Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
Vom Netzwerk:
und laufen ließ, oder mit einem, der seinen Job ernst nahm und ihn ohne mit der Wimper zu zucken oder gar mit klammheimlicher Freude hinhängte.
    Die Chancen standen wohl fünfzig-fünfzig.
    »Hast du eine Freisprechanlage?«, fragte Kitson.
    »Was denkst du?«
    »Ich denke, falls mich jemals jemand danach fragt, dann streite ich dieses Gespräch einfach ab.«
    »Wo bist du?«
    »Zu Hause«, sagte Kitson. »Ich kam vor zehn Minuten in eine Küche heim, die aussieht, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Und zu einem Typen, der stinksauer ist, weil er den ganzen Abend von zwei Jungs genervt wurde.«

    Kitson hatte das Becke House bereits für ihren abendlichen Einsatz verlassen, als Thorne von seinem Treffen mit Sarah Dowd zurückkam. Den Rest des Tages hatte er relativ produktiv verbracht mit dem Versuch, ein grobes Bild von Anthony Garveys Bewegungen über die letzten Wochen zu erstellen und sich zu fragen, warum er Kitson die Obdachlosensache überlassen hatte, während er sich mit einer Tasse Kaffee und einem Eheberatungsgespräch in Shoreditch zufriedengab.
    Jetzt fragte er Kitson, wie es im West End gelaufen sei.
    »Abgesehen davon, dass ich mit einem Wichser von Trainee losziehen musste, ganz gut.« Sie erzählte ihm von dem Mann, der gesehen worden war und bei dem es sich höchstwahrscheinlich um Anthony Garvey handelte, der Graham Fowler gefolgt war und den geeigneten Augenblick abgepasst hatte.
    »Ich hab mich gefragt, wie er das macht«, sagte Thorne. »Ich meine, den geeigneten Moment abpassen.«
    »Vielleicht geht es ihm um eine bestimmte Reihenfolge.«
    »Daran hab ich auch schon gedacht. Aber er bringt sie nicht in derselben Reihenfolge um, in der ihre Mütter umgebracht wurden.«
    »Es hat keinen Zweck, sich in einen Irren hineinzuversetzen«, meinte Kitson.
    Thorne gab ihr recht. Damit hatte er in der Vergangenheit schon viel zu viel Zeit verschwendet.
    »Ach, und ich habe einen Freund von dir getroffen.«
    »Davon gibt’s nicht so viele.«
    »Einen Typen namens Spike. Hat mir einen Gruß aufgetragen.«
    Thorne trat auf die Bremse des BM W, als etliche unangenehme Erinnerungen aufblitzten: ein Tunnelnetzwerk; ein
Pärchen, das sich in einem sarggroßen Karton liebt; eine Spritze, in der das Blut aufwallt. »Hatte er eine Frau dabei?«, fragte er.
    »Nicht dass ich eine gesehen hätte. Er wirkte ziemlich hinüber, um ehrlich zu sein.«
    Thorne dachte an Spike und eine Frau namens Irgendwann-mal-Caroline, die sich liebten, und an die Droge, die ihnen das Leben aussaugte. Wenn Caroline es geschafft hatte, von der Straße wegzukommen - und er hoffte, dass das der Grund war, warum sie nicht mit ihm abhing - und sich von dem Menschen fernzuhalten, der sie wieder in den Sumpf ziehen könnte, dann war das wahrscheinlich nicht schlecht. Da war auch ein Kind gewesen, ein Junge. Thorne umklammerte das Lenkrad fester und versuchte krampfhaft, sich an seinen Namen zu erinnern.
    »Ich melde mich dann morgen«, brach Kitson das Schweigen.
    Natürlich war das der Grund, warum er nur zu gern jemand anderen die Obdachlosen befragen ließ. Er hatte keine gesteigerte Sehnsucht, mit einer Phase seines Lebens konfrontiert zu werden, die derart aus dem Lot geraten war, beruflich wie privat. Auf diese dunklen Schatten konnte er verzichten.
    »Okay, bis morgen.« Im Kreisverkehr am Archway fuhr er über die rote Ampel. Der Alkohol und diese Bilder aus seiner Vergangenheit irritierten ihn. Wem wollte er etwas vormachen? War sein jetziges Leben - beruflich wie privat - tatsächlich besser als damals?
    Er öffnete das Fenster einen Spalt, um kalte Luft hereinzulassen, und wünschte Spike alles Gute, als er weiterfuhr.
    »Tom …?«
    Robbie. Der Junge hieß Robbie.

Dreißigstes Kapitel
    Malcolm Reece, dessen Namen sie von Raymond Garveys Exfrau bekommen hatten, arbeitete noch immer für die British Telecom, obwohl er in den drei Jahrzehnten, seit Jenny Duggan ihn kennengelernt hatte, vom Ingenieur zum Kundendienstleiter aufgestiegen war. Sein kleines Büro befand sich in einem hässlichen Industriepark in Staines, einer an der Themse gelegenen Stadt im Londoner Speckgürtel, die nur deprimierend war.
    Er war entschieden distanziert ab dem Moment, in dem Carol Chamberlain durch die Tür kam.
    »Hören Sie, ich hab bereits mit der Polizei gesprochen.«
    »Ich weiß«, sagte Chamberlain.
    »Ich hab ihnen genau gesagt, wo ich wann war … absolut lächerlich, das alles.«
    Man hatte Reece vor zwei Wochen befragt, als man in der

Weitere Kostenlose Bücher