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Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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schlecht aussieht, aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass man ihr den bescheuerten Sohn des Superintendent aufgehalst hatte.
    Hinter ihr brummte Bridges: »Es dauert alles so verdammt lang.«
    »Wenn Sie einen Job möchten, bei dem es schnell und einfach läuft«, meinte Kitson, »dann haben Sie sich für die falsche Arbeit entschieden.«

     
    »Ich hab gedacht, er wäre inzwischen da.« Louise sah erneut auf die Uhr und zog die Beine an. »Dass es spät wird, war mir klar, aber normalerweise ist er um diese Zeit längst hier. Vielleicht gab es einen Durchbruch in dem Fall.«
    Hendricks saß am anderen Sofaende. »Er ruft an, wenn etwas passiert ist«, sagte er. Er griff nach der Weinflasche und schenkte ihnen beiden nach. »Das ist ein absolut schrecklicher Fall, Lou.«
    »Warum erwischt er immer die Üblen?«
    »Sie scheinen zu ihm zu passen.«
    »Vielleicht sollte ich mir darüber Sorgen machen«, sagte Louise. »Falls er der Vater meines Kindes wird.«
    »Keine Angst. Wenn du Glück hast, erbt das Kleine dein Aussehen und dein Wesen.«
    »Genau, und seinen Musikgeschmack.«
    Sie sprachen über ein Album, das Hendricks im Schrank gefunden hatte, eine CD, die er mal in der Wohnung liegen lassen hatte und die Thorne, das war ihnen beiden klar, gehasst hätte.
    »Ich muss sagen, ich war überrascht, dass er das überhaupt draufhat.«
    »Er hatte tief geschlafen«, sagte Louise, »und ich hab mir selbst geholfen.«
    Hendricks lachte etwas länger, als er vielleicht, hätte er ein paar Gläser Wein weniger intus gehabt, gelacht hätte. »Und versucht ihr es wieder?«
    »Wir haben noch nicht darüber gesprochen, vielleicht noch nicht gleich, aber ich möchte schon, ja.«
    Hendricks nahm einen Schluck Wein, behielt ihn ein paar Sekunden im Mund, bevor er ihn hinunterschluckte. »Witzig, vor ein paar Jahren saß ich hier - eigentlich lag ich, ich wohnte nämlich hier, bis ein Wasserschaden in meiner
Wohnung beseitigt wurde. Ich war völlig fertig, weil ich damals ein Kind wollte und der Typ, mit dem ich zusammen war, eher nicht, also …«
    Louise rutschte zu ihm und legte ihm die Hand auf die Knie.
    »Ich hab ihm von dieser … Ausstellung erzählt mit den Einrichtungen für Kinderleichenhallen. Ich hatte dort ein Kind gesehen, und das war wie ein Schlag in die Magengrube. Na ja, ich hab ihm das alles erzählt, und plötzlich lag ich da und hab geheult wie ein Mädchen, nicht böse gemeint.«
    »Hab ich auch nicht so aufgefasst.«
    Hendricks nahm noch einen Schluck und trank dann das Glas aus. »Was für ein Armleuchter.«
    »Und möchtest du immer noch ein Kind?«, fragte Louise. »Weil du von ›damals‹ gesprochen hast.«
    »Ja, klar möchte ich eines. Aber jetzt ist es eher so … wenn’s passiert, dann passiert’s, verstehst du? Es bringt nichts, sich da reinzusteigern.«
    »So seh ich das auch, glaub ich. Ich sage das jetzt - wenn wir wieder schwanger werden, gehe ich wahrscheinlich die Wände hoch -, aber im Augenblick stresst mich das weniger.«
    »Das ist gut«, sagte Hendricks. »Ich meine, Stress kann da eine ziemliche Rolle spielen - du weißt schon.«
    »Wie hat Tom reagiert? Als du so fertig warst, damals?«
    »Merkwürdig.«
    Louise schmunzelte. »Bei mir war’s genauso. Als ob er nicht weiß, was er sagen soll. Oder etwas sagen möchte, es aber nicht rausbekommt.«
    »Er schafft es schon noch.«
    »Ja, so ist er. Merkwürdig. Und nur glücklich, wenn er einen schrecklichen Mordfall hat, in den er sich verbeißen kann.«
    »Ich weiß nicht, ob man das glücklich nennen kann.«

    »Okay, dann zufrieden .«
    Hendricks überlegte und sagte: »Das trifft es wohl.«
    Und so saßen sie da und tranken vor sich hin, entspannt und vertraut genug, um miteinander zu schweigen.
     
    Thorne hatte einen langen Tag mit einem schnellen Bier im Oak beendet, das sich dann in mehrere verwandelte, als Brigstocke und noch ein paar Jungs auftauchten. Er wollte ursprünglich nicht so lange bleiben, war dann aber froh, dass er es getan hatte. Denn es hatte ihm, wie ihm auf der Fahrt nach Kentish Town klar wurde, gutgetan, etwas Dampf abzulassen.
    Das war für alle Beteiligten besser.
    Er griff nach dem Handy auf dem Beifahrersitz und beschloss, die Tatsache, dass er so gut wie sicher jenseits des Limits war, noch zu verschlimmern, indem er gegen ein weiteres Gesetz verstieß. Falls man ihn anhielt, gab es zwei Möglichkeiten: Entweder hatte er es mit einem Polizisten zu tun, der ihn einen bescheuerten Blödmann nannte

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