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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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jemandem über diesen Jungen eine Klasse unter mir, der verschwunden ist. Ich beantworte ein paar Fragen. Und als Nächstes werde ich grundlos schikaniert.«
    »Niemand schikaniert Sie.«
    »Aha. Niemand verfolgt mich mittags in die Fußgängerzone? Sie tauchen nach der Schule nicht bei mir auf und quatschen mich voll mit Ihren Kindern?«
    »Ich bin nicht hier, um über meine Kinder zu reden.«
    »Ach ja?«
    Ein Jogger kam vorbei, das Gesicht zu einer Grimasse verzerrt, als sei der Song auf dem iPod, den er sich an den Arm geschnallt hatte, dicht an der Schmerzgrenze.
    »Ich wollte nur wissen, ob Ihnen nicht noch etwas zu Amin Latif eingefallen ist«, sagte Kitson. »Nach unserem Gespräch neulich.«
    Der Ausdruck auf Farrells Gesicht war Kitson nur allzu bekannt. Er sah gereizt aus, als sei man ihm zu nahe getreten, als halte man ihn davon ab, eine wichtige Sendung im Fernsehen anzusehen, die er auf keinen Fall verpassen wollte. »Was genau meinen Sie damit? Ob mir eingefallen ist, welches Kirchenlied wir in der Aula gesungen haben?«
    »Alles. Unser Gespräch darüber könnte dazu beigetragen haben, dass Ihnen wieder Dinge einfallen, die Sie bereits vergessen hatten.«
    »Könnte ›To be a Pilgrim‹ gewesen sein.«
    »Seit wann kennen Sie Damien Herbert und Michael Nelson?« Die zwei Jungen, mit denen sich Farrell am Tag zuvor in der Fußgängerzone getroffen hatte.
    »Ist das jetzt ein Themawechsel?«
    »Ich hab nicht den Eindruck, dass wir mit dem anderen vorankommen.«
    »Seit ein paar Monaten, denk ich.«
    »Sechs Monate?«
    »Sie meinen, ob ich sie seit dem siebzehnten Oktober letzten Jahres kenne?«
    »Das Datum ist so gut wie jedes andere.«
    Farrell nickte, als begreife er. Er blickte nach oben, als denke er angestrengt nach. Nach ein paar Sekunden schnippte er mit den Fingern, grinste und deutete auf Kitson. »Ich glaube, es war ›Immortal Invisible, God Only Wise‹«, sagte er. »Ich wusste, es würde mir einfallen …«
    Es fiel ihr zusehends schwerer, das dringende Bedürfnis zu ignorieren, ihn kräftig durchzuschütteln. Kitson deutete auf das Schulwappen, das auf der Brusttasche seines Schulblazers eingestickt war. »Was bedeutet dieser Spruch, Adrian? Wie lautet das Schulmotto?«
    »Ich bin echt schlecht in Latein«, sagte er. »Sorry …«
    Sie langte langsam in ihre Tasche und zog einen Zettel hervor. »Also ohne zu sehr darauf herumreiten zu wollen, aber Sie bleiben bei Ihrer Aussage, mit dem Namen Amin Latif nicht wirklich etwas anfangen zu können. Richtig?«
    »Nicht wirklich viel, tut mir leid.«
    »Was ist mit dem Namen Nabeel Khan?«
    Ein Schulterzucken. »Nein, denk nicht.«
    »Das ist merkwürdig.« Kitson faltete den Zettel auseinander und drehte ihn zu ihm. »Weil er Sie zu kennen scheint. Sehen Sie?«
    Farrell blickte auf das Bild, und die Gereiztheit machte plötzlich Panik und blanker Wut Platz. Er ließ den schweren Rucksack von der Schulter auf den Boden gleiten und schwang ihn hin und her. »Ich bin mir nicht ganz sicher, was das Ihrer Meinung nach beweisen soll.«
    »Ich bin mir nicht sicher, dass es überhaupt etwas beweist«, antwortete Kitson. »Ich dachte nur, vielleicht hätten es Ihre Eltern gern, um es zu rahmen. Und aufs Klavier zu stellen.«
    »Ich sage nichts mehr ohne meinen Anwalt.«
    »Prima. Kommen Sie mit mir auf die Wache, und wir besorgen Ihnen einen.«
    »Wir haben bereits einen.«
    Eine Sekunde oder zwei musste Kitson überlegen, wer mit »wir« gemeint war. Ob Farrell sich selbst und seine Freunde meinte. Dann erst verstand sie, dass er von seiner Familie sprach. »Was immer Ihnen lieber ist«, sagte sie.
    »Verhaften Sie mich?«
    »Muss ich das?«
    »Absolut.« Ein Zucken im Mundwinkel, ein verunglücktes Lächeln. »Wenn Sie wieder mit mir sprechen möchten, mein ich. Ich denke nicht, dass Sie mich festnehmen. Denn was immer Sie sich eingeredet haben, das ich getan haben soll – und Sie haben mir ein paar deutliche Hinweise gegeben –, Sie haben nicht den geringsten Beweis für Ihre Hirngespinste. Nicht den geringsten. Wenn Sie mich fragen, sind Ihre Sorgen durchaus berechtigt, dass Sie sich nur einen unnötigen Papierkrieg aufhalsen, falls Sie mich tatsächlich festnehmen. Dass Sie damit anderen nur eine Menge Unannehmlichkeiten und sich selbst eine berufliche Niederlage bereiten. Ist doch soweit richtig?«
    Kitson entgegnete nichts.
    »Das ist gar nichts.« Er stach mit dem Finger auf das elektronische Fahndungsbild ein. »Das ist durchgeknallt, wenn

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