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Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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wünschte sich sofort, er hätte es nicht gesagt - die typische englische Reaktion. Er zuckte zusammen, als er den urkomischen Slogan auf dem T-Shirt des Typen sah: BITTE IM PUB ABGEBEN.
    Nach einem Idioten wie dem, dachte Thorne auf dem Weg zu seinem BMW, würde bestimmt niemand suchen.

Neunundzwanzigstes Kapitel
    »Ich frag mich, wie Sie den Gestank aushalten.«
    »Wie bitte?«
    »Es riecht nach … getrockneter Pisse und Feuchtigkeit, und Sie gehen so nahe ran.«
    »Anscheinend waren Sie noch nie bei einer Obduktion dabei«, sagte Kitson.
    Trainee Detective Constable Bridges sah verlegen zur Seite. Er war abgeordnet, um Kitson abends zu begleiten, und ihr entging nicht, dass ihn dieses Arrangement genauso begeisterte wie sie. Doch es war vernünftig. Ein nächtlicher Streifzug durch die weniger schicken Ecken des West Ends hatte seine Tücken, und die ein Meter neunzig von TDC Bridges kamen da durchaus gelegen. Auch wenn Yvonne Kitson sich im Notfall durchaus zu helfen wusste, erschien ihr die eine oder andere dumme Bemerkung kein zu hoher Preis für das Gefühl der Sicherheit. Und so grün ihr junger Begleiter hinter den Ohren sein mochte, war er doch schlau genug, sich im Hintergrund zu halten, wenn sie mit jemandem sprach.
    Dieser Teil des Auftrags störte ihn anscheinend nicht.
    Den Leicester Square und die kleinen Straßen hinter dem Piccadilly Circus waren sie bereits abgelaufen, und beide waren dankbar für das milde Wetter. Kitson hatte jedem, der aussah, als schliefe er auf der Straße, Fotos von Graham Fowler gezeigt. Und für den Fall, dass jemand Graham
Fowler kannte, hatte sie ein Fahndungsbild von Anthony Garvey dabei. Aber sie hatte es bisher noch nicht gebraucht.
    Sie hatte sich von Thorne über das Leben auf der Platte aufklären lassen und daher nicht erwartet, gleich Glück zu haben. Gott sei Dank gab es nicht viele Obdachlose im West End, aber die Szene zerfiel in einzelne Gruppen - die Alkoholiker, die Junkies und Leute mit psychischen Problemen - und war groß genug, dass nicht jeder jeden kannte.
    »Sie sollten aber nicht allzu lange suchen müssen«, hatte Thorne gesagt. »Die Leute ziehen schnell weiter oder verschwinden einfach, aber es gibt einen harten Kern, der jahrelang in derselben Gegend bleibt.«
    Bridges war weniger optimistisch oder verständnisvoll. »Sogar wenn ein paar diesen Typen gesehen haben«, meinte er nach einer Stunde, »sind die meisten davon zu fertig, um sich zu erinnern.«
    Sie liefen zum Trafalgar Square hinunter und an der Charing Cross Station entlang. Ein alter Mann mit einem osteuropäischen Akzent und einer dünnen Decke um die Schultern schüttelte den Kopf, als sie ihm Fowlers Foto zeigten, obwohl er bereits Schwierigkeiten hatte, es klar zu fixieren. Er deutete den Strand hinauf, wo gleich Suppe verteilt würde. »Da kommen die verschiedensten Typen«, sagte er.
    Kitson bedankte sich. Die Suppenküche stand auch schon auf Fowlers Liste. Sie drückte ihm ein paar Scheine in die Hand.
    »Das können Sie wahrscheinlich als Spesen absetzen«, sagte Bridges, als sie gingen.
    Kitson ging nicht weiter darauf ein.
    Der Van fuhr kurz nach halb zehn vor und parkte in einer ruhigen Straße hinter dem Somerset House, zwischen
einem kleinen Park und einem Prachtbau, in dem die Zentrale von American Tobacco untergebracht war. Etwas über zwanzig Männer und Frauen warteten bereits und bildeten schnell eine Schlange, als die Klappe des Vans aufging und es nach Suppe roch.
    Wie der Mann von Charing Cross gesagt hatte: die unterschiedlichsten Typen.
    Viele nahmen ihre Suppe oder ihren Kaffee und verschwanden, andere jedoch blieben, standen allein und vermittelten dabei den Eindruck, dass es ihnen so lieber war, oder bildeten links und rechts der Straße kleine Grüppchen. Die Ersten, die Kitson ansprach, schüttelten den Kopf, weil sie sich nicht für Graham Fowlers Gesicht interessierten oder es nicht kannten, schwer zu sagen, was zutraf. Ein Mann starrte sie nur an, und die Frau neben ihm erklärte ihr, sie solle sich verpissen. Sosehr ihr danach war, Kitson gab nicht auf, bis sie endlich eine positive Antwort bekam. Ein Schotte namens Bobby, der am Rand einer Gruppe neben dem Geländer stand, nickte enthusiastisch zwischen zwei Schlucken Tee und stach auf das Foto ein. »Aye, den Typen kenn ich.«
    »Sind Sie sicher? Er heißt Graham Fowler.«
    Bobby zuckte die Achseln und sah auf das Foto. Er hätte genauso vierzig wie sechzig Jahre alt sein können. »Graham,

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