Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten
verletzen, Mann.«
»Langsam wird’s Zeit. Du bekommst schon einen Bauch.«
Theo drehte sich zur Seite und betrachtete sich in dem Spiegel an der Tür. »Das sind Muskeln«, sagte er und rieb sich über den Bauch. »Und der aufgerollte Schwanz.«
Javine grinste und meinte, sie wolle aufbleiben, aber sie fühle sich kaputt. Bevor er die Tür hinter sich zuzog, sah
Theo ihr nach, wie sie ins Schlafzimmer ging und leise mit dem Baby sprach. Dann lief er die Treppe hinunter zum ersten Stock und an drei Türen vorbei zur Wohnung seiner Mutter, um zum zweiten Mal zu Abend zu essen.
Sie saßen in einem kleinen, vollen Pub hinter dem Kricketplatz. Sie mussten sich über den Lärm der Glücksspielautomaten und einer auf Stadionsongs der Achtziger spezialisierten Musikbox hinweg unterhalten. Und dazu noch gegen das hochgestochene Gebrüll von ein paar Businesstypen aus der City ankämpfen, die am Nebentisch saßen.
»Um die Ecke ist ein guter Inder«, sagte Paul.
»Wenn es dort Korma oder was in der Richtung gibt.« Helen lächelte die kleine blonde Frau ihr gegenüber an. »Etwas zu Scharfes, und das Baby hier kommt ein paar Wochen zu früh.«
Ihre Freundin lachte. »Wenn dir die Fruchtblase bei Marks & Spencer platzt, bekommst du einen Geschenkkorb.«
»So ein Quatsch«, sagte Paul.
»Vielleicht bekommst du, wenn sie beim Inder platzt, einen Jahresvorrat an Papadam.«
Der Mann neben ihr grinste. »Ich bin nicht so wild auf indisches Essen.«
»Mir ist es egal«, sagte Helen.
»Entscheidet ihr das«, sagte Paul. »Ich hol noch was zu trinken.« Eigentlich hätte es nur ein Glas vor dem Essen sein sollen, aber inzwischen hatte Paul drei Bier in zwanzig Minuten getrunken. Seine Stimme war lauter als nötig.
»Wenn wir jetzt nicht gehen, bekommen wir vielleicht keinen Tisch mehr«, sagte Helen.
Paul ignorierte sie und trank sein Glas leer.
Helen sah zu ihrer Freundin, die nur die Schultern zuckte. Helen und Katie hatten dieselbe Schule besucht, und die zwei
Paare – Helen, Paul, Katie und ihr Freund Graham – trafen sich alle paar Monate zum Essen. Paul mochte Katie, zumindest sagte er das, aber der Freund ging ihnen allen dreien nach einiger Zeit auf die Nerven.
»In der Zeitung steht, sie haben oben in Glasgow vielleicht einen Serienkiller gefasst«, sagte Graham.
Paul stöhnte in sein Glas.
»Ach, fang nicht damit an«, sagte Katie.
Kichernd griff Helen nach ihrem Glas Wasser. So begann es meistens.
»Übler Bursche, wie man hört.«
»Gibt wenig nette«, sagte Paul.
Graham rutschte auf seinem Stuhl nach vorn und beugte sich nahe zu Paul. »Ich weiß, du hattest noch nie mit einem zu tun, aber mit normalen Mördern schon, oder? Was ist denn mit dem letzte Woche in Essex, der total durchdrehte und seine Mutter aufschlitzte? Hast du mit dem zu tun?« Er wartete. »Aber gehört hast du doch sicher was? Berichte gelesen oder so.«
Paul schaute ihn nur an. »Warum fährst du auf diesen Kram eigentlich so ab?«
»Ich fahr doch nicht …«
»Du hast doch einen Steifen in der Hose?«
Graham schluckte. Ein, zwei Sekunden sah es so aus, als sei der Abend früher als erwartet zu Ende, aber dann mischte sich Katie ein. »Falls er einen hat, könntest du ihm bitte, bitte noch ein paar saftige Details erzählen? Wir können alle Hilfe brauchen, und es ist um einiges billiger als Viagra.«
Graham errötete und beugte sich zu ihr. »Ich finde das interessant, das ist alles.«
Paul stand auf, nahm sein leeres Glas und das von Katie und wartete auf eine Reaktion Grahams. »Noch eine Runde?«
Niemand widersprach. Doch als Paul sich hinter dem
Tisch vorzwängte, warf ihm Helen einen Blick zu, der hieß: Halt dich zurück.
Die Antwort war ein dickes, fettes Leck-mich-Grinsen.
Paul bestellte an der Theke und ging zur Toilette. An den Pissoirs stand ein Mann, Paul wartete an den Waschbecken, bis der Mann weg war. Dann holte er sein Handy heraus und gab eine Nummer ein, klemmte das Handy zwischen Schulter und Ohr, während er pinkelte.
Der Mann am anderen Ende meldete sich mit einem Knurren, als habe er ihn aufgeweckt.
»Ich bin’s.«
»Was willst du, Paul?«
»Kann ich morgen bei dir vorbeischauen?«
Eine Pause. In der Ferne Maschinenlärm.
»Warum nicht?«
»Um zwei Uhr, okay?«
»Ich hab gerade die Handwerker hier. Hast du einen Stift?«
»Kann ich mir merken«, sagte Paul.
»Wo bist du? Hört sich wie eine Toilette an.«
»Sag’s mir einfach.«
Paul prägte sich die Adresse ein. »Hast du darüber
Weitere Kostenlose Bücher