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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Pub verließen, legte Kitson ihm die Hand auf den Arm. Seine Erklärungen, alles sei in Ordnung, hatten sie offensichtlich weniger überzeugt als die anderen.
    »Sie werden Ihr Ergebnis bekommen«, sagte sie. »Wir beide kriegen unser Ergebnis.«
    Thorne dachte an das Balkendiagramm vor ihrem Büro und rang sich ein Lächeln ab.
    »Kommen Sie, Guv, es ist Ihre Aufgabe, uns zu motivieren.«
    »Guv?«
    »Kommissarischer DCI.«
    Thorne schlüpfte in seine Jacke und dachte dabei: Den Kommissar spiel ich seit Tagen.
    Es war kalt, der Wind blies ihnen ins Gesicht, als sie auf den Parkplatz traten. Hinter ihnen ertönte eine Hupe, und Thorne drehte sich um. Ein schwarzer Volvo parkte neben einer Reihe Mülltonnen. Er erkannte den Fahrer am Hinterkopf und sagte Kitson und den anderen, er käme nach.
    Der Fahrer des Volvo beugte sich zur Beifahrertür und öffnete sie. Thorne setzte sich zunächst auf den Ledersitz, bevor er die Beine in den Fußraum schwang und die Tür zuzog.
    »Alles okay?«, fragte Nunn.
    Thorne nickte. Er war vor ein paar Monaten am Rücken operiert worden und war nun zwar schmerzfrei, aber noch vorsichtig. Im tiefsten Inneren war da noch immer die Phantasie, bei den Spurs einzuspringen, aber sein praktischer Verstand riet ihm, nicht zu schnell aus dem Bett zu hüpfen.
    »Nettes Auto«, sagte Thorne. Der Innenraum des Volvo war makellos, roch neu.
    »Dachte, Sie wären eher der Oldtimerfan.«
    »Arbeitet Dave Holland auch verdeckt für Sie?«
    Nunn starrte ihn verständnislos an, und Thorne erklärte, das sei nicht weiter von Bedeutung.
    Es war warm im Auto, Nunn hatte Radio gehört und drehte nun die Lautstärke herunter. »Wie war Ihr Gespräch mit Richard Rawlings?«
    Thorne sah, dass Magic FM eingestellt war, der Sender, der auf Oldies but Goldies setzte. Im Augenblick war ein alter Song von Petula Clark zu hören. »Haben Sie mich überwacht oder Rawlings?«
    »Vielleicht haben wir das Pub überwacht und hatten einfach Glück«, sagte Nunn. »Was wollte Rawlings?«
    Also wusste Nunn, dass Rawlings um das Treffen gebeten hatte. Das war zwar das wahrscheinlichste Szenario, dennoch fragte sich Thorne, ob das DPS inzwischen auch schon seinen Festnetzanschluss abhörte. Nicht dass ihn das überrascht hätte.
    »Er fürchtet, Sie haben ihn auf der Abschussliste. Wollte, dass ich meinen ›Einfluss‹ benutze und Sie bewege, ihn aus der Schusslinie zu nehmen. In der Richtung.«
    »Was haben Sie ihm gesagt?«
    »Dass ich keinen Einfluss habe.«
    »Dafür haben Sie eineinhalb Stunden gebraucht?«
    »Meistens hat er geredet, besser gesagt: geflucht.« Nunn grinste. »Ich habe keinen Einfluss, das stimmt doch?«
    »Ich würde es anders nennen, aber wir arbeiten an Fällen, die sich hoffentlich irgendwann überschneiden. Was Sie tun, wird also nicht ohne Einfluss bleiben.«
    Irgendwann. Dann, wenn die Identität des Mannes, hinter dem sie beide her waren - auch wenn Thorne sich nicht sicher war, ob aus demselben Grund -, gelüftet war. Dann kam es ohne Frage darauf an, wer am längeren Hebel saß. Und wer das war, war klar.
    »Rawlings ist ein aggressives Kerlchen.« Nunn sog die Luft durch die Zähne. »Ich wär nicht gern in seiner Nähe, wenn ihm der Kragen platzt.«
    »Er hat Angst.«
    »Warum sollte er Angst haben, wenn er nichts auf dem Kerbholz hat.«
    »Quatsch«, sagte Thorne. »Sie wissen genau, dass es euch gibt, um den Leuten Angst einzujagen.«
    »Sie an den rechten Weg zu erinnern, das ja.«
    »Ihr bekommt doch eine Spezialausbildung, oder?«
    »Haben Sie auch Angst?«
    »Ständig.«
    Nunn nickte. »Das ergibt Sinn. Wir haben eine dicke Akte über Sie, daher wären Sie dumm, sich nicht ein paar Gedanken zu machen.«
    Thorne starrte ins Leere, während Petulas Song in Glen Campbells »Rhinestone Cowboy« überging.
    Vor drei Jahren hatte Thorne indirekt den Tod eines bekannten Nordlondoner Gangsters verschuldet. Wenige waren deshalb traurig gewesen, doch seither lebte Thorne mit dem Wissen, dass der Tag kommen konnte, an dem er sich dafür verantworten musste. Unmöglich zu sagen, ob sich diese Angelegenheit oder ähnlich gelagerte Vorfälle in seiner DPS-Akte befanden, aber die Gründe, die Nunn bewogen, ihm zu erzählen, dass es eine solche Akte gab, beruhigten ihn nicht gerade. Thorne fühlte, dass ihm hier eine Art Angebot gemacht und ihm zugleich gedroht wurde.
    Er sah zu Nunn, aber der blickte aus dem Fenster ins Leere.
    Daher wären Sie dumm, sich nicht ein bisschen Gedanken zu machen

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