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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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kennen wir niemanden, der ihn seit seiner Flucht gesehen hat. Trauen Sie ihm zu, ein Kind aus einem anderen Grund zu entführen?«
    »Ob ich ihn für einen Kidnapper halte?«
    Sie hatten Lardner nur von der Entführung und dem Verdacht erzählt, dass dahinter vielleicht jahrelange Rachegelüste steckten. Von dem Doppelmord in der Wohnung in Bow wusste er nichts. Während Thorne die Frage stellte, formulierte er im Kopf eine etwas ausführlichere Version, die er sich selbst stellte. Die Antwort war eindeutig.
    Sehen Sie Grant Freestone als einen Mann, der zwei Menschen dazu brachte, ein Kind zu kidnappen, diese dann umbrachte und den Job selbst übernahm?
    Niemals …
    »Das glaub ich nicht«, sagte Lardner. Er richtete sich auf, wirkte plötzlich nicht mehr ganz so schlapp. »Er war nicht gerade das, was man › organisiert‹ nennt. Im Sinne von, dass man seinen Kram auf die Reihe kriegt, pünktlich ist und dergleichen. Oder im Sinne von, einen bestimmten Typ Verbrecher zu beschreiben.«
    »Normalerweise Mörder«, warf Porter ein.
    »Genau. Wobei ich, was Freestone betrifft, auch hiervon nicht absolut überzeugt bin. Um jemanden zu entführen, muss man organisiert sein, nicht wahr? Das macht man nicht einfach so, aus dem Bauch heraus. Man schnappt sich nicht einfach ein Kind auf der Straße, selbst dann nicht, wenn man stinksauer auf den Vater ist.«
    »Und diese Kinder in der Garage?«, fragte Thorne.
    Porter steckte sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Dazu war er organisiert genug.«
    »Das war ein Drang, dem er nicht widerstehen konnte«, sagte Lardner. »Das war nicht geplant. Und deshalb haben sie ihn auch erwischt.«
    Thorne und Porter warfen sich einen Blick zu. Sie wussten beide, dass er sich hier irrte. Häufig waren die, die aus dem Bauch heraus handelten – die Vergewaltiger, die Mörder – am schwersten zu fassen. Die, die mit dem Kopf an die Sache herangingen, machten sich meist selbst das Leben zu kompliziert und landeten vor lauter Planung in Broadmoor oder Belmarsh.
    »Außerdem, warum sollte Freestone bis jetzt gewartet haben, wenn er sich rächen wollte?«, fügte Lardner hinzu. »Dieser Blödsinn von wegen ›späte Rache ist süß‹. Ich hab im Lauf der Jahre genug Klienten gehabt, die ein Hühnchen zu rupfen hatten, ich kenn mich da aus. Wenn man das macht, dann macht man es sofort. Wenn man vor Wut kocht. Man wartet damit nicht Jahre. Das ergibt keinen Sinn.«
    Was Lardner sagte, machte Sinn. Roper hatte mehr oder weniger dasselbe gesagt, und es war nicht einfach, dagegen zu argumentieren. Selbst wenn jemand wie Grant Freestone nach so vielen Jahren beschloss, sich zu rächen, würde er die Sache dann so halbherzig angehen? Und andere Leute mit reinziehen?
    »Hatte Freestone je mit einem Conrad Allen oder einer Amanda Tickell zu tun?«
    Lardner sah ihn fragend an. »Die Namen sagen mir nichts. Er war nicht gerade ein Gesellschaftslöwe, um ehrlich zu sein.«
    Fragen konnte man, aber das Leben war selten so einfach.
    »Noch etwas zu dem, was Sie vorher sagten«, meinte Thorne. »Von wegen Freestone sei kein Mörder. Das klingt so, als glaubten Sie nicht daran, dass er Sarah Hanley umgebracht hat. Als gehörten auch Sie zu den Befürwortern der Unfalltheorie.«
    »Möglich.« Lardner wirkte plötzlich, als fühle er sich nicht ganz wohl in seiner Haut.
    »Wie haben die anderen im MAPPA-Ausschuss da drüber gedacht?«
    »Wie bitte?«
    »Haben Sie da nicht drüber gesprochen?«
    »Nein.« Nun fühlte er sich noch unwohler. »Wir haben nicht drüber gesprochen.«
    »Sie scheinen sich absichern zu wollen, das ist alles. Wollen Sie damit sagen, dass Freestone es nicht getan hat?«
    »O doch, er hat es getan. Aber es ist ein Unterschied, ob man jemand einfach so schubst oder ob man ihn schubst, um ihn durch eine Glasscheibe zu werfen. Ich habe im Augenblick einen Klienten, der vor vier Jahren einen Betrunkenen umbrachte, indem er ihn vor einem Pub schubste. Leider hatte der Betreffende eine ungewöhnlich dünne Schädeldecke. Verstehen Sie, was ich meine? Im Lauf der Jahre hatte ich unzählige solche Fälle, und ich finde es fürchterlich schwierig zu sagen, wo die ›Absicht‹ anfängt oder aufhört.« Er hielt Thornes Blick ein paar Sekunden stand, bevor er sich wieder abwandte und den Kopf schüttelte. »Ich weiß nicht …«
    Thorne sah wieder seinen alten Lehrer vor sich. Ist alles nur eine Zeitverschwendung. Er erwartete schon beinahe, dass Lardner eine Schublade aufzog und den John Buchan

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