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Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Verbindung zu bringen, aber …«
    Dowd begann an seinem Kragen herumzufingern. Er holte tief Luft und atmete langsam aus. »Es hat keinen Zweck, Ihnen was vorzumachen. Es ist nicht unbedingt einfach, mit mir zu leben.«

    »Das gilt auch für mich«, sagte Thorne.
    »Dann nehme ich noch ein paar Tabletten, was auch nicht gerade hilft. Seit meiner Kindheit hab ich praktisch alles an Medikamenten durch.«
    Thorne erinnerte sich an das entsprechende Kapitel aus einem der Bücher, die er gelesen hatte. Seit Raymond Garvey deiner Mutter den Schädel eingeschlagen hat, dachte er. Seit er sie hinter einer Bushaltestelle in Ealing hatte liegen lassen.
    »Aber Sarah weiß, wie sie mich auf die Palme bringt, sie kennt alle meine wunden Punkte. Darin ist sie eine wahre Expertin. Es scheint ihr richtig Spaß zu machen … Vor allem auf einem Punkt reitet sie besonders gerne herum. Sie wissen doch, wie manche Frauen darauf abfahren, einen bis aufs Blut zu reizen? Manchmal hab ich das Gefühl, dass sie das braucht, um überhaupt etwas zu spüren, sich lebendig zu fühlen. Als ob sie ihr Leben für Scheiße hält und ihr Blut nur dann in Wallung gerät, wenn sie so lange den Finger in die Wunde bohrt, bis sie eine Reaktion erhält. Also mir steht das bis hier. Ich brauch einen Platz, wo sie nicht an mich herankann, verstehen Sie? Nicht nur in meinem Kopf, mein ich.«
    Thorne nickte. Wahrscheinlich war er der Erste, dem Dowd das anvertraute, dennoch hörte es sich eingeübt an. Plötzlich sah er den Mann vor sich, wie er tagelang im Lake District herummarschierte und sich überlegte, was er seiner Frau sagen wollte, wenn sich die Gelegenheit dazu bot. Wie er sich jeden Abend im Pub betrank, um zu vergessen, warum er hier war. Und anschließend zurück in ein zugiges Bed and Breakfast ging und nach der Schere und dem Rasierapparat griff.
    »Ein Punkt ganz besonders, sagten Sie vorhin.«

    »Kids«, stieß Dowd hervor. »Sie wollte welche und ich absolut nicht.«
    Thorne kniff die Augen zusammen. »Schwierig.«
    »O ja. Ein paar Tage bevor ich abhaute hatte sie zu viel getrunken und fing damit an, sie könne sich ja jemand suchen, der welche will.« Er verschränkte die Arme und legte den Kopf nach hinten. »Vielleicht ist ja der Typ, der die Autos wäscht, dazu bereit. Ein paar schnelle Spritzer …«
    »Tut mir leid«, sagte Thorne. Es tat ihm eigentlich nicht leid, aber das schien ihm die passende Antwort zu sein.
    Als er aufstand, um sich zu verabschieden, sah Thorne kurz einen Riss in Dowds selbstsicherer Maske, etwas wie Enttäuschung, dass das Gespräch zu Ende war, blitzte auf. Und in seinen Augen stand Angst, als er Thorne zur Tür begleitete.
    »Sie werden diesen Typen doch erwischen, oder?«
    »Wir tun unser Bestes.«
    Dowd nickte schnell. »Natürlich, tut mir leid. Also, reden Sie mit Sarah. Sehen Sie, ob Sie das weiterbringt. Sie wissen schon, diese Autowäschersache.«
    »Ich halte Sie darüber auf dem Laufenden, was sich ergibt«, sagte Thorne.
    Als Thorne nach der Klinke griff, trat Dowd zu ihm und sagte: »Warum will jemand Kinder in eine solche Welt setzen? Eine so kranke Welt?«
    Seltsam war sie allemal, dachte Thorne etwas später, als er zu seinem Auto zurückging. Wenn einen der eine Mann bittet, seine Kumpel vor der Armenküche zu grüßen, während der andere seiner Frau nicht das Geringste zu sagen hat.

     
    »Wie werden Menschen so?«, fragte Louise. »Warum bleiben sie so lange zusammen, wenn sie einander derart hassen?«
    »Weil es einfacher ist, als allein zu leben?«
    »Nein …«
    »Oder es ist so, wie er sagt, und es gibt Leute, die den Streit lieben. Ist meine Sache nicht, aber was weiß ich schon?« Thorne hatte ihr von seinem Gespräch mit Andrew Dowd erzählt über die dysfunktionale Ehe. Den laut Dowd zentralen Streitpunkt hatte er nicht erwähnt. Diesen ganz besonderen Punkt.
    Louise schüttelte den Kopf. »Wenn es nicht funktioniert, sollte man es bleiben lassen.«
    »Ich werde es mir merken.«
    »Gut. Denn wenn du anfängst, mir auf die Nerven zu gehen, tausche ich dich gegen ein jüngeres Modell ein.«
    Thorne saß auf dem Sofa, eine Bierflasche in der Hand. Er hatte Nick Maiers Buch über die Garvey-Morde durchgeblättert und noch einmal die Abschnitte gelesen, die sich mit dem Tod der Mütter von Andrew Dowd und Graham Fowler befassten, und das erschütternde Kapitel, das den Mord an Frances Walsh, Simons Mutter, beschrieb. Sie war das dritte Opfer, das entdeckt wurde, obwohl man später

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