Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes
Wohnzimmertür, hielt die Tränen zurück, als ihr Sohn tsch-tsch machte und vor sich hin summte. Und ich bin der dicke Kontrolleur, dachte sie, denn ohne ihn wäre Jason verloren.
Der dicke Kontrolleur kann sich nicht vor Angst in die Hose machen.
Einunddreißigstes Kapitel
Als Thorne in das Petz-Palais kam, saß DS Rob Gibbons an der Rezeption und las ein Taschenbuch. Thorne warf einen Blick auf das Cover: Fantasy-Quatsch.
»Drachen und Hobbits, so was?«, fragte er.
Gibbons grinste. »Nicht wirklich.«
»Wo ist Spibey?«
»Oben, bei den Gruesome Twosome«, sagte Gibbons. Auf dem Weg nach oben überlegte Thorne, welche der Standardantworten er Fowler und Dowd auf die unvermeidliche Frage nach der Ermittlung geben sollte. Die Frage war in Anbetracht der Umstände nur vernünftig, aber einfach waren solche Gespräche nie.
Haben Sie den Mann, der Mum/Dad/Bruder/Schwester umgebracht hat?
Warum dauert das so lange?
Wann kriegen Sie ihn denn …?
Wir tun unser Bestes. Wir machen Fortschritte. Es gibt ein paar bedeutsame Entwicklungen .
Mit welcher Version von »nein« und »keine Ahnung« er sich auch jeweils behalf, Thorne fühlte sich immer leicht schmutzig. Mit Louise hatte er sich darüber mehr als einmal unterhalten, und sie waren zu dem Schluss gekommen, dass man nichts machen konnte und es außerdem wohl besser war, den Betroffenen wenigstens ein wenig Hoffnung zu lassen.
Jeder Tag, an dem ein Fall sich in die richtige Richtung bewegte, war ein guter Tag. Doch diese Tage waren selten, und sie lagen weit auseinander. Und die wirklich guten Tage, wenn es eine Festnahme - die richtige Festnahme - gab, waren in etwa so häufig wie eine Jungfrau im Bordell. Selbst dann kam es natürlich noch auf einen großen Tag vor Gericht an. Bei diesem Rechtssystem, bei dem man immer mit Überraschungen rechnen musste, blieb einem nichts anderes übrig, als die Daumen zu drücken, sich in den nächsten Fall reinzuhängen und auf das Beste zu hoffen.
»Wenn die Scheiße bauen«, hatte Hendricks mal gesagt, »heißt das nicht, dass du Scheiße gebaut hast.«
»Das ist egal«, hatte Thorne erwidert. Weil es nicht trickreiche Anwälte oder unfähige Richter waren, die sich mit den wirklich harten Fragen herumschlagen mussten.
Wie konnte das passieren?
Thorne betrat den oberen Flur. Er hörte Gelächter aus Graham Fowlers Appartement.
Besteht die Möglichkeit, dass Sie diesen Kerl bald erwischen? Sie wissen schon, der uns umbringen will. Nicht zum ersten Mal beschloss Thorne, so ehrlich wie möglich zu sein, und wusste doch, dass er im entscheidenden Moment kläglich absaufen würde.
Gerichtsmedizinisch gesehen hatten sie mehr als genug Beweismaterial, doch die Telefonnummer, die sie von Sarah Dowd bekommen hatten, hatte sich als so nutzlos erwiesen, wie Thorne befürchtet hatte. Mit ihrer Aussage und den von Yvonne Kitson gesammelten Infos wurde das Phantombild ergänzt, aber das war es dann. Wie man es auch betrachtete, Kitsons mürrischer Begleiter hatte wohl nicht ganz unrecht.
Thorne lief den Gang hinunter, an den offenen Türen der
leeren Appartements vorbei. Jedes war sauber und bereit, sollte es benötigt werden. Und ein leichter Geruch von frischer Farbe hing in der Luft. Ob das Petz-Palais einen besonders pingeligen Mafiainformanten erwartete? Und dann schoss ihm noch - ohne besonderen Grund - die Frage durch den Kopf, ob die Queen wohl wirklich glaubt, dass die Welt nach frischer Farbe riecht. Ihre Welt roch bestimmt schöner als die, in der er und Phil Hendricks lebten.
Er klopfte an Fowlers Tür. Sagte: »Brian, hier ist Tom Thorne.« Spibey nannte ihm den vierstelligen Code, und Thorne betrat den Raum. Am Tisch saßen Fowler und Dowd, zwischen den Takeaway-Kartons und Bierdosen lagen Pokerchips herum. Es roch nach Curry und Zigaretten.
Spibey, der mit dem Rücken zur Tür saß, hob die Karten hoch, sodass nur Thorne sie sehen konnte. Er hatte zwei Könige und einen Buben. »Drei-Karten-Brag. Wollen Sie ein paar Runden mitspielen?«
Thorne sagte, er könne nicht, er sei nur auf einen Sprung vorbeigekommen.
»Ach, kommen Sie«, sagte Dowd. »Spielen Sie doch mit. Vielleicht hab ich dann mehr Glück und hol mir mein Geld zurück von diesem Glückspilz.«
»Das liegt am Können«, sagte Spibey.
»Woher kommt denn das Geld?«
Fowler nickte Richtung Dowd. »Ich kam mit sechsundvierzig Pence rein, aber Andy half mir aus.«
»Und ich bin jetzt der Einzige, der verliert«, sagte Dowd.
Fowler hob den
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