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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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sich in der Nähe des Southall Broadway niederzulassen.
    Martin Cowans sah das offensichtlich anders. »Ich lebe, wo’s mir passt«, sagte er. Seine Mimik verriet Thorne alles, was er über seine Einstellung zur Multikulti-Gesellschaft wissen musste.
    Nicht dass es eine Überraschung gewesen wäre.
    Genauso wenig wie die Tatsache, dass Cowans seine so hochgeschätzte persönliche Freiheit auch darauf ausdehnte, wen er bei sich zu Hause willkommen hieß. Und dass die Polizei nicht auf seiner Gästeliste stand. Der Präsident der Black Dogs traf sich mit ihnen stattdessen im Hauptquartier des Clubs in der Rayner’s Lane, ein paar Kilometer weiter nördlich von seiner Wohnung. Das »Clubhaus« bestand aus zwei normalen Reihenhäusern, die aussahen, als wären die Wände eigenhändig herausgerissen worden. Ein Teil des Erdgeschosses lag voller Matratzen und Motorradteile. Im anderen Haus befanden sich eine winzige Küche, ein Wohnzimmer und ein Barbereich inklusive Pooltisch, Dartboard und Bierzapfanlagen, die mit großen Metallfässern verbunden waren.
    »Nett«, sagte Thorne bei der Führung durch das Haus.
    Die Inneneinrichtung mochte ungewöhnlich sein, von außen war dem Haus kaum etwas anzumerken. Wenn man die Motorräder ignorierte, die auf dem Platz, der vom Vorgarten übrig war, aufgestellt waren. Doch wenn man genauer hinsah, gab es genug Hinweise: die verstärkten Stahltüren; die geschwärzten Fenster; die vorn und an der Seite am Kieselrauputz montierten Überwachungskameras.
    »Was sagen Ihre Nachbarn denn zu dem Haus?«, wollte Holland wissen.
    Cowans tippte die Asche auf den zerschlissenen grauen Teppichboden. »Fragen Sie sie ruhig. Die werden Ihnen alle erzählen, dass sie kein Problem mit uns haben.«
    »Da bin ich mir sicher«, sagte Thorne.
    Sie saßen im Wohnzimmer: Holland und Thorne auf klapprigen Stühlen, die aussahen, als stammten sie aus dem Wartezimmer eines Arztes; Cowans und zwei seiner Freunde fläzten auf diversen Sesseln und Sofas, die mit Kord, Samt und zerrissenem, schmuddligem Plastik bezogen waren.
    Es roch nach abgestandenem Bier und Motoröl.
    »Also, ich weiß ja nicht, ob sich hier schon jemand Gedanken um Ray Tuckers tropische Fische gemacht hat«, sagte Holland. »Ich mein, was aus ihnen werden soll. Er hat sie bestimmt jemandem vererbt.« Er deutete mit dem Finger in eine Ecke. »Aber hier würde sich das Aquarium ausgezeichnet machen …«
    Die drei Biker waren erwartungsgemäß angezogen. Diese Uniform war im Club Pflicht. Thorne war bekannt, wie wichtig ihnen die Aufnäher auf dem Rücken ihrer Leder- und Jeansjacken - die Clubabzeichen - waren. Damit durfte kein Unsinn getrieben werden. Und wer ein Abzeichen trug, für das er nicht berechtigt war, wurde streng bestraft. Er hatte gelesen, dass man Gangmitglieder von ihrem Bike heruntergezerrt und ihnen die Abzeichen mit einem Universalmesser aus der Jacke geschnitten hatte, ohne sich die Mühe zu machen, ihnen diese zuvor auszuziehen.
    Cowans, der nur auf seinen Spitznamen reagierte, war an die fünfzig. Er war klapperdürr, hatte aber einen Bauch. Die langen Haare trug er zurückgebunden. Sie waren bereits von grauen Strähnen durchzogen, während der dicke Bart noch dunkler war. Seine jüngeren Kollegen hatten sich höflich als »Gazza« und »Ugly Bob« vorgestellt. Gazza war untersetzt, und sein Bart erinnerte sehr an den ersten Milchflaum, während Bob sich den Schädel glattrasiert hatte und einen dicken Schnurrbart trug. Thorne kannte diesen Look aus den Clubs, die Phil Hendricks besuchte, aber er beschloss, das für sich zu behalten.
    Vieles hier hatte durchaus etwas Komisches, aber Thorne wusste, wozu diese Männer fähig waren. Und er fragte sich, wer von ihnen irgendwo versteckt auf seiner fahlen Haut das Tattoo mit den zwei ineinander verschlungenen Dolchen trug. An Gazza und Ugly Bob gewandt fragte er: »Was seid ihr zwei denn? Road Captains? Security Chiefs?«
    Sie blieben die Antwort schuldig.
    Thorne wandte sich an Cowans. »Und Ray Tucker war Vizepräsident?«
    »Ich habe nicht vor, über Clubmitglieder zu sprechen«, sagte Cowans. »Aber es freut mich, dass Sie Ihre Hausaufgaben gemacht haben.«
    »O ja.« Thorne zog einen Zettel aus seiner Tasche und schwenkte ihn stolz. »Hab mir auch die Regeln ausdrucken lassen. Die Website ist übrigens gut gemacht.«
    »Die Musik ist ein bisschen scheiße«, meinte Holland.
    Thorne sah auf die in einer dramatischen gotischen Schrifttype geschriebene Liste: die

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