Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham

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Sie kennen den Typ sicher. Sie versuchte, alles an sich zu reißen und, um ehrlich zu sein, wir waren ganz froh darüber. Sie war schon etwas älter, wenn ich mich recht erinnere, also müsste sie inzwischen in Rente sein. Ms M. Stringer vom Schulamt.«
    Thorne sah auf. Die Betonung, die der DCI auf das »Ms« legte, hatte ihn überrascht, zugleich aber auch verwirrt.
    »Im Umkreis von Freestones Wohnung gab es vier oder fünf verschiedene Schulen«, erklärte Roper. »Das war natürlich ein Grund zur Sorge.« Er wandte sich wieder der Liste zu. »Warren war der Drogenmensch vom Gesundheitsamt. Freestone hatte sich im Gefängnis eine Sucht eingefangen und besuchte eine Methadonklinik. Ich glaube sogar, dass Warren und Lardner früher schon mal zusammengearbeitet hatten, aber wir anderen waren uns wildfremd.« Er deutete wieder auf den letzten Namen auf der Liste, lehnte sich dann zurück und schob seinen Sessel erneut weg. »Sah aus, als hätte er selber ein paar Drogen eingeworfen, wenn ich mich recht erinnere.«
    Thorne faltete das Blatt und steckte es weg. »Danke.«
    »Keine Ursache, aber ich muss jetzt wirklich Schluss machen.«
    »Gibt es Protokolle von den Sitzungen?«
    »Falls es welche gibt, kann ich Ihnen nicht sagen, wo sie sich befinden. Gott weiß, wer sie aufbewahrt hat. Ich tippe auf die Frau vom Sozialamt …«
    Thorne war nicht allzu geschockt, aber es reichte, dass seine Miene sich versteinerte.
    »Das war der Probelauf, Sie erinnern sich?« Roper sah aus, als könne er sich sehr wohl erinnern und sei über die Tatsache an sich nicht sonderlich erbaut. »Jetzt hat die Sache Hand und Fuß. Es gibt eine Struktur, die Sitzungen haben einen Vorsitzenden, jede Entscheidung und Verantwortung und wer welche Aufgabe übernimmt, wird protokolliert. Alles ordentlich festgezurrt. Die einzelnen Dienststellen kooperieren mit den entsprechenden Ämtern, Informationen werden weitergegeben und so weiter. Damals machten wir uns selbst die Regeln, wie’s gerade kam. Jetzt gibt es ›Puzzle-Teams‹ – Schutzeinheiten vor Ort in jedem Bezirk –, und damit ist alles von beiden Seiten gedeckt. Es gibt ›Sperrzonen‹ und ›Aktionspläne‹ und sämtliche Faktoren, die die öffentliche Sicherheit gefährden, werden frühzeitig identifiziert und bearbeitet. Wir konnten erst reagieren, wenn was passiert war.« Er beugte sich vor und legte die Handfläche an die Kaffeekanne. »Im Grunde waren wir nur Versuchskaninchen.«
    Thorne sagte nichts darauf und stand auf. Callum Roper hatte sicher das eine oder andere Argument auf seiner Seite, dennoch war sein Antrag auf Strafmilderung etwas verwegen. Und definitiv zu spät. Man hätte auch argumentieren können, dass Grant Freestone mindestens ebenso ein Versuchskaninchen war wie die Ausschussmitglieder.
    Die Frau, die umgebracht wurde, war mit Sicherheit eines.
    »Ich begleite Sie zum Lift …«, sagte Roper.
    Während sie in der Lobby darauf warteten, dass die Türen des gläsernen Aufzugs aufglitten und die Stimme mit dem schicken Akzent erklang, bemühte Roper sich, ihr Treffen in einem heiteren Ton zu beenden. Thorne fand das nicht notwendig, hörte aber dennoch höflich zu.
    »Erinnern Sie sich an Space Patrol? «, fragte Roper.
    »Nein, tut mir leid.«
    »Das war eine Kindersendung in den frühen sechziger Jahren. Eine Science-Fiction-Geschichte, mit schlecht gemachten Marionetten. Thunderbirds war im Vergleich dazu Hightech.«
    Thorne sagte, er könne sich nicht daran erinnern, er sei damals erst ein paar Jahre alt gewesen.
    »Egal, aber damals war das Gebäude hier für seine Zeit sehr futuristisch. Sie benutzten es daher für die Sendung.« Roper hob die Arme. »Das hier war das Hauptquartier der Space Patrol.«
    Darauf fiel Thorne nichts ein. Marionetten, Science-Fiction, die Metropolitan Police. Das allein reichte für ein halbes Dutzend Pointen.

    Er hatte sein Handy ausgeschaltet, bevor er zu Roper ging. Wieder draußen, sah er nach, ob sich jemand gemeldet hatte. Zwei Nachrichten waren eingegangen. Die von Porter schien nicht wirklich wichtig, Phil Hendricks dagegen hatte angerufen, um ihm mitzuteilen, dass alles, was er bei der Besprechung noch vermutet hatte – wie Allen und Tickell starben – durch die Autopsien mehr oder weniger bestätigt worden war. Thorne rief zuerst Hendricks zurück und hatte den Anrufbeantworter dran. »Was willst du eigentlich, eine verdammte Medaille? Also wirklich, Phil, die exzellente Vorstellung heute Morgen war mir eine