Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes
Catherines Mutter?« Brewer schien ein Gähnen zu unterdrücken. »Ich hab Ihnen doch gesagt, ich hab mit ihm darüber gesprochen.«
»Das weiß ich, Paul«, sagte Thorne. »Das Problem ist nur, er hat gelogen.«
Neuntes Kapitel
Vor der Zweizimmerwohnung, die sich Jamie Paice bis vor drei Wochen mit Catherine Burke geteilt hatte, hing ein »FOR SALE«-Schild. Thorne betrachtete es, als die Tür aufging und ein junger Mann in Jeans und einem Leicester-City-T-Shirt grölte, wie spät es sei und er echt nicht verstehe, was so wichtig sei. Dass es ihm bis zum Hals stehe, Fragen zu beantworten, da er gerade seine Freundin begraben habe.
Thorne stellte sich und Holland vor. Meinte, ein Kaffee wäre nett.
Sie folgten Paice über die Treppe nach oben, und während er direkt in die kleine Küche ging, traten Holland und Thorne ins Wohnzimmer, das von einer schwarzen Ledercouch und passenden Sesseln dominiert wurde. Eine blonde Frau Anfang zwanzig saß mit einer Flasche Bier vor einem großen Plasmabildschirm. Nachdem man sich kurz mit Blicken gemessen hatte, schaltete sie das Fernsehgerät widerwillig aus und stellte sich als Dawn Turner vor.
»Ich bin nur eine Freundin«, sagte sie, ohne danach gefragt zu werden. »Ich war Catherines Freundin.«
Thorne nickte. Sie trug ein unvorteilhaftes T-Shirt mit Flügelärmel, das links und rechts den Blick auf einen transparenten BH-Träger freigab. Es war drückend heiß in dem Zimmer, Thorne und Holland zogen die Jacken aus und setzten sich aufs Sofa.
»War wirklich hart für Jamie«, sagte Turner. Sie stellte die Flasche neben dem Sofa ab. »Die letzten Wochen.«
»Kann ich mir vorstellen«, sagte Thorne.
Sie waren aus London hierhergekommen, und obwohl Thorne die ganze Zeit nur 120 Stundenkilometer fuhr, erreichten sie den Stadtrand von Leicester eineinhalb Stunden, nachdem sie von Holloway losgefahren waren. Es war kurz vor zehn, als Jamie Paice mit zwei Tassen Kaffee und zwei Bier für sich und seine »Freundin« ins Wohnzimmer schlenderte. Er ließ sich in den Sessel fallen und sah betont auf die Uhr.
»Seien wir ehrlich, ich tu Ihnen hier einen Gefallen«, sagte Paice. »Es ist also hoffentlich wichtig. Sieht nicht so aus, als wären Sie gekommen, um mir zu sagen, dass Sie das Arschloch gefunden haben, das Catherine umgebracht hat.«
Thorne lächelte, als habe er ihn gar nicht gehört. »Sie verkaufen die Wohnung, Jamie?«
Paice sah zu Turner und schüttelte ungläubig den Kopf. »Sind Sie deshalb den weiten Weg gekommen? Um die Wohnung zu kaufen?«
»Interessiert mich einfach. Ich hab das Schild gesehen.«
»Wir wollten sie so oder so verkaufen. Cath und ich haben uns schon ein paar andere Wohnungen angesehen, bevor sie umgebracht wurde.«
»Die Polizei hat gedacht, dass das etwas damit zu tun haben könnte, was dann passiert ist«, warf Turner ein. »Sie vermuteten, dass der Mörder sich vielleicht als Interessent ausgegeben und die Wohnung angesehen hat. Ich glaube, die Polizei hat das auch alles überprüft.«
»Davon geh ich aus«, sagte Thorne.
Holland rutschte an den Sofarand und sah Paice an. Er deutete mit einem Kopfnicken auf Turner. »Haben Sie Ihre
Freundin wegen unseres Besuchs hier gebeten zu kommen?«
»Warum sollte ich?«
»Etwas moralische Unterstützung.«
Paice sagte nichts und nahm einen Schluck aus der Flasche.
»Sie wäre also so oder so hier gewesen?«
»Brewer hat gesagt, es gäb da was, über das Sie mit mir reden möchten.« Paice lehnte sich in seinem Sessel zurück und breitete die Arme aus. »Könnten wir das jetzt machen?«
»Sie waren in der Stadt, shoppen, als Catherine umgebracht wurde«, sagte Holland.
»Mein Gott, müssen wir das jetzt alles noch mal von vorn durchkauen?«
»Sie haben nach einem Computerspiel gesucht, aber nichts gekauft.«
»Das hab ich nicht nur gesagt, das war so.«
»Das ist albern«, sagte Turner. »Die Polizei hat das alles überprüft und war in den Geschäften, in denen Jamie war.«
»Wir könnten das noch mal überprüfen«, sagte Jamie.
»Machen Sie doch, was Sie wollen«, sagte Paice. »Vielleicht sollte ich mit einem Anwalt reden und ihn fragen, was ich krieg, wenn ich euch Schweine verklage.«
»Ein Anwalt ist gar keine so schlechte Idee«, entgegnete Holland.
»Was?« Paice wirkte plötzlich aufgebracht. Er begann, langsam im Sessel vor und zurück zu schaukeln. Die Knöchel der Hand, in der er die Flasche hielt, wurden ganz weiß.
»Ist schon gut, Jamie.« Turner durchbohrte
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