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Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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atmeten, anstarrten.

    Anthony Garvey ging rasch um den Tisch herum und schob ruhig einen Stuhl zur Seite. Das Blut des Polizisten spritzte von der Waffe, als er sie erneut hob.
    »Es ist bei euch beiden vorbei mit dem Glück.«

Sechsunddreißigstes Kapitel
    Erst als sie den Lärm auf der Treppe hörte, fiel Chamberlain auf, dass die Musik oben verstummt war. Sie und Sandra Phipps sahen beide zur Tür, die Schritte wurden lauter, und sie hörten, wie jemand die Treppe herunterstürmte, die kurze Pause, bevor die Haustür zugeknallt wurde.
    Sandra blies die Backen auf und lehnte sich zurück. »Sie ist völlig durcheinander«, sagte sie.
    »Wegen Ihres Neffen?«
    Sandra nickte, lächelte schief. »Eigentlich bescheuert. Ich meine, Nicola hat Simon nicht mehr gesehen, seit sie klein war. Sie wäre genauso durcheinander, wenn ein Musiker aus einer der Bands, die sie ständig hört, sterben würde. Es passt ihr einfach in den Kram, wenn ich ehrlich bin.«
    »Und wie ist das bei Ihnen?«
    Sandra starrte sie an. Sollte sie ansprechen, wie merkwürdig diese Frage war? »Ich bin … traurig. Es ist furchtbar, was man ihm angetan hat. Es ist überhaupt nicht wichtig, dass wir uns nicht besonders nahe standen.«
    Chamberlain schwieg.
    »Ich hab noch immer nicht erfahren, wann ich ihn sehen und die Beerdigung organisieren kann, das ist alles.« Sie schwenkte den Wein in dem Glas. »Nur Gott weiß, in welchem Zustand er ist.«
    »Man gibt Ihnen Bescheid, wenn sie fertig sind.« Chamberlain beschränkte sich auf das Nötigste. Sie hatte alle
Puzzlelteile. Sie wusste, wer der Mann war, der sich Anthony Garvey nannte. Und sie wusste, was das bedeutete . Aber sie hatte noch immer Mühe, den Sinn dahinter zu verstehen.
    »Deshalb habe ich es völlig falsch verstanden, vorhin an der Tür«, sagte Sandra. »Ich meine, ich dachte, Sie seien deshalb gekommen.«
    »Wegen Simon?«
    »Ich dachte, dass die Leiche freigegeben wird.«
    Simon Walsh. Der Sohn Raymond Garveys und sein erstes Opfer. Der Mann, den die Polizei suchte und von dem sie - fälschlicherweise, wie Chamberlain jetzt klar wurde - gedacht hatten, er sei selbst ein Opfer geworden.
    »Deshalb hat Ray sie umgebracht, verstehen Sie.«
    Chamberlains Kopf schnellte hoch, als hätte Sandra Phipps ihre Gedanken gelesen. Sie spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. »Wie bitte?«
    »Das hat er zumindest gesagt. Weil Fran ihm nie was von dem Baby gesagt hatte. Weil er nicht wusste, dass er einen zwölfjährigen Sohn hatte. Keine Ahnung, wie er dahintergekommen ist, aber er sagte, er habe einfach durchgedreht. Er ging hin, um sie zur Rechenschaft zu ziehen, und dann verlor er die Kontrolle.«
    »Mein Gott.«
    »Was?«
    »Warum haben Sie das nicht der Polizei erzählt?«, fragte Chamberlain.
    »Ich hatte doch keine Ahnung davon, bis Ray verhaftet wurde. Ich wusste nicht, dass er es war.« Sandra griff wieder nach der Flasche. »Und dann waren die Frauen schon tot, also hielt ich den Mund. Dadurch wäre keine von ihnen mehr lebendig geworden.«

    »Wann kamen Sie dahinter?«
    »Er schrieb mir aus dem Gefängnis«, sagte Sandra. »Nur ein Mal. Wollte, dass ich weiß, warum er Fran umgebracht hat.« Hass blitzte plötzlich in ihren Augen auf. »Wollte, dass ich ihm vergebe. Können Sie sich das vorstellen?«
    Sieben, dachte Chamberlain. Sieben Frauen waren ermordet worden, weil Frances Walsh Garvey sein Kind verschwiegen hatte. Was die Theorie mit der Persönlichkeitsstörung nur noch lächerlicher machte. »Warum brachte er noch mehr Frauen um?«, fragte sie. »Nach Ihrer Schwester?«
    Sandra starrte an die Decke. »Das weiß der Himmel. Vielleicht legte sich in seinem Kopf ein Schalter um. Ich hab keine Ahnung von so Psychosachen. Vielleicht wollte er den wirklichen Grund, warum er Fran umbrachte, verschleiern - wenn das der Grund war, weil er nichts von seinem Sohn wusste. Vielleicht hat er es einmal getan, und es hat ihm gefallen. Ist jetzt ja wirklich nicht mehr wichtig, oder?« Chamberlain fand diese Einstellung schwer erträglich, andererseits konnte sie nicht ehrlichen Gewissens behaupten, dass es wichtig war. »Sie nahmen also Simon zu sich? Nachdem Frances ermordet worden war?«
    »Entweder ich oder er wäre im Heim gelandet. Was soll man tun? Ich meine, es war nie mehr wie zuvor, zwischen Fran und mir, mit dieser alten Geschichte zwischen ihr und Ray. Aber das, was dieser Mistkerl ihr angetan hat, hat sie nicht verdient. Und Simon gehörte zur Familie, ich musste nicht

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