Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes
als er zu dem Haus gegenüber zu gelangen versuchte und nach seinen Kindern schrie.
»Bitte, Mr Macken …«
Dann lenkte ihn eine Bewegung an der Eingangstür ab, und er hörte auf, um sich zu schlagen. Thorne gab ein Zeichen und trat zu ihm, während die Polizisten, die bisher auf ihre Schuhspitzen gestarrt und versucht hatten, den Mann mit einem minimalen Kraftaufwand unter Kontrolle zu halten, einen Schritt zurücktraten.
»Ich bin Detective Inspector Thorne, Mr Macken.«
Dunkelrot im Gesicht und keuchend, deutete Macken
auf die Gestalt, die auf die Haustür zuging, hinter der seine Kinder gelebt hatten. »Wer ist das?«
Thorne schluckte, als Hendricks im Haus verschwand. Das ist der Mann, der morgen Ihre Kinder obduziert. »Jemand aus dem Team, Sir. Jeder hier tut, was er kann.«
Mackens Blick wanderte zu dem Fenster im ersten Stock, tief aus seiner Kehle stieg ein Stöhnen auf. Die Polizisten reagierten mit merklicher Anspannung, als fürchteten sie, er könne jeden Moment über die Straße sprinten. Als klar wurde, dass er das nicht tun würde, trat der für die Betreuung Mackens zuständige Officer, ein schottischer DS namens Adam Strang, neben Thorne.
»Ich habe versucht, ihm zu sagen, er soll zu Hause bleiben«, sagte Strang. »Dass wir ihn erst morgen brauchen würden, aber er wollte nichts davon hören. Er marschierte einfach aus dem Haus und setzte sich in den Wagen. Ich musste zurück ins Haus gehen, um das Licht auszumachen.«
Thorne nickte, um zu zeigen, dass er verstanden habe, und trat einen Schritt näher zu Macken. »Warum steigen Sie nicht wieder ins Auto, Sir?«
Macken schüttelte den Kopf, ohne den Blick vom Fenster zu nehmen.
»Glauben Sie nicht, dass Sie zu Hause besser aufgehoben sind?«
»Ich will meine Kinder sehen.« Seine Stimme war tief und heiser, er klang gebildet.
»Ich fürchte, das geht noch nicht.« Thorne legte ihm die Hand auf den Arm. »Sollten wir Sie nicht doch lieber nach …« Er blickte sich um.
»Kingston«, sagte Strang.
»Jemand kann bei Ihnen bleiben und … bei Ihrer Frau?«
Aus dem Augenwinkel nahm Thorne wahr, wie Strang den Kopf schüttelte, aber es war zu spät.
Macken schoss herum und starrte Thorne an. Er öffnete den Mund, als sehe er ein schreckliches Bild vor sich, und in seinen Augen stand die blanke Verzweiflung; eine Bitte, ein Flehen. »Nicht nach Liz«, sagte er. »Nicht nach dem, was Elizabeth passiert ist.«
Thorne sah zu Strang.
»Mr Mackens Frau, denk ich, Sir.« Strang senkte die Stimme. »Den ganzen Weg von Kingston bis hierher redet er von nichts anderem.«
»Gott, nein, o mein Gott …«
»Ist mit Ihrer Frau alles in Ordnung, Mr Macken?«
»Lebenspartnerin, nicht Frau, wir hielten es nie für nötig, zu heiraten.«
»Was ist mit ihr passiert?«
»Liz wurde umgebracht«, sagte Macken, knapp und traurig. »Vor fünfzehn Jahren, wie ihre Kinder.«
Thorne hatte es erwartet, kaum dass er die Frage gestellt und Mackens Blick gesehen hatte. Dieses Prickeln im Nacken, das sich ausbreitete, bevor Macken zu Ende gesprochen hatte.
Im Hintergrund hörte er Holland murmeln: »Hölle, Tod und Teufel.«
Dass sie nicht geheiratet hatten, erklärte, warum der Name »Macken« keine Alarmglocken hatte schrillen lassen. Die Kinder hatten den Familiennamen ihres Vaters angenommen, nicht den ihrer toten Mutter. Jetzt fielen ihm die sieben Namen auf der Opferliste Raymond Garveys wieder ein: »Elizabeth O’Connor« war die Dritte von oben gewesen.
Thorne sagte leise den Namen des Mörders und konnte
nur zusehen, wie Martin Macken kollabierte. Er lehnte sich stöhnend an den Wagen. »Mein Gott, o mein Gott.«
Thorne griff nach seinem Telefon und eilte davon. Strang rief ihm nach, was er nun mit Mr Macken tun solle. Während er durch die Kontaktliste des Handys scrollte, rief er Holland zu, er solle seine Freundin anrufen, heute würde es sehr spät werden.
Nun brüllte ihm auch noch Holland hinterher.
Die Einsatzzentrale in Leicester war einfach zu erreichen, aber dann brauchte es etwas Überredekunst und ein, zwei Minuten konzentriertes Brüllen und Fluchen, um Paul Brewers Privatnummer zu bekommen.
»Eilt es Ihnen so mit dem Scotch?«, fragte Brewer.
»Ich komme heute Abend nach Leicester«, sagte Thorne. »Und ich möchte mit Catherine Burkes Freund sprechen. Könnten Sie das für mich arrangieren?«
»Arrangieren?«
»Könnten Sie dafür sorgen, dass er weiß, dass ich komme. Damit er da ist und wartet.«
»Gott, ist es wegen
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