Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer
durchsichtig, wie eine Kanüle oder ein Kabel …«
Brigstocke betrachtete das Foto und schüttelte den Kopf. Er gab auf. »Schauen wir, was die in Newlands Park damit anfangen können.«
Hollands Gesicht tauchte hinter der Glasscheibe auf, und er öffnete die Tür, als ihn Thorne hereinwinkte. Er erklärte, T-Mobile habe sich endlich mit den Details der ersten Nachricht gemeldet: Der Anruf sei von einem Funkmast auf einem Bürogebäude in Acton ausgegangen.
In der Einsatzzentrale - und nicht nur dort - lief die Arbeit auf Hochtouren. Nachdem Thorne vor ein paar Stunden das zweite Foto erhalten hatte, war das Ermittlungsteam erheblich vergrößert worden. Beamte wurden von anderen Fällen abgezogen - darunter auch vom Sedat-Mord -, um auszuhelfen, und sie hatten bereits herausgefunden, dass diese neue Nachricht von einem anderen Prepaid-Handy kam, diesmal aus dem Orange-Netzwerk. Eine Anfrage wegen des Funkmasts, von dem aus das Bild gesendet wurde, war bereits nachts hinausgegangen, und die ersten Schritte waren eingeleitet, um festzustellen, wo das Handy gekauft worden war. Falls sie den Einzelhändler tatsächlich ausfindig machten, konnte das bedeuten, dass sie sich Videoaufnahmen der Überwachungskamera von einem ganzen Monat ansehen durften. Um Beweismaterial zu finden, das ihnen vielleicht vor Gericht half, wenn es ihnen denn gelang, einen Verdächtigen vor Gericht zu bringen. Wie so vieles andere, mit dem sie sich zurzeit abmühten, war auch dies, als sammelte man Puzzleteile, ohne auch nur einen blassen Schimmer vom fertigen Bild zu haben.
»Wie schnell kann uns Orange sagen, von welchem Mast aus das Bild gesendet wurde?«
Holland grinste selbstzufrieden. »Ich hab sie angelogen und ihnen gesagt, dass T-Mobile sich den Arsch für uns aufgerissen hat. Ich hab gedacht, ein bisschen gesunder Wettbewerb kann nicht schaden.«
Thorne und Holland verließen gemeinsam das Büro und kamen an Andy Stones Schreibtisch vorbei, als der DC den Hörer auflegte und sie sich schnappte. »Die Mülltüte hat heute keine Zeit für uns.«
»Sie müssen schon Englisch sprechen«, sagte Thorne.
»Martin Cowans.« Stone hielt ihnen einen Ausdruck mit einem auf faszinierende Weise abstoßenden Foto vor die Nase, unter dem eine Reihe von Verhaftungen aufgelistet war. »Der Leithund der Black Dogs, aber er nennt sich aus irgendeinem Grund lieber ›Mülltüte‹. Sie haben gemeint, ich solle ihn anrufen und ihm sagen, dass wir ihn gern sprechen würden.«
»Und was hat die Mülltüte heute so Wichtiges vor?«, fragte Holland.
»Ein Kumpel von ihm ist überraschend gestorben. Und da hat er einiges zu erledigen.«
Thorne sah Stone an.
»Tucker bekommt ein großes Bikerbegräbnis, oder?«, fragte Holland. »Mit dem Sarg auf der Harley. Einem Motörhead-Song, wenn der Vorhang aufgeht …«
»Das ist das Komische«, sagte Stone. »Ich hab auch gedacht, er redet von Tucker - hat er aber nicht. Ein anderer Kumpel von ihm ist gestern Nacht im Krankenhaus gestorben. Er hat gesagt, er muss da hinfahren …«
»Rufen Sie ihn sofort zurück«, sagte Thorne, bereits auf dem Sprung. »Finden Sie heraus, um welches Krankenhaus es sich handelt, und schicken Sie die Spurensicherung hin. Und das schnell.« Auf dem Weg hinaus bellte er Befehle. »Rufen Sie Phil Hendricks an, und schicken Sie ihn in das Krankenhaus. Sorgen Sie dafür, dass das Krankenhaus Bescheid weiß, dass wir kommen. Und sagen Sie Cowans, er soll bleiben, wo er ist. Wenn wir seinem Freund die letzte Ehre erwiesen haben, können wir uns auf ein Schwätzchen treffen …«
Es passte alles zusammen - Thorne musste an sich halten, um nicht sofort zurück in Brigstockes Büro zu rennen.
Ein Todesfall im Krankenhaus, eine bestimmte Art von Tod , würde nicht im täglichen Bulletin auftauchen. Dieses Mal hatte der dafür Verantwortliche mit seiner Nachricht nicht gewartet.
Thorne öffnete die Tür und ging direkt hinüber zu Brigstockes Schreibtisch. Er deutete auf das Display seines Handys und fuhr mit dem Finger die geheimnisvolle gewundene Linie nach.
»Das ist eine Kanüle von einem Tropf.«
Der Großteil des Heroinhandels in Großbritannien wurde noch immer von der türkischen Mafia in der und um die Green Lanes kontrolliert. Doch in den letzten Jahren hatten Banden aus der Sikh-Gemeinde in Southall diese Vormachtstellung angegriffen. Falls die Black Dogs, wie Bannard gemeint hatte, in den Heroinhandel einsteigen wollten, dann war es eine ausgemachte Blödheit,
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