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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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wie Freestone. Aber wollen wir uns das Theater wirklich antun?«
    Porter verzog das Gesicht. Das mochte am Kaffee liegen, doch Thorne hielt das für unwahrscheinlich. Das »Theater«, von dem er gesprochen hatte, konnte alles bedeuten, vom eindeutigen Beweis bis zu einer Erlaubnis des Innenministers. »Sie haben Allens Wohnung gesehen«, sagte sie. »Wozu dieser Mann fähig ist. Wir können nicht davon ausgehen, dass dem Jungen noch viel Zeit bleibt.«
    Danach saßen sie eine Weile schweigend da und lauschten den beiden Polizisten am Tisch. Allem Anschein nach war der »Warmduscher« nur unwesentlich »bescheuerter« als das »Weichei«, das den ganzen Tag damit verbrachte, »dem Sergeant in den Arsch zu kriechen«.
    Als lausche man einem Lexikon von Soap-Sprüchen.
    Thorne schwankte noch, ob nun die Bullen angefangen hatten, wie ihre Pendants in den Krimiserien zu sprechen, oder ob sie schon immer so gesprochen und die Drehbuchschreiber nur ihre Hausaufgaben gemacht hatten. Er vermutete oder besser hoffte, dass Letzteres der Fall war. Die Teufelskerle von der Flying Squad zückten garantiert häufiger großspurig ihren Polizeiausweis, seit Regan und Carter in ihren goldenen Ford Granadas TV-London sicher gemacht hatten.
    Als er sich wieder ins Gespräch einklinkte, machte sich Thorne eine geistige Notiz, dass Holland ihn umgehend erschießen sollte, wenn er jemals Ausdrücke wie »Warmduscher« oder »Weichei« gebrauchen sollte.
    Als Thorne den Anruf entgegennahm, war die Reihe an den uniformierten Tischnachbarn, zu schweigen und dabei so auszusehen, als bekämen sie keine langen Ohren. Thorne schaute zu Porter, während er zuhörte und sich bei dem Überbringer für die offensichtlich willkommene Nachricht bedankte.
    »Und?«, fragte Porter.
    »Mr Freestone möchte noch einmal mit uns plaudern.« Thorne warf einen Blick auf den Kaffeerest und schob seinen Stuhl zurück. »Sagt, er möchte tatsächlich mit uns über Luke Mullen reden.«
     
    »Ich hab Sarah Hanley nicht umgebracht.«
    »Bitte, Grant, erzählen Sie mir jetzt nicht, ich hab wegen nichts und wieder nichts Bauchweh«, sagte Thorne.
    »Nein, da kann ich Sie beruhigen.« Freestones Südlondoner Akzent war nicht so ausgeprägt, wie man hätte meinen können, und seine Stimme war sanft, ja weich. Es wäre gar nicht so einfach, ihn und seine Schwester nur anhand der Stimme auseinanderzuhalten. »Ich wollte es nur noch einmal gesagt haben. Ich habe nie aufgehört, es zu sagen. Es ist nur so, dass kein Schwein je zugehört hat, verstehen Sie?«
    »Sie werden alle Zeit der Welt haben, uns zu erzählen, was damals passiert ist bei Sarah …«
    »Ich weiß nicht, was passiert ist, okay? Ich hab sie nur gefunden.«
    »Okay, Grant.«
    »Sie war tot, als ich hinkam, das schwör ich Ihnen.«
    »Aber deshalb sind wir nicht hier«, sagte Porter.
    Freestone nickte langsam und holte ein paar Mal tief Luft, als bereite er sich auf Größeres vor. Neben ihm war Donovan auf seinem Stuhl griesgrämig nach vorne gerutscht. Langeweile und Missgunst hatten jeden Anflug von Neugierde zunichte gemacht. Die Kontrolle war ihm entglitten, jetzt, da sich sein Mandant entschieden hatte, gegen seinen Rat zu handeln. Womit seine Anwesenheit überflüssig war. Er hatte nicht vor, auch nur einen Finger krumm zu machen, sondern wollte nur die Zeit absitzen, um die Firma ordentlich abzuzocken. Dann würde er nach Hause gehen und eine Weile seine Kinder anbrüllen.
    »Ich geh nicht mehr in den Knast«, sagte Freestone.
    Thorne verschränkte die Arme vor der Brust. »Ist das eine Frage oder eine Aussage?«
    »Es spielt keine Rolle, ob es um Mord geht. Oder sonst was. Die könnten mich wegen Scheckfälschung einlochen oder weil ich meine Einkommenssteuer nicht bezahlt habe. Im Knast geht’s immer nur um diese Kinder. Ich muss ständig aufpassen.«
    »Wollen Sie jetzt mein Mitgefühl?«
    »Ich will gar nichts.«
    »Wahrscheinlich das Beste.«
    »Sie sind genauso wie alle anderen …«
    »Wie beruhigend.«
    »Sagen Sie uns doch, warum Sie uns gerufen haben«, mischte sich Porter ein. »Das wäre ein Anfang. Wenn es Ihnen darum geht, dass man Sie nicht nur nach Ihrer Vergangenheit beurteilt, sondern eine andere Seite an Ihnen erkennt, eine Seite, die nicht nur … abstoßend ist. Dann müssen Sie sich das verdienen.« Sie setzte sich zurück, kramte in ihrer Handtasche und überließ ihm das Feld.
    Thorne beobachtete die vier Rädchen, die sich in dem Doppelkassettendeck drehten. Die winzigen

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