Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer
Team die Richtung weisen könnten bei der Suche nach den Leuten, die fröhlich die Clubbonzen ins Jenseits beförderten.
Thorne war entsprechend dankbar und gleichermaßen verärgert, dass er dankbar sein musste. Er erkundigte sich, wie weit die Unterlagen zurückreichten. Er begann sich zu fragen, inwiefern die Clubaktivitäten der letzten Jahre mit den Veränderungen in der Hierarchie zusammenhingen und was Bannard über den Tod des früheren Black-Dogs-Chef wusste.
»Wahrscheinlich nicht mehr als Sie«, sagte Bannard. »Der Tipper-Mord fand vor meiner Zeit hier statt. Die Einzelheiten finden Sie in den Unterlagen.«
»Wahrscheinlich nicht uninteressant.«
»Sind Sie schon wieder unterwegs?«
Thorne sagte ja. Dabei verlor er kein Wort darüber, dass er und Holland in einem Auto zwanzig Meter vom Clubhaus der Black Dogs entfernt saßen. Aber Bannard war der Typ von Bulle, der in ihm die Paranoia auslöste, er wüsste ohnehin alles.
»Ich such für Sie den Namen der ursprünglichen SIOs heraus«, sagte Bannard. »Wenn Sie wirklich glauben, die Sache ist es wert, dann sprechen Sie wohl besser selbst mit ihnen.«
Das Airwave-System, das in den letzten zwei Jahren in der Met aufgebaut worden war, war für viele Bullen zur Plage geworden. Vor allem das eingebaute GPS-System war allgemein verhasst, das den Leuten im Kontrollraum ermöglichte, jeden Beamten zu lokalisieren. Manchmal jedoch hatte die Telefon-Funk-Übertragungseinheit auch durchaus ihre Vorteile. Als Bannard zehn Minuten später sein Versprechen einlöste und ihnen einen Namen lieferte, konnte Thorne sofort Kontakt aufnehmen.
DCI Sharon Lilley arbeitete bei einer in Paddington Green untergebrachten Antiterrorismuseinheit. Erfreulicherweise erklärte sie Thorne, dass sie heute zwar einen höllischen Tag vor sich habe, aber sie sich, wenn er Lust habe, auf einen Informationsaustausch nach Dienstschluss freuen würde.
Thorne hatte schon härtere Codes geknackt. Er fragte zurück, was sie trinken wolle.
Siebtes Kapitel
Er hatte genug gesehen von den seltsameren Seiten der Hauptstadt, die meisten natürlich am düsteren Ende des Spektrums angesiedelt. Aber vor ein paar Monaten war Thorne an einem Sonntagvormittag zufällig auf eines der bizarrsten Spektakel gestoßen, das die Stadt zu bieten hatte.
Jetzt, da er an der St. John’s Church vorbeilief, um Sharon Lilley zu treffen, erinnerte er sich vor allem an den Geruch. Wenn ihn neue Teppichböden umgehend in seine Kindheit zurückversetzten, dann war es vielleicht ab jetzt sein Schicksal, Kirchen für immer mit dem Geruch von frischem Pferdemist zu verbinden.
Das letzte Mal, dass er die Kirche hier gesehen hatte - die riesigen, reich verzierten Fenster, die in der gotischen Fassade funkelten -, hatten mehr als hundert Pferde im Vorhof gestanden: Shire Horses, diese riesigen Kaltblüter, und Shetlandponys; Schindmähren und Rassepferde; Kutschen und Pferdewagen. Männer, Frauen und Kinder in jeder nur vorstellbaren Reiteraufmachung zogen zu Pferd an einem Priester in vollem Ornat vorbei. Der Priester, der nicht hintanstehen wollte und ebenfalls fröhlich auf einem Pferd saß, segnete jedes einzelne Tier, nachdem er sich bei dem Besitzer danach erkundigt hatte.
»Wie heißt er? Squirrel? Der Herr sei mit dir, Squirrel …«
Thorne und Louise waren überrascht stehen geblieben und hatten sich über das Schauspiel gefreut. Sie hatten ein paar andere Zuschauer gefragt und erfahren, dass es sich hier um den Reitersonntag handelte, der jedes Jahr gefeiert würde. Sie hatten die Schinkenbrötchen gegessen, den Kaffee vom Buffet getrunken und der kleinen Jazzband zugehört, die den Soundtrack lieferte, bevor sie weiterspazierten. Sie waren sich einig, so düster London bisweilen sein mochte, eine Stadt, in der man um eine Ecke bog und auf einen aufgetakelten Vikar zu Pferde stieß, war letztlich wunderbar.
Das Pub, das Sharon Lilley vorgeschlagen hatte, war eher 08/15, einen Steinwurf von der St.-John’s-Kirche entfernt, am nördlichen Rand des Hyde Park. Das Duke of Kendal war nicht groß, für einen Donnerstag um halb sieben Uhr abends war relativ viel los, etwa ein Dutzend Gäste saßen in Mantel und Jacke an den Holztischen draußen.
Drinnen war es laut, der Stimmenlärm übertönte beinahe, aber nicht ganz, einen alten Meat-Loaf-Song. Als Thorne auf die Frau zuging, die er für Sharon Lilley hielt, kam er an einer schwarzen Tafel vorbei, auf der anscheinend ordentliche Thaiküche angeboten wurde.
Weitere Kostenlose Bücher