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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Falls das Gespräch länger dauerte, konnte er sich was davon bestellen. Die Frau hatte ihn bereits entdeckt. Sie hielt ein fast leeres Weinglas hoch und nickte. Als Thorne sich den Weg zur Theke bahnte, stellte er entsetzt fest, dass diese bereits mit Lametta und Plastikstechpalmenzweigen dekoriert war.
    »Scheint keine Bullenkneipe zu sein«, sagte Thorne und reichte Lilley ihren Wein.
    »Wie haben Sie das gemerkt?«
    »Ach, kann ich nicht sagen. Vielleicht, weil das Pub Atmosphäre hat und die Leute sich amüsieren? So was in der Richtung.«
    Lilley schmunzelte und hob ihr Glas. »Das Pub ist praktisch perfekt«, sagte sie. »Es ist nur fünfzehn Minuten von der Polizeiwache weg, aber das reicht, um die ärgsten Saufköpfe fernzuhalten, die Typen, die keine zehn Meter für eine Dose Bier laufen.«
    Der Akzent war reinstes Essex, aber Lilley entsprach überhaupt nicht dem Stereotyp der dummen Blondine aus Essex: Sie war witzig und clever, und ihr Zynismus hatte gerade die richtige Portion Selbstmitleid. Die dunklen Haare trug sie nach hinten frisiert, was ihr rundes Gesicht betonte. Doch auch wenn sie nicht die Schlankste war, war auf den ersten Blick klar, dass sie das nicht im Geringsten störte. Entscheidend war, dass sie nicht älter als fünfunddreißig Jahre sein konnte, und das hieß, wie Thorne sofort klar war, sie musste gut sein oder sich gut verkaufen, um mit Ende zwanzig bereits eine Ermittlung in einem Mordfall zu leiten. Bestenfalls traf beides zu.
    »Damals war ich noch DI«, sagte sie. »Aber mein DCI hielt sich im Hintergrund und übergab mir die Ermittlung im Tipper-Fall.« Thorne zog die Augenbrauen hoch. Nicht dass so was noch nie vorgekommen wäre, aber es war schon ungewöhnlich, dass ein Inspector den Ermittlungen in einem wichtigen Mordfall vorstand. »Ich wollte unbedingt Chief Inspector werden.« Lilley schmunzelte bei der Erinnerung. »Und man muss wissen, wie man mit so was umgeht, finden Sie nicht? Man sollte die Schuhe anprobieren, ob sie passen.«
    »Die Schuhe haben mich nie interessiert«, meinte Thorne.
    Sie unterhielten sich eine Weile über ihren aktuellen Job und darüber, wie gemütlich die Antiterroreinheit gewesen war, als sie vor ein paar Jahren dort anheuerte. Die Einheit war verkleinert worden, nachdem die IRA ihre Aktivitäten hierzulande eingestellt hatte. Aber natürlich hatte sich das alles am 11. September schlagartig geändert, und nach den Londoner Bombenanschlägen im Juli 2005 waren endgültig andere Zeiten angebrochen.
    Thorne sagte, er sei froh, dass sie nicht »9/11« oder »7/7« gesagt habe. Er hasse diese Abkürzungen, die sich immer mehr einschlichen. Lilley outete sich als verwandte Seele und meinte, jeder, der »24/7« sagte, verdiene eine Ohrfeige. »Genauso wie diese Dumpfbacken, die von ›Fenstern‹ in ihrem Terminplan reden oder sich einen ›Drink‹ bestellen, statt sich was zu trinken zu holen.«
    Sie stand auf, um an der Bar noch ein Glas Wein und ein Guinness zu holen - und fragte ihn zuvor nicht, ob er auch noch einen »Drink« wolle, sondern ob sie ihm ein Guinness mitbringen könne …
    »Simon Tipper gründete die Black Dogs in den frühen Neunzigern«, erklärte sie. »Er war Präsident, bis er von einem Typen namens Marcus Brooks in seinem Wohnzimmer aufgeschlitzt wurde. Das war im Juli 2.« Sie nippte an ihrem Wein und rief sich den Fall ins Gedächtnis. »In der Wohnung herrschte das totale Chaos. Überall Blut und Unterlagen und Kram. Brooks war wirklich dabei, die Wohnung auf den Kopf zu stellen, als Tipper heimkam und ihn dabei erwischte.«
    »Ist es so gelaufen?«
    »Nicht nach dem, was Brooks erzählt hat, aber ich geh davon aus, dass es so passierte.«
    »Wie haben Sie ihn gefasst?«
    »Er war einfach zu cool. Zuerst macht er Kleinholz aus der Wohnung und ersticht Tipper. Und dann setzt er sich hin und schenkt sich was zu trinken ein. Wir haben wunderbare Fingerabdrücke von einem Glas hinter dem Sofa bekommen, und dabei hatten wir Brooks samt Abdrücken schon in unserer Datenbank.«
    Thorne erstarrte, das Bier in der Hand. Lilleys Beschreibung der Vorfälle kam ihm vertraut vor. Und ihm fiel ein, was Hendricks gesagt hatte.
    »Er schlägt Tucker den Schädel ein, und dann zieht er, von oben bis unten blutbespritzt - und er war blutbespritzt -, in aller Ruhe sein Handy raus und macht Fotos. Absolut cool.«
    Thorne trank einen Schluck. »Dann lief ja alles wunderbar?«
    »Na ja, wie gesagt, Brooks erzählte etwas anderes. Nach

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