Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders
Hausdurchsuchungsbefehl zurück. Worauf sie ging. Sie konnte es nicht erwarten, mit Adrian Farrell zu arbeiten. Woher er sein Selbstvertrauen hatte, wusste sie ja nun. Während sie zusah, wie letzte Hand an die Videogegenüberstellung gelegt wurde, fragte sie sich, ob der Junge unten in der Zelle jetzt auch noch so vor Selbstvertrauen sprühte.
»Wir wären so weit«, sagte Wilmot.
Kitson öffnete die Tür, wechselte ein paar Worte mit dem diensthabenden Beamten, und eine halbe Minute später betrat Nabeel Khan den Raum.
Er sah etwas besser aus als das letzte Mal, als Kitson ihn gesehen hatte, aber das wollte nicht viel heißen. Die Blutergüsse waren verheilt, doch ihr war klar, dass sie nicht den Teenager vor sich hatte, der er einmal gewesen war. Bevor er und sein Freund Amin an einem Abend vor sechs Monaten zu lange auf den Bus gewartet hatten.
Er zog seine Jacke aus und nickte ihr nervös zu. »Wie geht es Ihnen, Miss?«
Kitson durfte nun mit ihm sprechen. Aus gutem Grund war ihr bis jetzt der Kontakt mit dem Zeugen verboten gewesen. Um zu gewährleisten, dass seine Aussage nicht als beeinflusst dargestellt werden konnte, war er von zu Hause von Beamten abgeholt worden, die mit der ursprünglichen Ermittlung nicht befasst gewesen waren. Jetzt, da die Videogegenüberstellung selbst auf Video aufgenommen wurde und damit auch jede Äußerung auf Band war, konnte Kitson mit dem Jungen sprechen.
»Mir geht es recht gut, Nabeel«, sagte sie. Es erübrigte sich, ihn zu fragen, wie es ihm ging.
Sie unterhielt sich mit ihm, während er sich neben Wilmot setzte. Sie erklärte ihm, dass die ganze Angelegenheit nur ein paar Minuten dauere, alles sehr einfach sei und er sich keine Sorgen machen müsse. Er schien bereit zu sein. Er meinte, ihm sei es so lieber, mit dem Computer. Er sei erleichtert, dass er niemandem gegenübertreten müsse. Als Kitson ihm sagte, dass das ohnehin nicht der Fall gewesen wäre und ob er nicht im Fernsehen gesehen habe, dass man für Gegenüberstellungen Einwegspiegel benutze, lachte er.
Dann übernahm Wilmot. Er sagte ein paar einleitende Worte, und Kitson konnte sich nur noch zurücklehnen und zusehen.
Jeder Clip war nach demselben Prinzip aufgenommen. Die betreffende Person saß vor einem weißen Hintergrund und blickte direkt in die Kamera, bis ein kurzer Piepton ihr signalisierte, nach rechts zu blicken. Fünf Sekunden später signalisierte ihr ein weiterer Piepton, nach links zu blicken. Am Schluss wandte sie sich wieder der Kamera zu, bis der Clip vorbei war. Dann kam die nächste Person.
Der Ausdruck auf den Gesichtern reichte von leer bis dreist. Trotz der Anweisung, so ausdruckslos wie möglich zu schauen, blickten die meisten wechselweise gelangweilt, fasziniert oder angewidert in die Kamera. Einige wirkten zufrieden, wahrscheinlich weil sie gerade achtzig Pfund für ein paar Minuten ihrer Zeit kassiert hatten, wo sie doch nur in der Polizeiwache vorbeigeschaut hatten, um den Fahrzeugschein vorzuzeigen oder zu erklären, wo ihre Freundin sich das blaue Auge und die aufgesprungene Lippe geholt hatte. Sie waren alle zwischen sechzehn und einundzwanzig. Und blond, wobei die Haarlänge und die Frisur variierten, von flach anliegend bis zur Föhnfrisur. Keiner der jungen Männer trug einen Ohrring, die Person im siebten Clip wurde gebeten, das Goldkreuz zu entfernen, um die Aufmerksamkeit nicht zu sehr auf sich zu lenken.
Als die Montage fertig und auf dem Bildschirm nichts mehr zu sehen war, fragte Wilmot den Zeugen, ob er die Aufnahmen ein zweites Mal sehen wolle.
Der Zeuge schüttelte den Kopf.
Dann stellte Wilmot die entscheidende Frage, wie es seine Aufgabe war, aber Kitson brauchte die Antwort nicht abzuwarten. Das Gesicht des Zeugen war ausdrucksloser als das der Personen auf dem Bildschirm, aber Kitson hatte das Geräusch gegen Ende des Videos gehört.
Nach etwa eineinhalb Minuten.
Es war noch immer zu hören, während Wilmot sich bemühte, eine Antwort von ihm zu bekommen: Knochen, der gegen Metall schlug, Nabeel Khans Bein, das sich seiner Kontrolle entzogen hatte und gegen das Tischbein schlug.
»Das mit den Kindern kapier ich nicht«, sagte Porter. »Wie konnte Jane Freestone ihren Bruder auch nur in die Nähe ihrer Kinder lassen?«
»Vielleicht hat sie es damals nicht gewusst. Oder sie war sich nicht sicher.«
»Aber jetzt weiß sie es doch. Und es macht ihr noch immer nichts aus, sie mit Onkel Grant in den Park zu schicken.«
»Anscheinend.«
»Man
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