Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten
nicht nur für ihn, nicht wirklich. Es ging ihm dabei genauso um sich selbst. Er wollte, dass die Leute kapierten, dass er weiterdachte, dass man sich auf ihn verlassen konnte, dass er in
der Lage war, seine Leute richtig einzuschätzen. Wem man vertrauen und wen man vergessen konnte. Wave sollte sehen, was in ihm steckte, dass er für höhere Aufgaben, für eine Beförderung infrage kam.
Jetzt hatte er sein Maul aufgerissen und musste eine »Beurteilung« oder so was schreiben . Und ich hau sie dir um die Ohren, wenn dein dürrer Freund Mist baut …
Das hätte definitiv besser laufen können.
Er brüllte Mikey und SnapZ an, bevor er die Mitte des Saals erreicht hatte.
9
Babys wollten immer was, fand Theo. Es sei denn, sie schliefen, was sie nie taten, wenn es einem in den Kram gepasst hätte. Sie brüllten, und man gab ihnen zu essen. Sie brüllten, und man wechselte die schmutzige Windel. Manchmal brüllten sie auch nur, um zu nerven, zumindest kam es ihm so vor …
Und dann sahen einen diese schlauen Kerlchen an oder man roch an ihrem Kopf, und alles war nur noch halb so wild.
Javine war um sieben Uhr gegangen. Er hatte den Kleinen nun seit drei Stunden bei sich und fühlte sich, als habe er einen Marathon hinter sich. Er wollte die Sache im Griff haben und zwischendurch aufräumen, damit Javine kein Chaos vorfand, wenn sie zurückkam, und sie nicht stritten. Er wollte es auf keinen Fall vermasseln und befolgte genau, was Javine aufgeschrieben hatte.
Checke auf deinem Handrücken, ob die Milch okay ist.
Nimm Watte und warmes Wasser – die Feuchttücher sind schlecht für seinen Ausschlag.
Und leg ihm die Pampers nicht wieder verkehrt rum an, Dödel!!!
Es war noch nicht zehn Uhr, und er war total kaputt. Dabei hatte er keine Ahnung, wann Javine zurückkommen wollte. Er hatte sie fragen wollen, als sie sich fertig machte, es sich dann aber anders überlegt, um sie nicht unter Druck zu setzen. Er hatte es geschafft, ein paar Minuten vor dem Fernseher zu schlafen und den Kleinen dabei in der Wippe zu parken, aber das ging nicht lange gut.
Ihm das Fläschchen zu geben hatte eigentlich Spaß gemacht. Theo hatte es genossen, wie der Kleine nuckelte und schmatzte und die kleinen Fingerchen sich in seinem T-Shirt festkrallten. Auch die Bäuerchen-Nummer war witzig gewesen, zumindest der Anfang. Er hatte laut gelacht, als der Rülpser kam, und ihm erklärt: »Yeah, nur raus damit, Alter.« Geflucht hatte er später, als er die milchige Babyspucke auf seinem Lieblingsshirt entdeckte.
Leg ein Tuch unter fürs Bäuerchen.
Fünf Minuten, nachdem der Kleine fertig war, klingelte es an der Tür.
Leg ihn auf den Bauch und massier ihm den Rücken.
Er braucht seinen Drachen, und schalte sein Mobile an.
Vielleicht will er ein paar Minuten deinen Finger halten.
Theo sprang auf und hechtete zur Tür, um dort zu sein, bevor es erneut klingelte. Aber der Kleine fing an zu brüllen, bevor er die Klinke erreicht hatte.
Als er fünf Minuten später mit dem greinenden Baby im Arm ins Wohnzimmer zurückkam, hatte Easy es sich mit einer offenen Dose vor dem Fernseher bequem gemacht und sah sich an, was auf Men & Motors lief. Er deutete mit dem Kinn auf den Fernseher. »Danach kommt was mit Stripperinnen.« Er sah auf und beobachtete, wie Theo dem Baby über den Rücken strich und es beruhigte. »Das ist lachhaft, Alter, dass du dich mit der Scheiße abgibst.«
Theo zuckte die Schultern. »Javine kommt nie raus.«
»Und ein Babysitter?«
»Kostet fünf Pfund die Stunde.«
»Du solltest weggehen können, wenn dir danach ist, Alter.« Easy lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf. »Das gehört dazu. Deine Leute checken, Geschäfte machen, tun, was getan werden muss.«
»Kann ich mir nicht leisten.«
»Du brauchst mehr Kohle, das steht fest«, sagte Easy. »Du musst dir was anderes suchen, kapiert?«
»Vielleicht sollte ich babysitten.«
Dem Kleinen schien es an seiner Schulter zu gefallen, also setzte sich Theo neben Easy und griff nach einem Bier. Easy beugte sich rüber und streichelte den Kleinen am Arm.
»Wie heißt er denn?«
Theo sah ihn an. »Du weißt doch, wie er heißt.«
»Ich kann mir ja nicht alles merken.«
»Er heißt Benjamin«, sagte Theo. »Benjamin Steadman Shirley.« Benjamin nach Javines Vater und Steadman nach seinem. Shirley, obwohl er und Javine nicht verheiratet waren.
Easy nickte. »Nettes Kerlchen, Mann.«
»Yeah.« Easy hatte es gesagt, als spreche er über die Features eines
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