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Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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wirklich willkommen waren. Damals habe ich mich schon gefragt, ob er wohl mit einer von ihnen was hat.«
    »Können Sie sich an Namen erinnern?«

    Duggan verneinte, selbst als Chamberlain nachbohrte. Aber sie sagte, sie kenne jemanden, der ihr vielleicht weiterhelfen könne, einen Freund von Raymond Garvey aus der Zeit, als er bei der British Telecom zu arbeiten angefangen hatte. »Malcolm Reece war ein Wichser«, sagte sie. »Er kam vorbei und blieb sitzen, und ich durfte die beiden bedienen, ihnen Sandwiches machen und Bier aus dem Kühlschrank bringen. Manchmal grinste er so komisch, als ob er etwas wusste, von dem ich keine Ahnung hatte. Und einmal wurde ich deshalb so wütend, dass ich ihm absichtlich Tee auf den Schoß schüttete.« Sie schmunzelte bei dieser Erinnerung, aber die Freude währte nur kurz. »Selbst damals machte ich mir vor, das wäre nur Einbildung, dass es andere Frauen gibt. Dass nur Malcolm so drauf ist. Er war wirklich wahnsinnig von sich selbst überzeugt. Ich weiß noch, wie er mir einmal an den Hintern fasste, als Ray nicht hersah.«
    »Scheint ja sehr sympathisch zu sein«, meinte Chamberlain.
    Duggan nickte und trank ihr Glas leer. »So was wie Frauenmangel kannte Malcolm nicht, so viel steht fest.« Sie lehnte sich zurück und genoss die Sonne. »Wenn jemand weiß, was Ray damals getrieben hat und mit wem, dann er.«
    Chamberlain notierte sich den Namen und die Straße, in der Malcolm Reece in den achtziger Jahren wohnte. Sie bedankte sich bei Duggan dafür, dass sie sich die Zeit genommen hatte, vor allem da sie sich dafür hatte freinehmen müssen.
    »Ich hab gesagt, jemand käme, um den Boiler zu reparieren«, sagte Duggan. »Im Lauf der Jahre bin ich ganz geübt im Lügen geworden.«

    Chamberlain steckte ihr Notizbuch in die Tasche und fragte: »Warum hatten Sie und Ray keine Kinder?«
    »Wir wollten welche. Ich konnte keine kriegen.« Man hörte es ihr nicht an, aber ihr Blick verriet es, Chamberlain sah den Schmerz in ihren Augen, bevor sie wegsah. Selbst nach so vielen Jahren tat es ihr offensichtlich weh zu hören, dass Raymond Garvey ein Kind mit einer anderen Frau hatte. Chamberlain hatte es unterlassen, ihr zu sagen, dass andere einen weitaus höheren Preis für den Seitensprung ihres Mannes hatten zahlen müssen.
    »Möchten Sie noch eine Kleinigkeit essen?«, fragte Duggan. Sie deutete auf ein kleines italienisches Restaurant gegenüber. »Ich meine, wahrscheinlich müssen Sie gleich wieder zurück.«
    »So eilig habe ich es auch wieder nicht.« Chamberlain hatte Hunger, und sie hatte daran gedacht, nicht eine Rückfahrkarte für einen bestimmten Zug zu kaufen. Auch wenn es in Anbetracht der Umstände keine große Rolle spielte, aber der Schmerz war noch nicht aus Jenny Duggans Augen verschwunden.
     
    Kitson hatte einen Termin mit Dave Spedding, der als DCI die Ermittlung im Mordfall Chloe Sinclair geleitet hatte. Er war inzwischen Superintendent und hatte sein Büro im Victoria, daher brachte Thorne, nachdem sie die Sinclairs in Balham verließen, Kitson dort vorbei und fuhr dann weiter zum Peel Centre.
    Auf der Fahrt nach Norden musste er ständig an diesen schrecklichen Gefühlswirrwarr denken, mit dem Miriam und Alec Sinclair von ihrer Tochter erzählt hatten. Er kannte sich aus mit Kummer und wusste, dass irgendwann die Waagschale zugunsten der positiven Gefühle kippte und die
negativen Erinnerungen verblassten. Langsam, aber stetig, so war es ihm mit seinem Vater ergangen - und so war es noch immer. Der Tag würde kommen, an dem man Chloes Namen nicht mehr flüstern musste und seine Erwähnung ihnen nicht mehr die Luft raubte wie ein Schlag in die Magengrube.
    An dem man die Strickweste nicht mehr enger um sich wickeln musste, obwohl es warm war.
    In der Euston Road, wo es nur noch langsam vorwärtsging, zappte Thorne durch die Radiosender auf der Suche nach etwas einigermaßen Erträglichem. Bei einem klassischen Sender blieb er hängen, schwankte kurz und beließ es dabei. Er konnte Beethoven kaum von Black Sabbath unterscheiden, aber die Musik war angenehm, und trotz des Stopand-go-Verkehrs begannen seine Gedanken zu schweifen.
    Doch nicht sehr weit …
    Er dachte über Emily Walkers Mann nach und über Catherine Burkes unterirdischen Freund, den Vater von Greg und Alex Macken und die Eltern von Chloe Sinclair.
    Über die anderen Opfer von Anthony Garvey.
    Ohne die Gründe nennen zu können, stellte Thorne sie sich an einem Seil aneinandergereiht vor wie

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