Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes
Hund zu tun. »Oder ganz was Verrücktes machen und die Notizen eingeben. IN DEN COMPUTER.«
Thorne stöhnte, als er sich aufrichtete, und noch einmal, als er auf seinen Stuhl sank. »Du bist ein verdammtes Genie«, sagte er.
»Ist nur gesunder Menschenverstand.« Kitson nahm den Deckel von dem Kaffee ab, den sie mitgebracht hatte, und löffelte sich den Schaum in den Mund. »Womit die meisten Männer leider nicht gesegnet sind.«
»Aha«, meinte Thorne. »Reden wir jetzt über Ian oder mich?« Recht viel mehr als den Namen von Kitsons neuem Freund, mit dem sie seit ein paar Monaten zusammen war, wusste Thorne nicht. Doch nach dem viel diskutierten Karriereknick konnte Thorne es ihr nicht verübeln, dass sie ihr Privatleben für sich behielt. »Der Ärmste hat wohl am Wochenende Mist gebaut.« Ihrem Grinsen nach zu urteilen hatte Thorne ins Schwarze getroffen.
»Ich meine ja nur, wenn Frauen das Sagen hätten …«
»Wär’s besser, oder?«
»Wär die Welt nicht so chaotisch.«
»Außer ein Mal im Monat«, entgegnete Thorne, »da wär die Kacke echt am Dampfen.«
Kitson, den Plastiklöffel im Mund, lächelte noch breiter. »Und wie war dein Wochenende, du Klugscheißer?«
Thorne hatte den größten Teil des gestrigen Tages allein verbracht, was ihm absolut recht war. Louise war nach Sussex runtergefahren, um ihre Eltern zu besuchen, und hatte ihn nicht gefragt, ob er mitkommen wolle. Wenn Hendricks richtiglag und Louise ihrer Mutter von der Schwangerschaft erzählt hatte, war sie wohl lieber allein, wenn sie ihr erklären musste, dass sich das erledigt hatte.
Es war ihm nicht nötig erschienen zu fragen.
Zum Lunch hatte er sich einen Toast mit Schinken und Käse gemacht, und dann hatte er den Spurs dabei zugesehen, wie sie gegen Manchester City ein armseliges, torloses Unentschieden rausschindeten. Louise kam nach Hause, bevor er sich beim zweiten Spiel des Tages langweilen
konnte, und den Rest des Abends verbrachten sie damit, sich darüber zu streiten, wann sie wieder zu arbeiten anfangen sollte.
Sie hatte gleich am ersten Nachmittag aus dem Krankenhaus bei der Arbeit angerufen und gesagt, sie hätte sich was mit dem Magen eingefangen. Jetzt fand sie, vier Tage seien mehr als genug. Thorne sah das anders, sagte, er finde, sie solle länger daheimbleiben. Louise erklärte ihm, das sei ihr Körper und damit ihre Entscheidung, sie fühle sich absolut topfit und gehe am Montag ins Büro, basta.
Thorne war eine Stunde früher gefahren, um dem Berufsverkehr zu entkommen und sich eine Neuauflage des Streits zu ersparen. Er sah zu der Uhr über Kitsons Schreibtisch. Um die Zeit müsste Louise bei Scotland Yard ankommen, wo die Kidnap Unit untergebracht war.
Mein Körper, meine Entscheidung …
Er senkte den Blick. »Mein Wochenende war ziemlich ruhig.«
Als sich das Team zur morgendlichen Besprechung traf, stellte sich schnell heraus, dass in den letzten sechsunddreißig Stunden einige der an der Doppelermittlung Beteiligten wesentlich fleißiger gewesen waren als Thorne.
»Wir konnten nachweisen, dass die DNA aus Leicester, die wir unter Catherine Burkes Fingernägeln fanden, mit der von den Haaren auf Emily Walkers Kleidung übereinstimmt. Wir suchen jetzt also in beiden Mordfällen offiziell nach derselben Person.« Russell Brigstocke nahm sich kurz Zeit und sah jedem ins Gesicht.
»Nach demselben Mörder«, betonte er.
Karim, der das Kinn auf die Faust gestützt hatte, hob den Finger. »Geben wir das an die Presse?«
»Noch nicht«, antwortete Brigstocke.
»Und die in Leicester auch nicht, das ist sicher?«
»Ist zumindest so abgesprochen.« Brigstocke zuckte die Achseln. »Hören Sie, bei einer Ermittlung wie der hier ist das Risiko, dass etwas durchsickert, doppelt so groß. Ein Idiot in Uniform, der bei einer Journalistin Eindruck schinden möchte, weil er sie ins Bett kriegen will - alles ist möglich.« Er hob die Hände, um die vorhersehbare Reaktion zu unterbinden. »Wir können nur eines tun, nämlich wenigstens hier den Deckel draufhalten. Uns ist allen klar, wie die Presse funktioniert, wie das durch die Decke gehen kann, wenn die Journalistenmeute von einem Serienmord Wind bekommt.« Wieder ließ Brigstocke den Blick über die Anwesenden wandern, bei Thorne blieben seine Augen ein paar Sekunden hängen, bevor er fortfuhr.
Thorne war sich klar darüber, dass Brigstocke mindestens teilweise recht hatte. Für die Boulevardpresse wäre das mit Sicherheit ein gefundenes Fressen.
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