Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
Vom Netzwerk:
tot.«

Fünfzehntes Kapitel
    DI Chris Wilmot begutachtete die Aufnahme des Verdächtigen ein letztes Mal. Die Maus fuhr knapp und präzise über das Pad, aber der Cursor flog nur so über den Monitor, während er sie bewegte und klickte, mit eigens entwickelter Software schnitt und kopierte und dann die für die Gegenüberstellung geeigneten Personen auswählte.
    Die herkömmliche Methode, bei der ein Augenzeuge einen Verdächtigen in natura identifizierte – oder auch nicht – war schnell Geschichte geworden. Sie war zeitintensiv und teuer, und nur eine Handvoll Polizeiwachen konnten eine korrekte Gegenüberstellung auf die Beine stellen. Wilmot war einer von mehreren speziell in neuen Gegenüberstellungsmethoden ausgebildeten Beamten, die bei Bedarf angefordert werden konnten. Er konnte praktisch überall mit ein paar Mausklicken eine Videogegenüberstellung durchführen. Er war im Voraus über die bevorstehende Festnahme informiert worden und hatte sich zehn Minuten vor der Ankunft des Verdächtigen in der Polizeiwache in Colindale eingefunden.
    Wilmot griff auf eine Videodatenbank von mehreren tausend Personen zu. Mit Hilfe eines halben Dutzends Suchkriterien engte er sie ein auf Gleichaltrige mit demselben ethnischen Hintergrund, gleicher Größe und Hautfarbe. Er brauchte eine halbe Stunde, um die acht Fünfzehn-Sekunden-Clips zusammenzustellen, die er zusammen mit der Aufnahme zeigen wollte, die er bereits von dem Verdächtigen gemacht hatte, fetzt ging es mehr oder weniger nur noch darum, sie in die richtige Reihenfolge zu bringen. Was dank der eingebauten Software, die nach Zufallsprinzip arbeitete, kein Problem darstellte. Wilmot brauchte keinen Gedanken daran verschwenden, er kannte sie nicht einmal. Er würde sie erst sehen, wenn er dem Zeugen den fertiggestellten Film vorführte.
    Wilmot wünschte sich, die Polizeiarbeit wäre in allen Aspekten so unkompliziert, so narrensicher, als er die Taste drückte und dem Computer die Arbeit überließ …
    Yvonne Kitson saß hinten und sah dem ID-Beamten bei seinen letzten Vorbereitungen zu. Allem Anschein nach war er gründlich und wusste, was er tat. Und es gab keinen Grund, warum es nicht so laufen sollte, wie sie es sich erhoffte. Trotzdem waren ihre Nerven so angespannt wie selten. Es war ihr ungemein wichtig, ab jetzt keinen Fehler zu machen. Aus persönlichen wie beruflichen Gründen. Sie hatte zwar jeden Grund, zuversichtlich zu sein, andererseits aber hatte sie schon eine Menge Fälle gesehen, die in warmen Tüchern zu sein schienen und dann in letzter Minute den Bach hinuntergingen.
    Sie wünschte es sich so sehr, Amin Latifs Familie sagen zu können, dass sie den Mörder ihres Sohnes gefunden hatte. Das Gesicht seiner Mutter zu sehen, wenn das Urteil gesprochen und die Strafe verkündet wurde. Doch darauf würde sie wohl noch eine Weile warten müssen. Sie durfte nichts voraussetzen. Und musste die ganze Zeit über einkalkulieren, dass es ganz anders kommen könnte. Das kostete nur noch mehr Nerven.
    Trotz der Neuigkeiten, die sie heute Nachmittag von einem Kontakt beim Forensic Science Service erfahren hatte …
    Sie hatte Farrell nachmittags um vier Uhr in seinem Elternhaus verhaftet, eine Stunde nach dem Anruf vom FSS. Während Adrian nach Colindale gebracht wurde, war sie dortgeblieben, um mit den Eltern zu sprechen. Das Gespräch war gekennzeichnet durch eine Menge Gebrüll und Geschluchze. Durch die Unterstellung, Kitson sei ihrem Job nicht gewachsen. Durch herablassende Bemerkungen und unterschwellige Drohungen von Farrells Vater, die Kitson ignorierte. Auch wenn die Versuchung groß war, ihn ebenfalls in den Fond des Polizeiwagens zu stecken. Als sie endlich zu Wort kam, setzte Kitson die Farrells davon in Kenntnis, dass sie außer dem Rechtsanwalt, mit dem sie bereits gedroht hatten, niemanden über die Verhaftung ihres Sohnes informieren durften. Das stand nicht zur Diskussion. Es galt festzustellen, wer die Mittäter bei der Tat waren, wegen der ihr Sohn verhaftet worden war. Und da die Polizei glaubte, dass Adrian ihre Namen weitergeben könnte, dürfte er keinen Kontakt zur Außenwelt haben. Er dürfe nicht einmal telefonieren. Nachdem sie einen weiteren Ausbruch von Mr Farrell über sich hatte ergehen lassen – diesmal mit dem Thema der Rechte der in Untersuchungshaft Einsitzenden und der Andeutung, dass Kitson einen schweren Karriere schädigenden Fehler beging – teilte sie ihnen mit, sie käme später mit einem

Weitere Kostenlose Bücher