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Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Beerdigungen beschwerte.
    Dann kam Chamberlain zum Thema.
    Es war ihr schwergefallen, Sandras Reaktion einzuschätzen, als der Name »Raymond Garvey« fiel. Ein Verflossener aus alten Tagen war eine Sache, wenn es sich dabei aber um einen berüchtigten Serienkiller handelte, gab es wenig, worauf sie sich stützen konnte. Sandras Reaktion auf den Namen »Malcolm Reece« war einfacher zu deuten.
    »Das war ein Paar.« Sandra lachte. »Er und Ray führten sich auf, als wären sie Gottes Geschenk an die Frauen.«
    »Klingt ganz so, als ob ein paar Frauen darauf abfuhren.«
    »Ja, na ja.« Sie zuckte die Achseln. »Jung und dumm, nehm ich mal an.«
    »Wie lange waren Sie und Ray zusammen?«
    »Ich denke, ›zusammen‹ waren wir nie. Wir waren beide verheiratet, daher …«
    »Okay. Wie lange verschwanden Sie beide auf einen Quickie ins Kämmerchen?«
    Sandra lächelte und errötete. »Es gab ein Hotelzimmer. Und ab und an ein Wochenende.«

    Chamberlain wartete.
    »Sechs Monate oder so, denk ich, lief immer mal wieder was. Bis er meine jüngere Schwester kennenlernte.« Erneut lächelte sie, doch dieses Mal war es ein kaltes Lächeln, sie trank einen Schluck Wein. »Frances.«
    »Er hatte was mit Ihrer Schwester?«
    Wieder ein Achselzucken. »Sie war hübscher.«
    »Malcolm Reece erwähnte etwas von einem Baby.«
    Falls Sandra hörte, was Chamberlain sagte, ging sie bewusst nicht darauf ein. »Sie hielten ihre Affäre noch mehr geheim, als Ray und ich es getan hatten«, sagte sie. »Ich kam nur durch einen Zufall dahinter, und ehrlich gesagt wollte ich nicht zu viel darüber wissen. Ich war eifersüchtig und stinksauer auf meine Schwester. Eine Weile war Sendepause zwischen uns.«
    Chamberlain meinte, das könne sie verstehen.
    »Ich ging sogar ein-, zweimal mit Malcolm Reece ins Bett. Wahrscheinlich, um mich an Ray zu rächen.«
    »Und was ist mit diesem Baby?«
    »Ist nicht das meine.«
    »Das Ihrer Schwester?«
    Sandra ließ sich Zeit und nickte. »Ein kleiner Junge. Zu dem Zeitpunkt hatten Frances und Ray schon eine Weile Schluss gemacht. Ich denke, Rays Frau hatte Lunte gerochen.«
    Chamberlain sah das ebenso. Sie erinnerte sich daran, dass Jenny Duggan ihr erzählt hatte, sie hätte immer über Garveys andere Frauen Bescheid gewusst.
    »Hat lange genug dazu gebraucht.« Sandra trank ihr Glas aus. »Kann ich Ihnen noch etwas bringen?«
    Chamberlain starrte Sandra Phipps an. Es tat beinahe weh, als der Groschen fiel. »Frances?«

    Sandra nickte erneut, anscheinend überrascht, warum es so lange gedauert hatte. »Frances Walsh. Das Dumme daran ist, wir haben uns nie richtig versöhnt.«
    Chamberlain blinzelte, sah vor ihrem geistigen Auge die Unterlagen, die sie im Zug studiert hatte: eine Liste mit den Namen von Anthony Garveys Opfern und eine Liste der vor langer Zeit ermordeten Frauen, die sie geboren hatten. »Frances Walsh war Ray Garveys drittes Opfer«, sagte sie.
    Sandra schüttelte den Kopf. »Das erste Opfer. Sie haben sie als Dritte gefunden, aber sie war die Erste, die er umbrachte.« Sie beugte sich vor und griff nach der Weinflasche. »Sind Sie sicher, dass Sie nichts davon möchten?«
    Chamberlain war sich sicher.
    »Wie Sie wollen«, sagte Sandra und schenkte sich nach.
     
    Hendricks atmete schwer, bevor er freundlich und langsam, mit der rauchigsten Stimme, die er zustande brachte, fragte: »Was hast du an?«
    »Dir muss es ja langweilig sein.«
    »Verdammt, kann man noch übler drauf sein als du?«
    »Gib mir eine Stunde«, sagte Thorne.
    Wenn eine Ermittlung stockte und dieses Stocken lange Schatten über jeden Stein, jede dreckige Fensterscheibe des Becke House warf, schlug gute Laune schnell in schlechte Laune um und schlechte Laune in wirklich üble Laune. Thorne saß in seinem Büro und versuchte vergeblich, etwas von dem morgendlichen Optimismus wiederzufinden, als Hendricks anrief.
    »Hast du später Lust auf ein Bier?«
    »Schwierig«, sagte Hendricks. »Ich bin in Göteborg.«
    »Ach richtig. Scheiße.« Das Seminar seines Freundes hatte Thorne völlig vergessen. Irgendwas mit Analyse.

    »Du hattest deine Chance.«
    »Wie läuft’s?«
    »Ich hatte auf Horden von Wikingern gehofft und Bars voller Freddie Ljungbergs.«
    »Ich meinte das Seminar.«
    »Genauso enttäuschend.«
    »Zurück zu diesen Männern …«
    »Eher so Freddie Kruegers.«
    Thorne lachte und dachte an heute Morgen, als er das letzte Mal so gelacht hatte. Er überlegte, ob er Hendricks von dem Gespräch mit Louise und

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