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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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hinaus zum Fenster, zu den Lichtern in der Ferne, die Hände noch immer dicht an der Halskrause.
    War wahrscheinlich Watford …
    Er wandte sich wieder Ricky Hodson zu und sah, wie die Tüte ein letztes Mal gegen dessen Gesicht klatschte. »Schon übel, das Glatteis, hm?«
     
    Thorne hatte Louise am frühen Nachmittag ein paarmal auf den Anrufbeantworter gesprochen, aber sie hatte nicht zurückgerufen, bis er zu Hause war.
    Er hatte ihr erzählt, er habe einen »interessanten« Tag hinter sich. Und dass er ihr die grausigen Details später ausführlich berichten wolle, wenn sie Lust habe. Und dass er gerne zu ihr käme. Louise hatte gemeint, sie würde nicht bis wahnsinnig spät arbeiten, aber sie wolle heute früher ins Bett und ob das okay sei. Falls sie es sich anders überlege und sich nicht in der Lage sehe, die Nacht ohne ihn zu überstehen, würde sie ihn zurückrufen. Woraufhin Thorne antwortete, er warte auf ihren Anruf.
    Der Bengal Lancer wollte gerade schließen, aber als Stammkunde war Thorne an der Bar willkommen, wo er sich durch eine Platte Zwiebelbhajis und Lamm Tikka aß und sich mit den Kellnern unterhielt, während um ihn herum schon geputzt wurde. Das half. Als er hereinkam, war Thorne noch sauer auf Louise, aber zwei Gläser Kingfisher und ein paar schräge Geschichten hatten einiges für seine Stimmung getan, als er kurz vor halb elf Uhr nach Hause aufbrach.
    Er fütterte Elvis, steckte die Wäsche in die Waschmaschine und sah noch den Schluss von Wednesday Night Football auf Sky. Er wollte sich gerade bei Poker-pro einloggen, als er die E-Mail bemerkte. Hendricks hatte anscheinend einen eher ruhigen Tag und viel zu viel Zeit gehabt, sich Titel für ihre »Schwule-Pathologen-Serie« auszudenken. In seiner E-Mail machte er Vorschläge wie Sezier dich nicht so und Der Blasologe , bevor er zu dem Schluss kam, dass sie vielleicht eine Talkshow daraus entwickeln könnten. Als Location natürlich ein Leichenschauhaus. Der Arbeitstitel war Tunten-TV.
    Thorne fand, das machte mehr Spaß als Spielen. Er setzte sich hin und kritzelte auf ein Blatt Papier, das normalerweise für Notizen zu Pokerrivalen reserviert war. Dann schickte er eine E-Mail an Hendricks und schlug ihm Jede Menge Steifer! und Der Steife mit dem Knopf im Ohr vor. Aber am besten gefiel ihm: Ist das Rigor Mortis oder freuen Sie sich, mich zu sehen?
    Während er auf eine Antwort von Hendricks wartete, fiel ihm sein Handy ein. Newlands Park hatte ihm mittags sein altes Handy zurückgeschickt, und das lag nun versiegelt in seiner Tüte auf dem Tisch neben der Eingangstür.
    Thorne holte sich die Schere aus der Küche und schnitt das Päckchen auf, ohne den Blick von einem möglicherweise schmutzigen Film auf Channel Five zu nehmen und sich das Hirn nach weiteren Titeln zu zermartern. Das war eigentlich Multitasking in höchster Ausprägung, fand er. Der Korinthenkacker in Newlands Park versuchte offensichtlich, sich mit unzähligen Schichten undurchdringlichen Plastiks zu rächen, in die er das Handy gewickelt hatte.
    Er brauchte fast zehn Minuten, um das Nokia herauszuschälen. Und weitere zehn Minuten, um an die Batterie und die SIM-Karte zu kommen, die jeweils getrennt mumifiziert worden waren. Als Thorne endlich alles zusammen hatte, war der Film zu Ende, und er hatte sich schimpftechnisch völlig verausgabt.
    Er schaltete das Handy ein, sah zu, wie das Funk- und das Batteriesignal aufleuchteten. Nach zehn, fünfzehn Sekunden legte er das Handy beiseite und ging wieder zum Computer.
    In dem Augenblick, als er sich setzte, begann das Handy auf dem Tisch zu vibrieren. Anrufe wurden an sein neues Handy weitergeleitet, aber Text- und Bildnachrichten konnten nicht weitergeleitet werden.
    Er hatte eine Nachricht erhalten.

Sechstes Kapitel
    Donnerstag, später Vormittag, und zum zweiten Mal starrte Brigstocke in dieser Woche auf Tom Thornes Handy. Er deutete auf das Display. »Ist das da rechts ein Draht oder so was?«
    Thorne ging um den Schreibtisch herum und beugte sich über Brigstockes Schulter. Er schaute hinunter auf das Foto, das er letzte Nacht erhalten hatte. Diesmal war kein Blut zu sehen, der Mann auf dem Foto hätte sogar schlafen können; ein Eindruck, der noch dadurch verstärkt wurde, dass der Kopf auf einem weißen Kissen ruhte.
    Aber Thorne war kein oberflächlicher Betrachter.
    Er musterte die leichte, wellige Linie, die sich entlang des Bildrands krümmte und beinah das Gesicht des Toten am Displayrand berührte. »Es ist

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