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Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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super.«
    »Du musst dir einen richtigen Job suchen, dein Leben auf die Reihe kriegen. Rumhängen und Scheißbauen ist okay, solange man ein Teenager ist, aber allmählich musst du dir echt Gedanken machen.«
    »Ich sehe nicht ein, warum.«
    »Möchtest du keine geregelte Arbeit, eine Familie und das alles?«
    »Ich habe eine Familie.«
    »Außer mir.«
    »Hör mal, ich hab noch nicht herausgefunden, was ich machen will. Aber ich hab noch jede Menge Zeit.«

    »Hör du mal, du Klugscheißer, ich hab noch viel mehr Zeit als du, ja? Die zieht sich etwas, wenn man nichts zu tun hat, als das Unkraut im Gemüsegarten des Direktors zu jäten und Abschlüsse zu machen, die man nie brauchen wird. Da draußen vergeht die Zeit wie im Flug, glaub mir.«
    »Ich weiß schon, jetzt lass mal. Ich finde schon was.«
    »Ich hab mit einem von den anderen hier gesprochen. Er meinte, dass du vielleicht mitkommen kannst, wenn ich zu diesen Untersuchungen muss. Als Verwandter.«
    »Ja, natürlich.«
    »Du musst nicht. Es wäre nur nett, ein vertrautes Gesicht dabeizuhaben, wenn man mit Handschellen ans Krankenhausbett gefesselt rumliegt. Ich war noch nie ein Freund von Krankenhäusern, in meinen besten Zeiten nicht.«
    »Mach dir deshalb keine Sorgen.«
    »Ich mach mir in die Hose, wenn ich ehrlich bin.«
    »Ich bin da, okay? Hörst du mir zu?«
    »Das wäre gut.«

Achtundzwanzigstes Kapitel
    Vor zehn Jahren noch war Shoreditch ein heruntergekommenes Geschäftsviertel. Aber wie Hoxton nebenan hatte auch hier die Gentrifikation zugeschlagen. In den letzten Jahren tauchten Lofts auf dem Markt auf, für die man siebenstellige Summen hinblättern musste. Es gab jetzt private Clubs und sogar ein Crossgolfturnier, bei dem Geschäftsleute und Medientypen in lachhaften Klamotten erschienen und speziell designte Golfbälle herumdroschen. Junge Schriftsteller ließen die Geschichten ihrer Romane hier spielen, und die Independent-Szene drehte hier ihre Filme. Taxifahrer lehnten Fahrten in diese Gegend nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr ab und hatten ordentlich zu tun. Während viktorianische Fassaden von jahrzehntealtem Schmutz befreit wurden, wurden dazwischen neue Gebäude hochgezogen, in denen Bars und Nachtclubs ein Zuhause fanden und noch genug Büroflächen blieben für Beraterfirmen und schicke Werbeagenturen, wie die, die Andrew Dowds Frau leitete.
    Sie ließ Thorne fünfzehn Minuten warten, aber er war es zufrieden, in der kleinen, überfüllten Bar einen Kaffee zu trinken, und sah dem geschäftigen Treiben zu. Vor allem die Horden makellos gekleideter junger Frauen gefielen ihm, mit denen die Straßen um den Hoxton Square überreich gesegnet zu sein schienen. Als Sarah Dowd endlich auftauchte, versuchte sie ihm klarzumachen, sie habe nur zehn Minuten
Zeit. Es sei noch ein Meeting anberaumt, mehr als dreißig Minuten Mittagspause seien nicht drin.
    Thorne hätte sagen können, dass auch bei ihm einiges los sei, oder andeuten können, dass sie für alles Mögliche Zeit finde, nur nicht für eine Entschuldigung, dass sie zu spät komme. »Ich bemühe mich, Sie nicht zu lange aufzuhalten«, sagte er.
    Sie bestellte sich einen Caesarsalat und eine Flasche Mineralwasser. »Tut mir leid, dass ich nicht zu Hause mit Ihnen sprechen konnte«, sagte sie. »Ich komme meistens erst sehr spät heim, und wir hatten die Handwerker, es sieht also ziemlich chaotisch aus.«
    »Kein Problem«, sagte Thorne. »Muss ein Albtraum sein, die Handwerker im Haus.«
    »O Gott, hatten Sie das noch nie?«
    »Nichts Großes. Wenn ich Wilde sehen will, schau ich mir einen Film an.«
    »Es ist nur ein kleiner Anbau …«
    Thorne hatte sich nicht erkundigt, nickte aber und fragte, wann es losgegangen sei. Falls die Handwerker bereits ein, zwei Monate dort arbeiteten, konnte das von Bedeutung sein. Viele Baufirmen stellten für die groben Arbeiten gerne Gelegenheitsarbeiter ein, was für Anthony Garvey eine Möglichkeit gewesen wäre, an sein Opfer heranzukommen.
    »Es ging letzte Woche los«, sagte sie. »Das reinste Chaos, aber, um ehrlich zu sein, es lenkte mich immerhin davon ab, dass Andrew verschwunden war. Können Sie das verstehen?«
    Thorne sagte, ja, das könne er.
    »Ich hatte schon Angst, dass alles fertig wäre, bevor er gefunden wird. Falls er gefunden wird.«
    »Die Angst brauchen Sie ja nun nicht mehr zu haben.«

    »Ist es so?«
    Ihr Essen wurde serviert, und Thorne sah ihr zu, wie sie aß. Präzise Gabelbewegungen, nach zwei, drei Bissen stets ein

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