Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
Vom Netzwerk:
bin mir nicht sicher, ob wir je herausfinden werden, was genau passierte«, sagte Hendricks. »Wie er das Mädchen in das Zimmer reinkriegte. Ob er sich versteckte. Aber diesmal hatte er zwei Plastiktüten mitgebracht.«

    »Zwei Tüten, aber nur ein stumpfer Gegenstand«, sagte Thorne. Sie hatten neben dem Bett eine schwere Glasschale mit Wachsresten gefunden, an deren Unterseite sich getrocknetes Blut und Spuren eines grauen Breis befanden, der nach Gehirnmasse aussah. »Er plant penibel und weiß sich zu helfen.«
    Hendricks nickte. »Er macht seine Sache gut.«
    Eine Bedienung kam an ihren Tisch und fragte, ob sie ihnen noch was bringen könne. Hendricks verneinte, doch Thorne bestellte sich noch einen Kaffee. Er war froh, hier sitzen zu können.
    »Was macht er zwölf Stunden lang?«, fragte er.
    »Was macht wer?«
    »Unser Mann, nachdem er den Jungen umgebracht hat.«
    »Vielleicht schläft er. Oder er liest ein Buch. Holt sich einen runter.« Hendricks zuckte die Achseln. »Ich weiß, wie es bei diesen Irren im Kopf aussieht, aber frag mich nicht, was darin vorgeht.«
    Thorne lehnte sich zurück. »Holt sich einen runter?«
    Hendricks grinste. »Bei den Typen geht’s ja oft um Sex, oder?«
    Da war was dran, doch Thorne war sich sicher, dass es hier nicht um Sex ging, weil es dafür keinen Beweis gab. Ein gewaltsamer Tod war immer außergewöhnlich, aber wenn es dabei um Sex, Rache oder Geld ging, konnte man ihn zumindest bis zu einem gewissen Grad verstehen. Spielte allerdings nichts davon eine Rolle, begann es unheimlich zu werden.
    Und Thorne spürte die Angst in sich aufsteigen.
    Sie schreckten beide auf, als jemand laut an die Fensterscheibe schlug, und sahen einen Betrunkenen, der schon einmal vorbeigeschwankt war und nun sein breites rotes
Gesicht gegen die Scheibe drückte. Thorne sah weg, aber Hendricks winkte lachend. Die Bedienung, die an einem Tisch in der Nähe stand, entschuldigte sich und ging Richtung Tür, doch der Betrunkene schwankte bereits weiter, nachdem er seinem neuen besten Freund noch eine letzte Kusshand zugeworfen hatte.
    Thorne schaute zu Hendricks.
    Der grinste und hob die Hände. »Wie ich sagte, empathisch …«
    Wieder klopfte jemand ans Fenster, und als Thorne sich diesmal umdrehte, sah er Dave Holland hereinkommen. Thorne versuchte, seinen Kaffee schnell auszutrinken, als Holland an den Tisch kam. »Bringen sie die beiden jetzt weg?«
    »Nein, aber vielleicht wollen Sie trotzdem da rübergehen«, sagte Holland. »Martin Macken ist gekommen und macht Stress.« Er musterte Thornes Kaffee, als könne er selbst eine Tasse gebrauchen. »Der Vater.«
    Man hatte die Straße abgesperrt, was zu beträchtlichen Verkehrsproblemen in den umliegenden Straßen führte. Dass die Autofahrer auch noch abbremsten, um zu gaffen, verschlimmerte das Chaos nur noch. Ein Spiel im Emirate Stadion, und in einem Großteil Nordlondons ging nichts mehr.
    Vor der Wohnung der Mackens war alles von Polizei- und CSI-Autos vollgeparkt, daher hielt der blaue Saab des Familienbetreuungsbeamten auf der gegenüberliegenden Straßenseite zwischen dem Lastwagen mit dem Generator und dem Cateringwagen, der alle mit Sandwiches und warmen Getränken versorgte.
    Thorne vermutete, dass der blaue Saab das Auto war, nach dem er suchte, denn aus diesem Auto drang der Lärm.
Als er und andere darauf zugingen, sah er eine junge Beamtin in Zivil, die sich gemeinsam mit mehreren Beamten in Uniform bemühte, einen Mann zu beruhigen, der schrie und um sich schlug und darum kämpfte, auf die andere Straßenseite zu gelangen.
    Bei dem Mann handelte es wohl um Martin Macken.
    Fünf Meter vom Auto entfernt nahm Thorne Hendricks beiseite und sagte ihm, er solle in die Wohnung gehen und dafür sorgen, dass die Toten später rausgebracht werden. Als Hendricks sich auf den Weg gemacht hatte, stellte Thorne sich bei Martin Macken vor und sagte, wie leid ihm das tue.
    Macken konnte ihn unmöglich gehört haben, dazu machte er viel zu viel Lärm. Nachdem er einen zweiten Versuch gestartet hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten, bis Macken Luft holte oder tot umfiel. Der Mann war um die fünfzig und hatte offensichtlich auf sich geachtet, aber jetzt brach er vor Thornes Augen zusammen. Die Haare, die er normalerweise ordentlich nach hinten frisiert hatte, waren zerzaust, und seine Nackenmuskeln traten deutlich hervor. Die Lippen waren schmal, blutleer und voller Speichel. Seine blutunterlaufenen Augen schossen wild umher,

Weitere Kostenlose Bücher