegzuschieben wie nur möglich. Ein Projekt, das mit dem Tod einer jungen Frau endete – einem Tod, für den so mancher teilweise dem Ausschuss die Schuld gab – eignete sich kaum, um damit im Lebenslauf zu punkten.
    »Ich glaube, die ganze Freestone-Sache ist mehr oder weniger Zeitverschwendung«, sagte Thorne.
    »Lässt sich schwer was dagegen sagen.«
    »Aber ich werde Holland oder jemand anders dransetzen, die anderen beiden im Ausschuss zu suchen. Damit alles seine Ordnung hat.«
    »Und ich hab Sie für einen Chaoten gehalten.«
    »Bin ich nur, wenn ich niemand finde, der die Arbeit für mich macht.«
    »Und welche unserer glühend heißen Spuren möchten Sie als Nächstes anpacken?«, fragte Porter. »Die Auswahl ist so groß, ich bin völlig überfordert.«
    »Warum schauen wir uns nicht mal die Schwester an?«
    Porter blieb stehen und wühlte in ihrer Tasche. »Aber Sie sagten doch gerade …«
    »Freestone ist kein Kidnapper, aber irgendwie lässt mich die Sache nicht los.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil Tony Mullen ihn nie erwähnt hat.«
    Sie zog eine halbleere Packung Pfefferminzbonbons hervor und kramte eines heraus. »Würde nicht schaden, über Arkley zurückzufahren«, meinte sie.
    Sie traten auf

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