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Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Mordserie auf die Garvey-Verbindung stieß. Er war praktisch sofort aus dem Fokus der Ermittlung genommen worden, aber dank dem Protokoll dieser Befragung konnte Chamberlain ihn schnell aufspüren. »Ich bin hier, um Ihnen wegen einer anderen Sache Fragen zu stellen«, sagte sie.
    Reece sah von seinem Schreibtisch auf. Der große Jahresplaner an der Wand hinter ihm bildete einen perfekten Rahmen für seinen Kopf. »Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit, also …«

    »Es geht um den Spaß, den Sie und Ray Garvey vor etwa dreißig Jahren hatten.«
    »Welchen Spaß?«
    »Ich hab mich mit seiner Exfrau unterhalten. Sie hat mir erzählt, Sie beide wären ziemlich gut drauf gewesen damals.«
    »Keine Ahnung, was sie damit meint.«
    »Unternehmungslustige Jungs, meinte sie.«
    Reece lehnte sich zurück, und langsam breitete sich auf seinem teigigen Gesicht ein Lächeln aus, das so viel hieß wie: Jetzt hat’s mich erwischt. Chamberlain erwiderte das Lächeln entsprechend verschwörerisch. Auch wenn sie sich bei Malcolm Reece, so wie er hier saß, höchstens vorstellen konnte, dass ihm die Knöpfe vom hellblauen Nylonhemd springen oder ihn der Schlag treffen und er vom Stuhl fallen würde.
    Chamberlain schätzte Reece auf Mitte fünfzig, vielleicht auf ein, zwei Jahre jünger als sie. Und es fiel ihr schwer, in ihm den Mann zu sehen, von dem Jenny Duggan erzählt hatte, dass er so was wie Frauenmangel nicht gekannt hätte. Er war aufgebläht, hatte Hängebacken, auf der Säufernase saß eine nach unten gerutschte Brille. Die Haare waren grau und spröde so wie die Haare ihres Vaters früher.
    »Himmelherrgott, Sie gehen aber weit zurück«, sagte Reece. »Damals war noch mehr mit mir los, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Was Chamberlain sehr bezweifelte, dennoch nickte sie.
    »Zum einen war ich noch Single.«
    »Ray Garvey aber nicht, oder?«
    »Und viele Mädels genauso wenig«, sagte Reece. »Hat anscheinend niemanden gestört.« Er nahm die Brille ab und beugte sich vor. »Hören Sie, es war nicht so, dass es jeden
Tag eine Orgie gegeben hätte oder so. Wir hatten einfach Glück, das ist alles. Viele Mädels im Büro damals sahen sehr gut aus und hatten nichts gegen einen Flirt. Wir waren in unseren Zwanzigern, mein Gott. Kommen Sie, bei Ihnen war das doch nicht anders.«
    Chamberlain ärgerte sich, dass sie errötete.
    »Ich meine, meistens war es nicht mehr als ein harmloser Flirt. Ab und zu trank man was, und dann ging’s vielleicht ein klein wenig weiter, aber im Großen und Ganzen war es einfach nur ein bisschen Spaß im Büro, verstehen Sie? Wenn man heutzutage einer Frau nur sagt, dass sie nett aussieht, hat man schon eine - wie heißt das? - Klage wegen sexueller Belästigung am Hals.«
    Chamberlain hätte ihm gerne etwas anderes um die Ohren gehauen, sagte aber, sie könne das nachvollziehen und bei der Polizei wäre alles noch viel schlimmer. »Sie und Ray haben es also krachen lassen damals?«
    »Wie Sie sagten, Ray war verheiratet, er musste vorsichtiger sein.« Reece öffnete den obersten Knopf und lockerte die Krawatte. Er schien das Ganze zu genießen. »Ich war wahrscheinlich der Schlimmere von uns beiden. Aber wie gesagt, einige von diesen Mädels musste man nicht lange überreden.« Er grinste. »Ein paar Gin Tonic reichten in der Regel.«
    »Können Sie sich an Namen erinnern?«
    »An die Namen der Mädels, meinen Sie?«
    »Klingt so, als wär das eine lange Liste.«
    »Mannomann, wenn Sie so fragen.«
    »Ach kommen Sie.« Chamberlain ließ nicht locker. »Ich weiß doch, wie die Männer sind. Sie vergessen, die Mülltonne rauszutragen, aber wissen noch jedes Mädel, das sie rumgekriegt haben.«

    »Na ja …«
    »Ich rede von Ray.«
    Reece wirkte enttäuscht. Schließlich sagte er: »Ich nehme an, das waren ein paar im Lauf der Jahre.«
    »Jemand Besonderes?«
    Reece überlegte. »Ein Mädchen vielleicht, eine Sekretärin. Etwas älter als er, wenn ich mich recht erinnere, und verheiratet. Ja, er hatte eine Weile was mit ihr laufen.«
    »Wie hieß sie?«
    »Sandra.« Er schloss die Augen und suchte nach einem Familiennamen. Als er ihm einfiel, schnippte er mit den Fingern und zeigte, zufrieden mit sich, auf Chamberlain. »Phipps!« Er schüttelte den Kopf. »Mannomann, Sandra Phipps.«
    Chamberlain notierte sich den Namen und stand auf.
    »Das war natürlich vorbei, als sie wegging«, sagte Reece. »Sie zog woandershin, glaub ich. Es gab auch eine Menge Gerüchte damals.«
    »Gerüchte

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